Europa

Unfair und intransparent: EU-Kommission kritisiert Regierungsinserate

Die EU-Kommission hat einen Bericht zur Rechtsstaatlichkeit in den Mitgliedstaaten veröffentlicht. Vor allem Polen und Ungarn werden dort wegen der Eingriffe der Regierung in die Justiz gerügt. Doch auch Österreich und Deutschland stehen in der Kritik. Auch hier gibt es ein Weisungsrecht des Justizministers auf die Staatsanwaltschaft.  Und Österreich steht auch in einer anderen Frage in der demokratiepolitischen Kritik: Inserate der Bundesregierung werden nicht fair und ohne transparente Kriterien vergeben.

„Illiberale Demokratie“ nennt es der ungarische Staatschef und Partei-Kollege von Sebastian Kurz, Viktor Orbán. Rechtsstaatlich „bedenklich“ nennt es die EU-Kommission in ihrem neu veröffentlichten Bericht. Dort stehen vor allem die Entwicklungen in Polen und Ungarn im Fokus. Polen und Ungarn zeigten prompt auf Deutschland und Österreich, wo der Justizminister ebenso ein Weisungsrecht an die Staatsanwaltschaft hat. Vergleichbar findet das die EU-Kommission zwar nicht, da der Justizminister in Österreich und Deutschland nicht gleichzeitig oberster Ankläger ist – kritisiert die beiden Länder aber trotzdem.

Monitoring zu Rechtsstaatlichkeit

Die EU-Kommission stellt diesen Bericht zur Lage der Rechtsstaatlichkeit in den Mitgliedstaaten zum ersten Mal vor. Ziel des jährlich geplanten Rechtsstaatlichkeitsberichts ist es der Kommission zufolge, einen Dialog mit den Mitgliedstaaten über gemeinsame Grundwerte zu starten, um Probleme in Zukunft zu verhindern und die Demokratie zu stärken. Der Bericht soll auch von nationalen Parlamenten und Behörden diskutiert werden. Und er ist als Ansporn gedacht, sich zu verbessern.

Weniger Budget bei Nichteinhaltung

Ganz freiwillig ist dieser Ansporn nicht: Die Verteilung des EU-Budget soll an die Einhaltung von Grundwerten gebunden werden. Wer rechtsstaatliche Prinzipien nicht einhält, bekommt einen kleineren Anteil am Budget. Der Vorschlag liegt seit längerem auf dem Tisch. Deutschland, das derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat, versucht nun einen erneuten Anlauf. Polen und Ungarn versuchen die Frage auf die höchste Ebene zu heben, denn im EU-Rat brauchen Beschlüsse Einstimmigkeit. Die beiden Ländern könnten damit diesen Vorschlag blockieren.

Korruption bleibt ein Problem

Auch Korruption ist ein Thema im Bericht. Besonders Slowenien,  die Slowakei, Malta und Kroatien werden hier hervorgehoben. Wohl merkt man allerdings an, dass es in der Slowakei und Malta Anstrengung gibt, dem Problem Herr zu werden. In beiden Ländern spitzte sich die Lage in junger Vergangenheit dermaßen zu, dass Aufdeckungsjournalisten ermordet wurde.

Druck auf Medien

Doch auch anderswo wird Druck auf Medien ausgeübt, wie der Bericht zeigt. Auch die Inserate und Medienförderungen sind darin Thema.

Und Österreich kommt dabei schlecht weg: Inserate der Bundesregierung werden nicht fair und ohne transparente Kriterien vergeben, urteilt die EU-Kommission.

Tatsächlich hat die Regierung gerade in der Corona-Krise für Inserate und Marketing tief in die Tasche gegriffen. Die Regierung hat 20 Millionen für die „Schau auf dich – schau auf mich“ Kampagne ausgeben. Im Zuge dessen hat das Bundeskanzleramt seine Werbeausgaben verzehnfacht. 

Im Inserate verteilt die Ministerin Aschbacher direkt Geld in Familien. Im echten Leben warteten die Familien Monate.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1635 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1635 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 16%, 435 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    435 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 346 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    346 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 256 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    256 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 133 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    133 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2805
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.
Share
Jakob Zerbes

Neue Artikel

So weit hinten wie noch nie: Österreich stürzt bei Pressefreiheit auf Platz 32 ab

Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichen jedes Jahr ein Ranking, wie es um die weltweite Pressefreiheit…

3. Mai 2024

AK-Wahlen: Sozialdemokratie gewinnt – Regierungsparteien verlieren

Die Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) gewinnen trotz leichtem Minus die AK-Wahlen klar. In sieben…

3. Mai 2024

Die Familie Lopez aus Haslach: Bestens integriert, trotzdem abgeschoben!

2021 kam die Familie Lopez nach Haslach in Oberösterreich. Die Mutter fand schnell Arbeit als…

2. Mai 2024

Fast eine halbe Million Österreicher haben nicht genug zu essen

Armut in Österreich: Fast eine halbe Million Menschen können sich nicht genug zu essen leisten.…

2. Mai 2024

1. Mai – Seine Geschichte und Bedeutung für unsere Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und faire Löhne

Am 1. Mai wird auf der ganzen Welt der Tag der Arbeit gefeiert. Der Feiertag…

30. April 2024

Niederösterreich: So halbiert eine rote Gemeinde den Strompreis für alle

In der Gemeinde Trumau wird bald Realität, was sich viele lange erträumt haben: Strom zum…

30. April 2024