Das AMS hat Post vom Sozialministerium bekommen. Diesmal geht es um neue „arbeitsmarktpolitische Zielvorgaben“, also den Wegweiser für die Arbeit des AMS. Hartinger-Klein (FPÖ) hat es dabei auf Frauen abgesehen – sie sollen künftig weniger gefördert und weniger über Teilzeit-Jobs aufgeklärt werden. Das alles, obwohl jobsuchende Frauen künftig auch beim AMS-Algorithmus kategorisch benachteiligt werden.
Mütter und Väter, die in Karenz sind, bekommen kurz vor deren Ablauf Tipps vom AMS für den Wiedereinstieg. Bisher wurden Frauen auch darüber aufgeklärt, welche negativen Folgen Teilzeit-Jobs für sie haben können. In Österreich sind es nämlich vor allem Frauen, die im Beruf zurückschrauben, sobald sie Kinder haben. Aus der einstigen Vollzeit-Angestellten wird dann häufig die Teilzeit-Beschäftigte. Das hat Folgen: Unmittelbar weniger Gehalt – langfristig weniger Pension.
Darüber hat das AMS bisher aufgeklärt. Und damit will Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) Schluss machen. Sie hat diese Tipps aus den sogenannten Zielvorgaben an das AMS gestrichen. Das heißt: Aufklärung ist künftig unerwünscht. Unter dem Vorwand „echter Wahlfreiheit“ werden Frauen nicht mehr über unmittelbare und spätere Folgen von Teilzeit informiert. Dass weniger Information natürlich „mehr Unfreiheit“ bedeutet, sagt Hartinger-Klein nicht.
Im Jänner 2019 haben Wissenschaftler der Universität Princeton und Zürich eine Studie über Gehaltseinbußen von Eltern veröffentlicht. Sie haben untersucht, wie sich die Geburt eines Kindes auf die Einkommen von Müttern und Vätern auswirkt. Das Ergebnis: Mütter erleben einen großen Gehalts-Knick – weil sie es sind, die Erziehung und Kinderbetreuung übernehmen. Und weil sie dafür bei ihren Berufen zurückstecken. Das gilt für alle untersuchten Länder: Österreich, Deutschland, Schweden, Dänemark, Großbritannien und die USA.
Bei Männern hingegen steigt das Gehalt nach der Geburt des Kindes – denn im Unterschied zu Frauen steigt die Arbeitszeit von Vätern nach der Geburt eines Kindes sogar – samt Überstunden. Selbst 10 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes verdienen Mütter um mehr als die Hälfte weniger als noch vor der Geburt. Über all das soll das AMS Mütter künftig nicht mehr aufklären.
Und das ist nicht die einzige schlechte Nachricht. Bisher musste die Hälfte der AMS-Förderungen für Frauen verwendet werden. Auch diese Vorgabe hat Hartinger-Klein gestrichen. Dabei zeigen die Arbeitsmarkt-Daten, dass die Arbeitslosigkeit von Frauen über 50 stark steigt – und sie Förderung vom AMS brauchen. Konkret hat die Arbeitslosigkeit bei Frauen mit 50 plus um 5,5 Prozent im Vergleich zu 2018 zugenommen
2019 dürfte sich für jobsuchende Frauen noch nichts ändern. Der AMS-Verwaltungsrat hält nämlich trotz der geänderten Vorgaben des Ministeriums am Grundsatz fest, dass die Hälfte der AMS-Fördermittel Frauen zugutekommt. Wie es ab 2020 aussieht, ist aber unklar.
Sehr bald und sehr deutlich werden jobsuchende Frauen jedoch den AMS-Algorithmus zu spüren bekommen. Geht es nach den Plänen der ÖVP-FPÖ-Regierung, entscheiden ab 2020 Computer darüber, wen das AMS fördert und wen nicht. Ausschlaggebend dafür, wer wie kategorisiert wird, sind persönliche Merkmale: Arbeitssuchende über 50 erhalten Minuspunkte, ebenso wie behinderte Menschen und ja: Frauen.
Sie bekommen kategorisch Minuspunkte fürs Frausein – und extra Minuspunkte obendrauf für „Betreuungspflichten“, wenn sie ein Kind haben. Die Abzüge für Kinder sieht der AMS-Algorithmus nur für Mütter, nicht aber für Väter vor.
Benachteiligt durch Computer-Kategorien, weniger Förderungen und weniger Informationen – Stück für Stück verschlechtert die Regierung die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt. Langfristig wird sich das nicht nur auf deren Gehalt auswirken. Niedrige Gehälter, lange Berufsunterbrechungen und Arbeitslosigkeit bedeuten am Ende auch niedrigere Pensionen. Das Problem, dass Frauen nur etwa die Hälfte der Männerpensionen beziehen, wird wohl in Zukunft noch verschärft.
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