Während ÖVP und FPÖ die zulässige Wochenarbeitszeit auf 60 Stunden in der Woche ausdehnen, berichten kanadische Forscher über die medizinischen Folgen überlanger Arbeitszeiten: Ab 45 Stunden Arbeit pro Woche steigt bei Frauen das Diabetesrisiko um 63 Prozent.
In der Studie haben kanadische Soziologen Gesundheitsdaten von rund 7.000 kanadischen Frauen und Männern über 12 Jahre hinweg analysiert. Herausgekommen ist, dass Frauen die 45 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten zu 63 Prozent eher an Diabetes erkranken als jene, die 35 bis 40 Stunden pro Woche arbeiten. Bei Männern hat sich dieser Trend nicht gezeigt.
Dass lange Arbeitszeiten das Diabetes-Risiko grundsätzlich erhöhen, dürfte an Bewegungsmangel, schlechter Ernährung und dauerhaftem Stress liegen. Chronischer Stress kann zu Hormonstörungen führen, weil die Aktivität der sogenannten Stressachse beschleunigt wird. Das erhöht den Glukokortikoidspiegel und somit den Level des Stresshormons Cortisol.
Dass der Effekt bei Frauen so stark ist, führen die Forscher auf die zusätzliche Familienarbeit zurück. Berufstätige Frauen übernehmen trotz langer Arbeitstage immer noch sehr viele Aufgaben im Haushalt – vor allem wenn sie Familie und Kinder haben.
Zudem gehen Männer mit langen Arbeitstagen eher hochqualifizierten und gut bezahlten Tätigkeiten nach, heißt es in der Studie – auch das könnte den Stresslevel bei Männern senken. Ein Drittel der lang arbeitenden Männer hatte außerdem aktivere Jobs, bei denen sie nicht nur saßen, sondern auch standen und gingen.
Für Gilbert-Ouimet und ihre Kolleginen sind weitere Forschungen über die Zusammenhänge zwischen langen Arbeitszeiten und einem erhöhten Diabetesrisiko dringend notwendig. Ihre Arbeit werten sie erst als Anfang.
Konkret haben die Forscher mehr als 7.000 kanadischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Alter zwischen 35 und 74 Jahren über einen Zeitraum von 12 Jahren analysiert. Der Anteil von Frauen und Männern war ausgewogen. Einbezogen wurden nur Personen, die berufstätig sind und mehr als 15 Stunden pro Woche arbeiteten – inklusive Überstunden. Darüber hinaus enthielten die Daten Hinweise über den Familienstand, den Body-Maß-Index, den Lebensstil der Teilnehmer sowie Angaben zur Arbeit.
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