Je größer das Einkommens-Gefälle und die soziale Ungleichheit in einer Gesellschaft sind, desto gravierender sind ihre Probleme. Denn wer wenig zum Leben hat, nimmt weniger an sozialen und politischen Prozessen teil. Schlussendlich gefährdet das die Stabilität der Demokratie.
Wer an Wahlen teilnimmt, beteiligt sich als Bürger am unmittelbarsten an Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen. Wer wählt, gestaltet die Rahmenbedingungen der gesamten Gesellschaft mit – und damit seine eigenen Lebensumstände. Die Höhe der Wahlbeteiligung ist zwar nicht der einzige Anhaltspunkt, ob eine Demokratie funktioniert oder nicht. Trotzdem ist es erstrebenswert, wenn sie die Wahlbeteiligung über die unterschiedlichen Gruppen von Bürgern hinweg gleichmäßig verteilt – denn so wird gewährleistet, dass die Interessen aller Gruppen repräsentiert werden.
Aber: Der Reichtums- und Armutsbericht in Deutschland hat erhoben, dass die Teilnahme an Wahlen bei jenen, die nur wenig verdienen, am geringsten ist – und noch dazu seit einigen Jahren stark sinkt.
Umgekehrt lässt sich feststellen: Wer mehr verdient, interessiert sich stärker für Politik und geht auch eher zur Wahl.
Das gilt wohl auch für Vermögende. Wer viel besitzt, will seine Privilegien absichern und hat das benötigte Kleingeld, um seine Interessen durchsetzen zu lassen. Praktisch für Parteien, die gegen Unternehmens-, Erbschafts- und Vermögenssteuern auftreten – sie lassen sich gerne von Großspendern unterstützen.
Ähnlich wie im Reichtums- und Armutsbericht aus Deutschland zeigt sich auch für Österreich: Einkommensungleichheit beeinflusst die Wahlteilnahme negativ. Das hat zur Folge, dass die Interessen sozial schwächerer BürgerInnen weniger repräsentiert werden.
Martina Zandonella und Evelyn Hacker haben die Ergebnisse der Nationalratswahl 2013 untersucht und sich angesehen, wie Arbeitslosigkeit mit dem Wahlverhalten zusammenhängt. Zwar zählt Österreich zu den Ländern mit relativ geringer Einkommensungleichheit. Trotzdem lässt sich hier ein Zusammenhang mit dem Faktor Wahlteilnahme und Arbeitslosigkeit feststellen.
Menschen mit geringerem Einkommen schätzen ihr politisches Gewicht niedriger ein – sie haben nicht das Gefühl, dass sie mit ihrer Stimme etwas positiv für sich oder Gesellschaft bewirken können.
Die Exklusion verschärft sich: Die ökonomische Teilhabe ist eingeschränkt und wird nun zu einem politischen Ausschluss. Investitionen in den Arbeitsmarkt, das Interesse an sozialer Gleichheit und das Stärken des politischen Bewusstseins hätten schlussendlich auch für jedes demokratische System positive Effekte: Sie stabilisieren die Demokratie und sorgen dafür, dass gerade die Interessen jener, die es sich „nicht richten können“ im politischen Prozess gehört werden.
Zum Weiterlesen
Schadet Ungleichheit der Demokratie? http://blog.arbeit-wirtschaft.at/schadet-ungleichheit-der-demokratie
Reichtums- und Armutsbericht Deutschland http://www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Startseite/start.html
Am 1. Mai wird auf der ganzen Welt der Tag der Arbeit gefeiert. Der Feiertag…
In der Gemeinde Trumau wird bald Realität, was sich viele lange erträumt haben: Strom zum…
Die Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere FPÖ-Politiker:innen. Der Verdacht: Bestechung und Untreue. Herbert Kickl,…
Am 27. April hielt SPÖ-Chef Andreas Babler in Wieselburg seine "Herz und Hirn"-Rede. Darin präsentierte…
Mehr arbeiten bei gleichem Lohn: Die Industriellenvereinigung fordert eine 41-Stunden-Woche. Zusätzlich sollen auch noch Feiertage…
SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…