Gesundheit & Leben

Medizin-Test: 12.000 wollen Ärzte werden, nur 1.850 dürfen – trotz Ärztemangel

12.000 Menschen haben am Aufnahmetest für das Medizinstudium teilgenommen. Erfreulich angesichts des Ärztemangels – weniger erfreulich ist, dass nur etwas mehr als 10 Prozent einen Platz bekommen werden. Denn die heimischen öffentlichen Medizin-Unis bieten 1.850 Studienplätze an. Angesichts der kommenden Pensionierungswelle in der Ärzteschaft ist das viel zu wenig. Die SPÖ fordert eine Verdoppelung der Studienplätze.

Insgesamt haben sich 15.788 Personen mit 31. März 2022 verbindlich für die Medizin-Aufnahmeverfahren am 8. Juli angemeldet. 12.000 sind es dann auch wirklich geworden. Den Anmeldungen stehen 1.850 Studienplätze gegenüber, davon 760 an der Medizinischen Universität Wien, 410 an der Medizinischen Universität Innsbruck, 370 an der Medizinischen Universität Graz und 310 an der Medizinischen Fakultät der JKU Linz. Das sind rund 100 Plätze mehr als im Vorjahr. Bei weitem nicht genug, findet die SPÖ und verweist auf den Ärztemangel.

„Gemeinde sucht Arzt/Ärztin“

Viele Gemeinden suchen Ärzt:innen, die Praxen sind oft jahrelang nach den Pensionierungen der Vorgänger unbesetzt. So auch in der steirischen Gemeinde Rosental. In ihrem selbstgedrehten Video versuchen die Bewohner, ihre Gemeinde für einen Kassenarzt schmackhaft zu machen. Die Rahmenbedingungen klingen top: Gute öffentliche Anbindung nach Graz, ein Einzugsgebiet von 30.000 EinwohnerInnen und eine fix-fertige Praxis, die nur noch bezogen werden muss. Trotzdem findet sich niemand.

Rosental ist mit seinem Problem nicht alleine: 200 Arztpraxen mit Verträgen der Gesundheitskasse sind derzeit in Österreich nicht besetzt. 121 davon in der Allgemeinmedizin. Ein paar hunderttausend Menschen in Österreich haben heute schon keinen Hausarzt in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung. Mit künftigen Pensionierungswellen wird die Lage noch angespannter.

„Ganz Österreich spürt längst die ersten Auswirkungen des drohenden Ärztemangels. Dabei zeigt sich Jahr für Jahr: Es gibt genug junge Menschen, deren Traum es wäre, Leben zu retten. Wir sollten ihnen die Chance, ihren Traum zu erfüllen, auch geben“, sagt der Gesundheitssprecher der SPÖ, Philip Kucher.

Die Österreichische Hochschülerschaft schlägt in dieselbe Kerbe. „Wir stellen uns klar gegen jegliche Zugangsbeschränkung“, so die Vorsitzende Keya Baier in einer Aussendung. Gefordert sei das Bildungsministerium, um der „sozialen Selektion aktiv entgegenzusteuern.“

Jeder Zweite besuchte Vorbereitungskurs

Auch die Medizinischen Universitäten wissen aufgrund von Befragungen nach dem Test, dass jeder zweite Teilnehmer einen kostenpflichtigen Vorbereitungskurs besucht hat. Diese Kurse schlagen mit hohen Kosten von 600 bis 2.500 Euro zu Buche.

„Alle haben die gleichen Chancen“, betonte die Vizerektorin der Medizinischen Universität Wien Rieder. Aufnahmeverfahren sortieren jene aus, die ohnehin nicht erfolgreich wären, so die These der Veranstalter. Doch die „kann nicht bestätigt werden“, so die Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) aus dem Jahr 2018. Oder mit anderen Worten: Aufnahmetests, vor allem in Medizin und Wirtschaft, halten Jugendliche vom Studium ab, die sehr wohl erfolgreich abschließen hätten können. Die 2005 eingeführten Tests zeigen also nicht, wer geeignet ist, ein Studium abzuschließen. Sie schaffen eine soziale Schieflage.

Als „kritisch“ beurteilt das IHS diesen Rückgang der Studierenden aus nicht akademischem Elternhaus. Zu beobachten ist dieser „soziale Filter“ in den Fächern Medizin und Veterinärmedizin seit 2005. Im Medizin-Studium sank sowohl die Zahl derjenigen mit Eltern ohne Matura, die das Studium begannen (von rund 30 bis 35 Prozent auf 20 bis 25 Prozent) als auch jener, die es abschlossen (von rund 30 Prozent auf rund 20 Prozent).

Fakten zum Medizin-Test MedAt

Das Aufnahmeverfahren dauert mit Mittagspause etwa acht Stunden. Abgeprüft wird das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, Lesekompetenz und Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten. Mindestens 95 Prozent der Studienplätze sind EU-BürgerInnen und ihnen im Hinblick auf den Studienzugang gleichgestellten Personen vorbehalten und mindestens 75 Prozent der Studienplätze Studienwerbenden mit einem Reifezeugnis aus Österreich. Diese Kontingentregelung gilt allerdings nur für die Vergabe der Studienplätze in Humanmedizin.

 

Wie sollen wir in Österreich die Teuerung bzw. ihre Folgen bekämpfen?

Maximal 4 Antwortmöglichkeiten

  • Steuern auf Arbeit senken, dafür Steuern auf Millionenvermögen erhöhen 24%, 269 Stimmen
    24% aller Stimmen 24%
    269 Stimmen - 24% aller Stimmen
  • Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken 20%, 232 Stimmen
    20% aller Stimmen 20%
    232 Stimmen - 20% aller Stimmen
  • Energiepreise stärker regulieren 15%, 174 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    174 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Mieterhöhungen für die nächsten zwei Jahre stoppen 13%, 144 Stimmen
    13% aller Stimmen 13%
    144 Stimmen - 13% aller Stimmen
  • Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen 12%, 136 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    136 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Ganztagesschulen kostenlose machen 8%, 89 Stimmen
    8% aller Stimmen 8%
    89 Stimmen - 8% aller Stimmen
  • Höchstzinsen für Häuselbauerkredite einführen 5%, 55 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    55 Stimmen - 5% aller Stimmen
  • Mindestzinsen für bestimmte Sparprodukte einführen 4%, 43 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    43 Stimmen - 4% aller Stimmen
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13. Mai 2024
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Jakob Zerbes

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