Das wollen ÖVP, FPÖ und Konzerne für uns: 41-Stunden-Woche und später in Pension

1975 hat Österreich die 40-Stunden-Woche als Normal-Arbeitszeit eingeführt. Heute, 50 Jahre später, weiß man: Kürzere Arbeitszeiten steigern die Produktivität und Motivation. Doch sowohl ÖVP und FPÖ als auch Vertreter von Industrie und Wirtschaft arbeiten daran, die Bedingungen für Arbeitnehmer zu verschlechtern. So will die Industriellenvereinigung etwa die 41-Stunden-Woche einführen. FPÖ & ÖVP haben bereits die Bedingungen für eine höhere Arbeitszeit geschaffen, indem sie den 12-Stunden-Tag gesetzlich möglich gemacht haben. 

Industriellenvereinigung fordert 41-Stunden-Woche – ohne mehr Lohn

Die Arbeitnehmer:innen in Österreich arbeiteten 2022 im EU-Vergleich überdurchschnittlich viel. Mit einer Arbeitszeit von 40,8 Stunden pro Woche lagen sie europaweit auf Platz 2. Den Vertretern der Industrie ist das allerdings nicht genug. Georg Knill, Chef der Industriellenvereinigung, fordert aktuell eine 41-Stunden-Woche. Das bedeutet: weniger Freizeit und pro Stunde weniger Lohn. Im Durchschnitt würden die Arbeitnehmer:innen bis zu 7,8 Prozent Lohn verlieren und müssten rund 4 Wochen im Jahr gratis arbeiten.

ÖVP will zu Vollzeit verpflichten

ÖVP-Arbeitslandesrätin Astrid Mair will Hochschulabsolvent:innen nach dem Studium in Vollzeitverträge zwingen. Geht es nach ÖVP-Klubchef August Wöginger, sollen weniger Menschen Teilzeit arbeiten können. Dabei zeigen Umfragen, dass sich die Mehrheit der Beschäftigten wünscht, nicht länger, sondern kürzer zu arbeiten. Als Ideal gelten im Schnitt 31 Stunden pro Woche. Auch Studien legen nahe, dass eine kürzere Arbeitszeit die Produktivität und Motivation steigert. Zudem sind Arbeitnehmer:innen dadruch seltener überarbeitet, gestresst oder im Krankenstand.

Längere Arbeitszeit: ÖVP und FPÖ lassen dich mehr (unbezahlte) Überstunden machen

Österreichs Arbeitnehmer:innen haben im Jahr 2023 insgesamt 180 Millionen Mehr- und Überstunden geleistet. 46,6 Millionen (!) davon, also mehr als ein Viertel, wurden weder bezahlt noch durch Zeitausgleich abgegolten. Die Beschäftigten haben also gratis gearbeitet und Unternehmen haben sich satte 1,3 Mrd. Euro erspart.

Möglich gemacht wurde das durch die Novelle des Arbeitszeitgesetzes, das ÖVP und FPÖ 2018 beschlossen haben. Damit hat die ÖVP einen gesetzlichen Rahmen geschaffen, um die zulässige Arbeitszeit von 10 auf 12 Stunden pro Tag bzw. 60 Stunden pro Woche auszuweiten.

Wirtschaftskammer: „Erster Krankenstandstag soll nicht mehr bezahlt werden.“

Ein aktueller Report des WIFO zeigt, dass 2023 jeder berufstätige Mensch in Österreich 15,4 Tage krankgeschrieben war. Das ist um ein Viertel mehr als 2021. Ausgerechnet jetzt fällt die Wirtschaftskammer mit einer skurrilen Forderung auf. Geht es nach Peter Bachmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg, soll der erste Krankenstandstag in Zukunft nicht mehr bezahlt werden. Das erhöht den Druck auf die Arbeitnehmer:innen zusätzlich. Wer sich krankmeldet, verliert Geld.

Buchmüller fantasiert aber noch weiter: Die Urlaubsansprüche der Beschäftigten, die länger als zehn Wochen im Krankenstand sein müssen, die sonst mitgenommen werden würden, sollen verfallen. Mehr Details dazu hier.

Industriellenvereinigung will Feiertage streichen

Industriellenvereinigung-Generalsekretär Christoph Neumayer sind wiederum gesetzliche Feiertage ein Dorn im Auge. Er will viele davon ersatzlos abschaffen. Dabei leisten Arbeitnehmer in Österreich trotz 8 Feiertagen 1.725 Jahresarbeitsstunden. Und das auch ohne 41-Stunden-Woche. Zum Vergleich: Frankreich kommt auf 1.608 Jahresarbeitsstunden und 10 Feiertage, Deutschland auf 1.681 Arbeitsstunden und 7 Feiertage.
Bereits im Jahr 2019 wurde der Karfreitag von ÖVP und FPÖ als Feiertag abgeschafft. Wer an diesem Tag freihaben möchte, muss ihn zum „persönlichen Feiertag“ machen. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es dafür allerdings nicht.

Pensionen: Die ÖVP will dein Antrittsalter erhöhen

Das Regelpensionsalter in Österreich beträgt 65 Jahre. Seit 1. Jänner 2024 wird das Pensionsantrittsalter von Frauen schrittweise von 60 auf 65 Jahre angehoben. Für ÖVP-Minister Magnus Brunner geht das nicht weit genug. Er möchte das Pensionsantrittsalter für alle Arbeitnehmer auf 67 bzw. 68 Jahre anheben.
Auch Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, setzt sich dafür ein, das Antrittsalter zu erhöhen. Er fordert, dass Teilzeitarbeitende grundsätzlich mehr Stunden arbeiten müssen, bevor sie in Pension gehen dürfen.

ÖVP-Minister Kocher will Weiterbildung erschweren

Anstatt die Bedingungen für Arbeitnehmer:innen zu verbessern, macht sich Arbeitsminister Martin Kocher von der ÖVP dafür stark, den Zugang zur Bildungskarenz einzuschränken. Der allgemeine Zugang zu Weiterbildung soll erschwert, der Leistungsdruck erhöht werden: Wer neben dem Job ein Studium absolviert, muss doppelt so viel leisten. Statt 8 ECTS sollen in Zukunft 16 ECTS nachgewiesen werden. Außerdem soll ein Beratungsgespräch beim AMS verpflichtend sein, in dem die Ausbildung auch abgelehnt werden kann.

Die Forderung der SPÖ lautet: Keine 41-Stunden-Woche, sondern die arbeitenden Menschen entlasten!

Das Arbeitszeitgesetz ist seit fast 50 Jahren in Kraft. Seitdem hat sich die Produktivität verdoppelt. Auch die Lebensumstände haben sich stark verändert. Es ist höchste Zeit, die Arbeitnehmer zu entlasten, anstatt immer nur mehr zu fordern und den Druck zu erhöhen.
Ein häufig genanntes Argument ist, dass längere Arbeitszeiten notwendig sind, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Längere Arbeitszeiten seien notwendig, um die Produktivität zu steigern und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Studien zeigen aber, dass längere Arbeitszeiten nicht zu höherer Produktivität führen, sondern Übermüdung und Erschöpfung verursachen. Die SPÖ will arbeitende Menschen in Österreich deshalb entlasten und spricht sich gegen eine 41-Stunden-Woche aus. Ganz im Gegenteil: Sie setzt sich für eine schrittweise Verkürzung der Arbeitszeit ein.

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7. August 2024
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Jasmin Mahmoud

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