Seit den 1990ern konzentriert sich Reichtum in Europa immer mehr. Über Erbschaften wird die Vermögensungleichheit über Generationen hinweg einzementiert. Gleichzeitig kann man sich mit Arbeit immer schwerer Wohlstand aufbauen. Eine Erbschaftssteuer würde diese Ungerechtigkeit eindämmen. Jetzt hat sie Pamela Rendi-Wagner sie beim ORF-Sommergespräch ins Spiel gebracht.
Das reichste Prozent in Österreich besitzt mehr Vermögen, als die unteren 90% der Haushalte zusammen. Großer Reichtum ist fast immer vererbt, wie internationale Studien in den letzten Jahren gezeigt haben: In allen untersuchten europäischen Ländern sind die meisten reichen Familien schon seit vielen Jahrhunderten reich.
Werden Erbschaften nicht besteuert, konzentriert sich der Reichtum immer mehr und Ungleichheit wird über Generationen hinweg einzementiert. So hat der französische Ökonom Thomas Piketty in einer umfassenden Studie nachgewiesen, dass das Einkommen aus Vermögen schneller wächst als das Einkommen aus Arbeit.
Wer große Summen, Aktien oder ein Unternehmen besitzt, verdient allein durch den Besitz mehr, als jemand, der für sein Geld arbeitet. Aber nicht nur das: Er bekommt immer auch das größere Stück vom Wirtschaftswachstum. Eigentum erzeugt neues Eigentum – und zwar viel schneller als Arbeit.
Es ist also weit profitabler, sein Geld für sich „arbeiten“ zu lassen, als für sein Geld zu arbeiten. Und seit den 1990er Jahren beschleunigt sich diese Entwicklung noch mehr. Immer größere Beträge werden vererbt – aber nur unter wenigen, sehr wohlhabende Familien. Und diese Beträge steigen gerade massiv an: Bis 2040 wird sich das Erbvolumen noch einmal verdoppeln.
Die Erbschaftssteuer könnte der verschärften Vermögenskonzentration entgegenwirken. Außerdem würde über die Erbschaftssteuer ein Teil des Vermögens zurück an die Gemeinschaft fließen – und dort invesiert werden, wo es dringend gebraucht wird: In Bildung, Infrastruktur oder Pflege.
In den meisten Erbschaftssteuer-Modellen ist ein Freibetrag vorgesehen. So ist im aktuellen SPÖ-Modell die Erbschaft erst ab ab einer Million Euro zu versteuern. Wer also 1,1 Millionen Euro erbt, muss davon ‚nur’ 100.000 Euro versteuern.
Betroffen sind damit de facto nur die reichsten 1-2% Prozent der Bevölkerung. Einnehmen könnte man damit aber Berechnungen zufolge jährlich immerhin 500 Millionen Euro.
In Deutschland liegt der Freibetrag bei etwa 500.000 Euro. Doch selbst dort sind gerade einmal 1,5% aller Erben von der Erbschaftssteuer betroffen. Trotzdem nimmt der Staat damit mehr als 6 Milliarden Euro jährlich ein.
Eine Handvoll Menschen bekommt in Österreich beinahe das gesamte vererbbare Vermögen, während alle anderen praktisch leer ausgehen. Von der Erbschaftssteuer ist nur eine ganz kleine reiche Minderheit betroffen.
Jetzt berechnenDoku-Tipp: Hanno Setteles Reportage über geschenkten Reichtum und vererbte Armut „Reich ohne Leistung“
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