Frauen & Chancengleichheit

Frauen besitzen um fast ein Viertel weniger als Männer

Vermögen ist in Österreich enorm ungleich verteilt. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt so viel 90 % der ÖsterreicherInnen zusammen. Das ist bekannt und wurde von uns bereits analysiert. Neu sind jedoch Erkenntnisse zur Vermögensverteilung zwischen Männern und Frauen. Hier kann man feststellen: Es gibt eine immense Vermögenskluft zwischen den Geschlechtern. Frauen besitzen satte 23 % weniger als Männer.

Ungleichheit zwischen Männern und Frauen

Das wohl bekannteste Beispiel für die strukturelle Diskriminierung von Frauen ist der Gender Pay Gap. Also der Fakt das Frauen rein aufgrund ihres Geschlechts deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Hier liegt Österreich im traurigen europäischen Spitzenfeld mit 21,7 %. Dieses Phänomen ist mittlerweile gut erforscht und belegt. Weniger gut untersucht wurden bisher die Besitzverhältnisse zwischen den Geschlechtern. Ein Grund dafür ist, dass es bis vor kurzem keine personenbezogenen Daten zu Vermögen gab. Diese Lücke schließt die zweite Welle des Household Finance and Consumption Survey (HFCS). Einer Studie der EU, die die Vermögen in den jeweiligen Mitgliedsstaaten erfasst. Ökonominnen der Wirtschaftsuniversität Wien haben nun diese Daten verwendet, um die Aufteilung des Vermögens zwischen den Geschlechtern in österreichischen Haushalten zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt deutliche Vermögensunterschiede aufgrund des Geschlechts, den sogenannten Gender Wealth Gap.

Gender Wealth Gap

Der Gender Wealth Gap beträgt in Österreich im Durchschnitt 23 %, jedoch schwankt er deutlich zwischen den Haushaltsformen. So beträgt die Vermögenslücke in Paarhaushalten satte 28 % zulasten der Frauen. Damit besitzen Frauen im Schnitt um 58.417 € weniger als Männer. Bei Paar-Haushalten kommt es vor allem auch auf den Wohlstand des Paares an. Je mehr sie besitzen desto ungleicher ist das Vermögen zwischen ihnen verteilt. Im Gegensatz dazu sind bei Single-Haushalten die Vermögensunterschiede am geringsten.

Reichtum konzentriert sich auf Männer

In der der Studie von Alyssa Schneebaum, Barbara Schuster und Julia Groiß wird ersichtlich: Je reicher ein Paar-Haushalt, desto höher ist der Gender Wealth Gap. Die ärmeren 50 % dieser Haushalte besitzen nur 6,9 % des Vermögens. Hier ist die Vermögensungleichheit am geringsten und beträgt nur 4 %. Ganz anders ist das beim reichsten Prozent, diese besitzt satte 28 % des Gesamtvermögens. Dieser enorme Reichtum teilt sich aber bei Weitem nicht gleich zwischen den Geschlechtern auf. Frauen aus dieser vermögenden Kategorie besitzen davon nämlich nur 24 %, wohingegen die Männer 76 % auf sich konzentrieren. Die Superreichen unseres Landes sind also überwiegend Männer. Man kann außerdem davon ausgehen, dass diese Werte bestenfalls Untergrenzen sind und die Vermögensverteilung noch ungleicher ist. Da es nur unzureichend Daten über Österreichs Superreiche gibt und die Houshold Finance and Consumption Survey zu einer Unterschätzung der reicheren Schichten neigt.

Vermögensungleichheit verfestigt Machtstrukturen

Diese Vermögenskluft führt zu einer Verfestigung der Machtverhältnisse. Die ungleiche Vermögensverteilung in Haushalten drängt Frauen in ein finanzielles Abhängigkeitsverhältnis von ihren Partnern. Der Großteil des Unternehmensbesitzes wird von Männern aus den Top 1 % der Haushalte gehalten. Diese Tatsache trägt wesentlich zu Phänomenen wie der „Gläsernen Decke“ und den Gender Pay Gap bei und in weiterer Folge auch zum Gender Wealth Gap. Das liegt daran, dass Männer dazu neigen, andere Männer einzustellen oder zu befördern. Und genau diese Entscheidungen werden häufig von Männern getroffen, da die Besitzverhältnisse zu vermehrt männlichen Entscheidungsträgern führen.

Verteilungspolitik ist Frauenpolitik

Vermögensungleichheit schadet Frauen besonders stark. Damit ist Verteilungspolitik immer auch Frauenpolitik. Doch welche Maßnahmen können die Verhältnisse wieder ins Lot bringen? Zunächst liegt die enorme Ungleichverteilung daran, dass in Österreich Arbeit viel stärker besteuert wird als Vermögen. Eine effektive Maßnahme wäre es Einkommen bis 1.500 € steuerfrei zu machen, davon würden Frauen besonders stark profitieren, da sie vermehrt im Niedriglohnsektor arbeiten. Andere Maßnahmen sind klarerweise Erbschaft– und Vermögenssteuern. Denn eine gerechte Vermögensverteilung führt auch zu einem gleichberechtigteren Leben.

Zum Weiterlesen:

Studie: Vermögensunterschiede nach Geschlecht. Erste Ergebnisse für Österreich

5 Behauptungen zum Gender Pay Gap, die du nicht glauben solltest

Handbuch Reichtum: Wer gehört zum reichsten Prozent?

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1587 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1587 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 420 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    420 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 334 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    334 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 251 Stimme
    9% aller Stimmen 9%
    251 Stimme - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 126 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    126 Stimmen - 5% aller Stimmen
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12. März 2024
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