Verteilungsgerechtigkeit

Ein starker Sozialstaat ist ein Standortvorteil im Wettbewerb

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat untersucht, wie sich in Österreich der Sozialstaat auf den Wirtschaftsstandort auswirkt. Das Ergebnis: Ein starker Sozialstaat ist ein positiver Standortfaktor. Er stabilisiert den Konsum, erleichtert das Planen für Unternehmen und macht den Standort krisenfester.

Was einen guten Wirtschaftsstandort ausmacht, ist von vielen Faktoren abhängig. Beispielsweise von einer guten Infrastruktur, verfügbaren Fachkräften, einem guten Bildungssystem, einem funktionierenden Rechtsstaat und guter Sicherheitslage. Was jedoch zu wenig berücksichtigt wird: Ein gut ausgebauter Sozialstaat ist relevant für einen Wirtschaftsstandort und seine Wettbewerbsfähigkeit.

Hohe Produktivität, große Nachfrage und Wettbewerbsfähigkeit

Die Arbeiterkammer Wien hat das WIFO 2018 mit einer Studie beauftragt. Das Institut hat den Standort Österreich unter die Lupe genommen. Der Bericht des WIFO weist die Stärken des Wirtschaftsstandortes aus:

  • Hohe Arbeitsproduktivität: Die Wertschöpfung, die ArbeitnehmerInnen pro geleisteter Arbeitsstunde schaffen, ist in Österreich sehr hoch. Für Unternehmen und ihre Wettbewerbsfähigkeit ist das positiv. Hohe Produktivität geht in Folge mit hoher Beschäftigungsquote einher.
  • Sozialausgaben stärken Konjunktur: Sozialausgaben wirken stabilisierend. Transferleistungen verhindern, dass Menschen bei einem Einkommensverlust in die Armut abrutschen. Und sie ermöglichen es ihnen, zu konsumieren. In Zeiten der Finanzkrise ab 2008 war das besonders relevant. Wenn der Konsum halbwegs stabil bleibt, bedeutet das mehr Sicherheit für ProduzentInnen, InvestorInnen – und schlussendlich auch für ArbeitnehmerInnen, die in Beschäftigung bleiben.
  • Sehr gute Position im internationalen Wettbewerb: Im internationalen Vergleich hinsichtlich Produktivität und Wettbewerb steht Österreich auf Rang 18 von 137 Ländern.

„Wohlfahrtsstaatliche Strukturen bedeuten eine Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz (d.h. Widerstandsfähigkeit) und damit der Standortqualität.“ (WIFO-Studienbericht, „Sozialstaat und Standortqualität“, S. V)

Was macht den Sozialstaat wirtschaftlich relevant?

Kein Staat kann sich nur auf den Markt verlassen, wenn es darum geht, Sicherheit, Gesundheit, Ausbildung, Produktion und Verteilung zu organisieren. Das gelingt nur mit einem Wohlfahrtsstaat. Investitionen in Gesundheitsversorgung, Bildung und Qualifizierung bedeuten gesunde ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen. Diese Investitionen fördern Chancengleichheit, stärken die Innovationsfähigkeit und damit die Wertschöpfung.

Durch Sozialleistungen gibt es außerdem ein engmaschiges Sicherheitsnetz für jene, die ihren Job verlieren oder die in Pension gehen. Es verhindert Einbrüche im Konsum dieser Menschen und sichert Teilhabe. Genau dieser Konsum stützt die Wirtschaft – und stabilisiert sie in Zeiten der Krise.

Die Sozialquote – das ist der Anteil von Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – ist seit den 1950er Jahren deutlich gestiegen. In Österreich ist sie seit Mitte der 1990er Jahre stabil. Sie schwankt zwischen 28 Prozent (2015) und 30 Prozent (2016) des BIP. Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 führe dazu, dass die Sozialquote in der ganzen Eurozone gestiegen ist. Denn es brauchte mehr Mittel für Investitionen in den Arbeitsmarkt. Der Sozialstaat hat die Krise abgefedert.

Im Jahr 2020 betrug die Sozialquote  34,4%. Der Anstieg der Sozialausgaben lag mit 11,4% aufgrund der Corona-Pandemie über den bisher verzeichneten Raten. Das BIP sank 2020 um 5,1% und damit deutlich stärker als in der Finanz- und Euro-Schuldenkrise – damals waren es -1,9%.

Sozialausgaben in Österreich (Quelle: Statistik Austria 2021)

Soziale Ungleichheit hemmt Wirtschaftswachstum

Umverteilung zahlt sich für die gesamte Volkswirtschaft aus: Ist das Vermögen eines Landes bei einigen wenigen konzentriert, wird es nicht ausgegeben, sondern gespart, vererbt oder angelegt. Wird es jedoch über gerechte Steuern etwas besser verteilt, fließt es in die Wirtschaft und nützt der Konjunktur.

„Wenn Steuern und Abgaben von Haushalten mit hoher Sparquote ärmeren Haushalten mit hoher Konsumneigung zu Gute kommen, schafft dies positive Nachfrageimpulse.“ (FAKTUM, Informationen zu Wirtschaft und Gesellschaft der AK Wien, 15. März 2018)

Denn bei unteren Einkommensgruppen machen Transferleistungen einen größeren Teil des Einkommens aus. Und diese fließen über Konsum in die Wirtschaft zurück.

Die StudienautorInnen sprechen sich daher für Umverteilung und weniger soziale Ungleichheit aus. Doch nicht etwa aus altruistischen Gründen – sondern aus wirtschaftlichen: Je geringer die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen hohen und niedrigen Einkommen ist, desto besser ist das für den Konsum von Waren und Dienstleistungen.

Empirische Untersuchungen zeigen, „dass sich das Wirtschaftswachstum in den Ländern mit geringen Einkommensungleichheiten stärker entwickelt hat als in jenen mit hoher Ungleichheit.“ (WIFO-Studienbericht, „Sozialstaat und Standortqualität“, S. VI)

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1478 Stimmen
    59% aller Stimmen 59%
    1478 Stimmen - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 382 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    382 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 309 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    309 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 221 Stimme
    9% aller Stimmen 9%
    221 Stimme - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 110 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    110 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2500
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

Andreas Babler’s Herz und Hirn Rede: Hier sind seine 24 Ideen für Österreich

Am 27. April hielt SPÖ-Chef Andreas Babler in Wieselburg seine "Herz und Hirn"-Rede. Darin präsentierte…

27. April 2024

Industriellenvereinigung fordert 41-Stunden-Woche und weniger Feiertage

Mehr arbeiten bei gleichem Lohn: Die Industriellenvereinigung fordert eine 41-Stunden-Woche. Zusätzlich sollen auch noch Feiertage…

26. April 2024

SPÖ-Chef Andreas Babler will gratis Öffis für alle unter 18

SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…

25. April 2024

ÖVP gegen EU-weites Grundrecht auf Abtreibung

Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…

25. April 2024

Die FPÖ in Brüssel: Gegen Mindestlöhne, Lohntransparenz und bessere Arbeitsbedingungen

Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…

25. April 2024

ÖVP für mehr Überwachung: Geheimdienste sollen im Messenger mitlesen dürfen

Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…

24. April 2024