150 Milliarden Dollar ist Amazon-Chef Jeff Bezos schwer. Fleiß oder Einfallsreichtum reichen nicht aus, um auf einem 12-stelligen Konto zu sitzen. Vielmehr waren es Steuertricks, Ausbeutung und ein unfaires Steuersystem, die ihn zum reichsten Mann der Welt machten. Und eine Politik, die all das zulässt.
Der Amazon Gründer Jeff Bezos wird der erste Billionär der Welt werden. Die Coronavirus-Pandemie hat zwar viele Unternehmen ärmer gemacht und Millionen Menschen den Job gekostet, aber der reichste Mensch der Welt wird noch reicher. Das Vermögen von Bezos ist dem Bloomberg Billionaires Index zufolge alleine seit Jahresbeginn um 24 Milliarden gestiegen. Wenn sich nichts ändert, wird Bezos laut „Comparisun Research“ 2026 der erste Billionär der Welt werden und damit ein Vermögen von 1.000 Milliarden US-Dollar anhäufen.
Amazon macht in der Coronavirus-Pandemie glänzende Geschäfte. Der Umsatz kletterte im ersten Quartal um 26 Prozent auf 75,5 Milliarden Dollar (6,96 Mio. Euro), wie der weltgrößte Onlinehändler am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Amazon-Aktien ist auf einem Höhenflug. Der Umsatz stieg auch auf Kosten der Nahversorger in den Städten und Gemeinden.
Gleichzeitig sind die Arbeitsbedingungen bei Amazon weiter schlecht: Die Beschäftigten beklagen, dass sie nicht ausreichend vor der Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt wurden. Amazon hatte angekündigt, zumindest Masken für die Mitarbeiter zu bestellen, was aber nicht passiert ist. In vielen Lagern der USA und Europas wurde gestreikt, Amazon soll sogar einen Streikführer entlassen haben.
Bezos besitzt aktuell 138 Milliarden Dollar aus. Damit ist er der reichste Mensch der Welt und besitzt um die Hälfte mehr als Bill Gates, doppelt so viel wie Mark Zuckerberg und wahrscheinlich 100 Mal mehr als Donald Trump. Er müsste täglich 28 Millionen ausgeben – nur um nicht automatisch reicher zu werden.
Anfangs wollte Jeff Bezos seinen Online-Shop Relentless nennen. Freunde rieten ihm davon ab – da der Name soviel wie „unbarmherzig, „unerbittlich und „gnadenlos“ bedeutet. Schließlich entschied sich Bezos für Amazon. Doch der ursprüngliche Name ist bis heute Programm: Amazon setzt seit Beginn auf eine aggressive Niedrigpreis-Strategie. So erzielte der Online-Shop von Jahr zu Jahr neue Umsatzrekorde, aber schrieb dabei gleichzeitig rote Zahlen.
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Krediten finanzierte der ehemalige Hedgefonds-Manager Bezos nicht nur die günstigen Preise im Online-Shop, sondern baute weitere Geschäftsfelder für Amazon auf. So öffnete Bezos seine Logistik- und Online-Shop-Strukturen für Dritthändler, die seither ihr Business auf der Amazon-Plattform betreiben können. Dort liefern sie sich untereinander eine permanente Preisschlacht. Kann Amazon einmal nicht den günstigsten Preis anbieten, verdient es durch die Gebühren der Dritthändler dennoch mit. Mittlerweile tritt der Konzern bei populären Produkten mit Eigenmarken auch als Hersteller auf und baut seine Dominanz im Online-Shopping-Bereich aus.
Trotz dieser Dominanz würde Amazon im Shopping-Bereich rote Zahlen schreiben, wären da nicht noch weitere Sparten wie der Amazon Cloud-Service. Der Amazon Web Service ist derzeit das profitabelste Segment des Konzerns und erzielt Milliarden-Gewinne. Amazon vermietet weltweit IT-Infrastruktur und lässt dabei Konkurrenten wie Microsoft, Google oder IBM hinter sich. Webseiten wie Netflix, Spotify oder Reddit haben ihre Webinfrastruktur teilweise auf Amazons Server ausgelagert.
Der Internetriese Amazon bezahlt kaum Steuern – und Jeff Bezos als einer der wichtigsten Aktionäre profitiert davon. Amazon machte 2017 einen Gewinn von 5,6 Milliarden Dollar, überwies aber keinen Cent Steuern in den USA.
2018 legte der Internetriese noch einen drauf: Er verdoppelte seine Gewinne auf 11,2 Milliarden Dollar. Doch die Steuern steigen nicht. Im Gegenteil – Bezos Konzern bekommt sogar eine Gutschrift von 129 Millionen Dollar. Damit liegt der Steuersatz von Amazon bei minus einem Prozent. Der Konzern profitiert dabei von Donald Trumps Steuerpolitik.
Auch lokale Steuern umgeht der Internetriese. Er setzt die Städte unter Druck und fordert Steuernachlässe – ansonsten droht der Konzern mit Abwanderung und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Damit schafft Amazon zwischen den Städten einen Steuerwettbewerb nach unten.
Darüber hinaus bedient sich der Onlinehändler verschiedener Steuertricks. So verkleinert Amazon etwa seine Gewinne künstlich anhand von Tochtergesellschaften, die hohe Gebühren für die Nutzung von Patenten und Markenrechten verrechnen und so die Gewinne schmälern.
Amazon spart aber nicht nur bei den Steuern, sondern auch bei den Gehältern. In Arizona zahlt Amazon z.B. so schlecht, dass ein Drittel seiner Mitarbeiter von Essensmarken abhängig ist. Die Lohnkosten drücken sie durch verschiedene Methoden. So werden in einem Werk in Winsen an der Luhe in Deutschland die Mitarbeiter mittels eines Tracking Armbandes kontrolliert. Der Konzern zeichnet jeden Griff, jeden Fehler und jede Klopause auf. Wer zu wenig leistet, riskiert seinen Job. Damit werden die Mitarbeiter direkt mit ihren Kollegen vergleichbar – Kollegen werden zu beinharten Konkurrenten. Und das wirkt sich auf die Löhne aus.
Außerdem haben gerade in den USA viele Amazon Mitarbeiter Knebelverträge, die es ihnen bis zu 18 Monate lang verbieten, in einem vergleichbaren Unternehmen zu arbeiten. Eigentlich eine Klausel, die für Manager geschaffen wurde. Das erhöht die Abhängigkeit der Beschäftigten vom Konzern und drückt somit weiter das Lohnniveau – nicht nur bei Amazon selbst, sondern in ganzen Regionen. So konnte eine Studie des Economist feststellen, dass der Durchschnittslohn von Lagerarbeitern in Bezirken mit Amazon-Zentren innerhalb von 2,5 Jahren um 3 % sinkt.
Der Konzern von Jeff Bezos erhöht also seine Gewinne durch das Drücken von Löhnen und zahlt auf diese Gewinne kaum Steuern. Aber nicht genug – das Geld des Multimilliardärs selbst wird auch geringer besteuert. Denn das US-amerikanische, sowie auch das österreichische Steuersystem bevorzugt Einkünfte aus Vermögen. Würde Bezos sein Geld durch Arbeit verdienen, müsste er in den USA 37 % Steuern darauf bezahlen (in Österreich ca. 55 %). Da er sein Geld aber durch die Erträge aus seinem Kapital erhält, bezahlt er nur 20 % Kapitalertragssteuer (in Österreich wären es 25 %). Damit zahlt der reichste Mann der Welt relativ gesehen weniger Steuern als sein Reinigungspersonal.
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