Verteilungsgerechtigkeit

Österreich top bei Ungleichheit: 335 Reiche besitzen ein Drittel (!) allen Finanzvermögens

Die reichsten 335 Österreicher:innen besitzen ein Drittel des gesamten Finanzvermögens – so lautet der dramatische Befund des aktuellen globalen Vermögensreports. Das Vermögen ist damit in Österreich deutlich stärker bei den Superreichen konzentriert als im globalen sowie im westeuropäischen Durchschnitt.

Laut dem aktuellen globalen Vermögensreport (Global Wealth Report) der Unternehmensberatung „Boston Consulting Group“ (BCG) besitzen die Österreicher:innen rund 2,3 Billionen Dollar (2,1 Bio. Euro). Das sind 1,6 Prozent mehr als noch 2021. Bei dem Finanzvermögen besitzen nur 335 Personen ein ganzes Drittel davon. Diese 335 Menschen sind jene, die mehr als 100 Millionen Dollar besitzen, Immobilien sind dabei gar nicht mitgerechnet. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Vermögensverteilung in Österreich besonders stark konzentriert ist. Global gehören dieser Gruppe an Superreichen – fast 62.000 Personen – nämlich “nur” 13 Prozent des weltweiten Finanzvermögens. In Westeuropa liegt dieser Wert bereits bei 17 Prozent – allerdings weit hinter dem heimischen Anteil von einem Drittel.

46.000 Menschen haben mehr als eine Million Dollar am Konto

Millionär:innen gibt es hierzulande rund 46.000. Sie haben zumindest eine Million Dollar an Finanzvermögen. Ihnen stehen 7,2 Millionen Menschen gegenüber mit weniger als 250.000 Dollar Finanzvermögen. „Eine Verschiebung der Vermögensverteilung erwarten wir für den österreichischen Markt in den kommenden fünf Jahren nicht“, sagt Michael Kahlich, Partner bei BCG in Zürich und Co-Autor der Studie in einer Aussendung.

Reichste Österreicher 2023

# Name Vermögen in USD Quelle des Vermögens Wirtschaftszweig
1 Mark Mateschitz 34,7 Mrd. Red Bull Getränkeherstellung, Rennsport
2 Georg Stumpf 7,9 Mrd. Bauunternehmer und Investor in Industriebeteiligungen und Immobilien Bauunternehmer, Immobilien
3 Johann Graf 7,1 Mrd. Novomatic Glücksspiel
4 René Benko 6 Mrd. Signa Holding Immobilien
5 Helmut Sohmen 5,7 Mrd. BW Group Schifffahrt
6 Wolfgang Leitner 2,5 Mrd. Andritz AG Anlagenbau
7 Stefan Pierer 1,6 Mrd. KTM AG Motorrad- und Sportwagenhersteller
8 Reinold Geiger 1,4 Mrd. L’Occitane Kosmetik
9 Ulrich Mommert und Familie 1,2 Mrd. ZKW Lichtsysteme
10 Toto Wolff 1 Mrd. Sport

Quelle: Forbes

Weltweites Privatvermögen steigt in nur 4 Jahren auf 600 Billionen Dollar

Zwar ist laut Studie das Finanzvermögen erstmals seit fast 15 Jahren zurückgegangen, wurde aber etwa durch steigende Immobilien- und Edelmetallpreise mehr als ausgeglichen. Auch die Zukunftsaussichten für die Superreichen fällt positiv aus: „Die Entwicklung im vergangenen Jahr war wohl nur ein kurzfristiger Trend. Wir gehen davon aus, dass das Finanzvermögen im Jahr 2023 wieder ansteigen wird, und zwar um etwa fünf Prozent auf 267 Billionen Dollar”, so Dr. Lukas Haider. Auch für Österreich rechnet die Boston Consulting Group, dass die Finanzvermögen bis 2027 pro Jahr um etwa 4,1 Prozent wachsen. Auch das weltweite Gesamtvermögen, also inklusive Immobilien und anderer Sachanlagen, wird künftig weiter steigen. Von aktuell 459 Billionen Dollar in nur 4 Jahren – bis 2027 – auf 600 Billionen, so das Ergebnis des Berichts.

ÖVP und Wirtschaftsvertreter blockieren Vermögenssteuern

Dass Vermögen in Österreich besonders ungleich verteilt sind, zeigt eine Studie nach der nächsten. Zuletzt die Studie der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zur finanziellen Situation der heimischen Bevölkerung. Ein Grund dafür ist, dass es in Österreich weder eine Vermögenssteuer, noch eine Erbschaftssteuer gibt.

Österreich besteuert Reichtum deutlich weniger als fast alle anderen Länder.

Mythen zu diesen Vermögenssteuern halten sich hartnäckig, obwohl sie bereits vielfach widerlegt sind. Während Gewerkschaften, Arbeiterkammer und SPÖ dafür sind und sie lautstark einfordern, leisten Wirtschaftsvertreter und ÖVP vehementen Widerstand. Als Vertreter der Reichen kampagnisiert die Volkspartei wenig überraschend gegen eine fairere Besteuerung: Einmal heißt es, finanzkräftige Superreiche würden in Scharen das Land verlassen – dann heißt es wieder, der Mittelstand muss sich fürchten. Warum beides nicht stimmt, erklärt Pascal Schraml, Steuerberater und Steuerrechtsexperte bei der AK, im Kontrast-Interview.

@kontrast.at Kann man einem Millionär zumuten, gleich viel Steuern zu zahlen wie eine Angestellte? 🤔 #vermögenssteuer #millionär #steuern #reichemenschen #österreich #kritischdenken ♬ Originalton – Kontrast
Wie sollen wir in Österreich die Teuerung bzw. ihre Folgen bekämpfen?

Maximal 4 Antwortmöglichkeiten

  • Steuern auf Arbeit senken, dafür Steuern auf Millionenvermögen erhöhen 23%, 97 Stimmen
    23% aller Stimmen 23%
    97 Stimmen - 23% aller Stimmen
  • Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken 21%, 89 Stimmen
    21% aller Stimmen 21%
    89 Stimmen - 21% aller Stimmen
  • Energiepreise stärker regulieren 16%, 67 Stimmen
    16% aller Stimmen 16%
    67 Stimmen - 16% aller Stimmen
  • Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen 13%, 55 Stimmen
    13% aller Stimmen 13%
    55 Stimmen - 13% aller Stimmen
  • Mieterhöhungen für die nächsten zwei Jahre stoppen 11%, 48 Stimmen
    11% aller Stimmen 11%
    48 Stimmen - 11% aller Stimmen
  • Ganztagesschulen kostenlose machen 8%, 35 Stimmen
    8% aller Stimmen 8%
    35 Stimmen - 8% aller Stimmen
  • Höchstzinsen für Häuselbauerkredite einführen 5%, 22 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    22 Stimmen - 5% aller Stimmen
  • Mindestzinsen für bestimmte Sparprodukte einführen 4%, 16 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    16 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 429
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13. Mai 2024
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Kontrast Redaktion

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