Wirtschaft und Finanzen

Trotz halber Milliarde Dividende und Kurzarbeit: MAN kündigt 2.300 Mitarbeiter in Steyr

Der deutsche Lastwagen-Hersteller MAN will ein Viertel seiner Mitarbeiter in Österreich und Deutschland abbauen. Das gesamte Werk in Steyr soll geschlossen werden. Dabei gibt es keine wirtschaftliche Not. Der Umsatz liegt bei 11 Milliarden Euro, die Rendite soll auf 8 Prozent erhöht werden. Zuerst nahm der Konzern Kurzarbeit in Anspruch, jetzt schickt er 2.300 Mitarbeiter in Steyr in die Arbeitslosigkeit – obwohl der Konzern vor 4 Jahren noch eine Standortgarantie bis 2030 vertraglich zusicherte. MAN ist nicht das erste Unternehmen, das das ausnützt.

4,6 Milliarden Euro hat sich der Staat die Kurzarbeit für Unternehmen in der Corona-Krise bis jetzt kosten lassen. Das sozialpartnerschaftliche Modell der Kurzarbeit gilt als vorbildhaft: Statt Mitarbeiter bei schwachem Geschäft zu kündigen, übernimmt der Staat die Kosten für Löhne und Gehälter.

Firmen bekommen Staatshilfen auch bei Kündigungen

Doch die Regierung hat darauf verzichtet, die Wirtschaftshilfen auch an faires Verhalten der Unternehmen zu knüpfen. Das nützen vor allem große Unternehmen aus: Andritz, Novomatic und KTM nehmen mit einer Hand Corona-Hilfen vom Staat und schütten mit der anderen Hand Dividenden an Aktionäre und Boni an die Manager aus. Selbst Tochterunternehmen in Steueroasen wie Malta oder Irland dürfen sie behalten, um weiter Steuern an Österreichs Finanzämtern vorbeizuschleusen.

Noch schlimmer wirkt sich jetzt aber aus, dass die Regierung auch auf eine Arbeitsplatzgarantie bei Staatshilfen verzichtet hat. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) betonte am Donnerstag zwar die „hohe Bedeutung der Kurzarbeit für den Arbeitsmarkt und die Sicherung von Beschäftigung“ – doch nicht wenige Unternehmen haben sich zuerst Kurzarbeit für tausende Mitarbeiter zahlen lassen und dann Mitarbeiter gekündigt. Das geht nur, weil die Regierung sie lässt.

Vorstand Andreas Renschler will die Rendite für Aktionäre erhöhen, dafür verliert jeder vierte Mitarbeiter seine Arbeit. (Foto: TRATON Unternehmenskommunikation / CC BY-SA 4.0)

Halbe Milliarde an Aktionäre, ein Viertel der Mitarbeiter gekündigt

Ein besonders krasser Fall ist nach Swarovski in Wattens jetzt der Lastwagen-Hersteller MAN. Er will seinen ganzen Produktionsstandort in Steyr mit 2.300 Mitarbeitern schließen. Dabei geht es MAN wirtschaftlich nicht schlecht: Der Umsatz der Münchner Konzernmutter Traton liegt bei elf Milliarden Euro. Die Aktionäre beschließen am 23. September, sich eine halbe Milliarde Euro Dividende auszuschütten. Die Vorstände kassieren Bezüge von 11 Mio. Euro.

Die Eigentümer von MAN spüren also nichts von der Krise, dennoch nutzt der Konzern die Gunst der Stunde und baut ein Viertel seiner Mitarbeiter in Österreich und Deutschland ab – ließ sich zuvor aber durch Steuergeld unterstützen. Die Konzernführung will so in drei Jahren eine Umsatzrendite von acht Prozent erreichen.

MAN will sich an Vertrag mit dem Betriebsrat nicht halten

Die Beschäftigten bei MAN Steyr trifft die Nachricht völlig unerwartet. Schließlich wurde erst vor vier Jahren die Sicherung des Standortes per Vertrag bis 2030 zwischen dem Betriebsrat und dem Konzern vereinbart. Das MAN-Management lässt nun prüfen, ob und wie es die bestehenden und bis 2030 geltenden Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge für Steyr vorzeitig kündigen kann.

Zig Firmen kündigen Mitarbeiter trotz Staatshilfen

MAN und Swarovski sind bei weitem nicht die einzigen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit schickten, um sie dann gleich zu kündigen. Hier einige Beispiele von Unternehmen, die trotz Kurzarbeitsgeldern jetzt Mitarbeiter kündigen.

  • Wasseraufbereiter BWT streicht 60 Stellen in Mondsee.
  • Magna Powertrain streicht über 100 Stellen.
  • Andritz baut 180 Jobs ab; davor haben sich die Aktionäre noch 50 Mio. Dividende ausbezahlt. Andritz-Chef Leitner alleine bekam 2020 12 Mio. Euro Dividende.
  • Swarovski streicht nach dem Ende der Kurzarbeit 1.600 Jobs in Wattens.
  • Der Medizinprodukte-Hersteller W&H Dentalwerk streicht in Bürmoos 70 Stellen.
  • Der E-Motorenhersteller ATB schließt den Standort in Spielberg und kündigt 360 Beschäftigte nach der Kurzarbeit.
  • Der Wäschehersteller Huber spricht 70 Kündigungen aus.
  • Auch der Unterwäsche-Hersteller Wolford kündigt 54 Leute.
  • Saubermacher kündigt 38 Mitarbeiter am Tag nach der Kurzarbeit.
  • Die Voestalpine baut zwischen 500 und 550 Jobs ab.
  • AUA baut trotz gigantischer Staatshilfen 1.100 Stellen ab, aber vorerst keine Kündigungen
  • Die Salzburger Aluminium AG kündigt an den österreichischen Standorten in Lend und Schwarzach 29 Mitarbeiter.
Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1469 Stimmen
    59% aller Stimmen 59%
    1469 Stimmen - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 378 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    378 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 307 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    307 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 214 Stimmen
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    214 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 109 Stimmen
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    109 Stimmen - 4% aller Stimmen
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12. März 2024
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Patricia Huber

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