Strache klagt Kontrast wegen der Berichterstattung zur Abrechnung persönlicher medizinischer Hilfsmittel auf Parteikosten. Der Fall kommt vor Gericht und Norbert Hofer sowie Dominik Nepp könnten als Zeugen geladen werden, um festzustellen, ob die FPÖ für die leistungsstärkenden Medikamente des älteren Herren aufkam.
Straches Anwalt meldete sich am 24. juli 2020 bei Kontrast (und gab dabei als Wohnsitz Klosterneuburg an). Sein Anliegen: 11.000 Euro als Entschädigung für die „bloßstellende Erörterung bzw Darstellung seines höchstpersönlichen Lebensbereichs“ sowie die Löschung des Artikels „HC Strache im Spesen-Himmel: Urlaube um 40.000 Euro, bis zu 3.000 Euro monatlich für Clash of Clans“. Strache fühlt sich durch die Erwähnung von Medikamenten in seinem höchstpersönlichen Lebensbereich verletzt. Wohl kann vermutet werden, dass es dem Ex-FP-Chef nicht gefällt, dass allzu ausführlich über sein Luxusleben auf Parteikosten berichtet wurde. Strache selbst streitet das übrigens ab und behauptet, er habe die privaten Ausgaben der FPÖ später wieder zurückerstattet.
Kontrast berichtete wie die meisten österreichischen Medien über Straches Spesenabrechnungen an die FPÖ. Er reichte etwa einen Privatjet-Flug nach Ibiza sowie die Mietkosten für eine Villa auf der Balearen Insel bei der FPÖ als Spesen ein. Auch bezahlte Strache bis zu 3.000 Euro im Monat für das Handyspiel „Clash of Clans“ mit der Parteikreditkarte. Wegen diesen und weiteren Fällen ist gegen Strache, seine Frau Philippa und drei weiteren Verdächtige ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren anhängig. Ein Verdacht: Strache habe mithilfe von Fake-Belegen von befreundeten Gastronomen Privatausgaben an die FPÖ verrechnet.
Nun sieht sich Strache in seinem höchstpersönlichen Lebensbereich durch die Berichterstattung verletzt und fordert eine Entschädigung von 11.000 Euro von Kontrast. Unser Magazin hätte nicht über den Ankauf von „Medikamenten“ berichten sollen, befindet Strache, bzw. sein Anwalt. Es würde dabei „öffentlich Krankheiten bzw. Krankenbehandlungen“ erörtert und „im übertragenen Sinn das Sexualleben des Antragsstellers (Strache, Anm.) erläutert“, wird seitens Strache beklagt.
Stimmt nicht. Kontrast hat sich dazu entschlossen, über sämtliche Aspekte der Spesen-Skandals zu berichten. Und dazu gehört auch, dass sich Strache bei der Apotheke zum „Goldenen Reichsapfel“ ein ausschließlich für sehr private Zwecke einsetzbares Medikament erworben hat und bei der FPÖ die Rechnung dafür eingereicht hat.
Strache versuchte nämlich bei allen seinen Ausgaben, die über die Partei bezahlt wurden, zu argumentieren, dass die Spesen der FPÖ zugute gekommen wären. So soll der 2.500 Euro Mietzuschuss für sein Anwesen in Klosterneuburg dadurch gerechtfertigt sein, dass Strache dort „Repräsentationstermine“ für die FPÖ wahrgenommen habe. Warum die FPÖ Getränkerechnungen für die Geburtstagsfeier seiner Tochter bezahlte? Weil dort FPÖ Funktionäre verköstigt worden sind. Strache war kreativ mit seinen Begründungen – aber warum die FPÖ für ihn ein Medikament, das üblicherweise nur von Männern im fortgeschrittenen Alter für den privaten Bereich benötigt wird, bezahlen soll, bleibt vorläufig unklar.
Strache behauptet, dass er einige seiner Spesen an die Partei zurückgezahlt habe, nachdem ein Steuerberater die Ausgaben als Privatausgaben Straches klassifizierte. Ob die leistungsstärkenden Medikamente Herr Strache oder die FPÖ bezahlte, wird auch Thema in der Gerichtsverhandlung sein. Zwei mögliche Zeugen, die Licht in die Causa bringen könnten, sind FPÖ-Chef Norbert Hofer und der Obmann der FPÖ Wien Dominik Nepp. Kontrast wird sie zur Gerichtsverhandlung laden – schließlich müssten auch die beiden FP-Granden Einblick in die Parteifinanzen haben.
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