Schwarz-Blau

17 Minuten Beschimpfungen, 9 Minuten schlechte Ausreden – Das war die Kickl-Vorladung

In einer Mail aus dem Innenministerium werden Polizeidirektionen dazu aufgefordert, weniger Informationen an kritische Medien weiter zu geben. Außerdem soll die Polizei mehr über ausländische Straftäter an Medien weitergeben. Kickl erntet heftige Kritik, auch die OECD fordert den österreichischen Innenminister auf, die Medienfreiheit in Österreich ernst zu nehmen. Im Parlament muss Kickl Rede und Antwort stehen, doch der Innenminister will sich mit Ausreden aus der Affäre zu ziehen.

Kickl nahm sich etwa 27 Minuten, um die dringliche Anfrage zu beantworten. Von dieser Redezeit verwendete er nicht einmal 10 Minuten, um die 53 Fragen des Parlaments zu beantworten. Die übrige Redezeit füllte er mit Beleidigungen und Angriffen auf seine politischen Gegner, wie auch Florian Klenk vom Falter anmerkte.

Die restlichen zehn Minuten verwendet Kickl auf Ausreden, die alles andere als wasserdicht sind. Kein Funken Unrechtsbewusstsein ist zu sehen, nicht der Hauch einer Entschuldigung zu hören.

1. Kickl spielt die Rolle seines Mitarbeiters hinunter

So meinte Kickl, nichts von der Mail gewusst zu haben – schließlich könne er ja nicht wissen, was jeder seiner 6.000 Mitarbeiter so mache. Doch die Mail stammt nicht von einem einfachen, Kickl unbekannten Mitarbeiter. Der Verfasser des Mails ist Christoph Pölzl, er kommt direkt aus dem politischen Büro von Kickl. Bevor er Sprecher des Ministeriums wurde, war er im Kabinett des Innenministers. Außerdem fand sich unter den Empfängern der Mail auch Kickls Kommunikationschef Alexander Marakovits. Das Vorgehen war also zumindest mit einem von Kickls engsten Mitarbeitern abgesprochen.

2. Mail war mehr als nur eine Anregung

Außerdem meinte Kickl, sei die Mail ja keine Weisung gewesen, sondern ein einfaches und damit unverbindliches Schreiben. Auch wenn das Schreiben im streng juristischen Sinn keine Weisung war, haben „Anregungen“ aus dem Ministerium einen verbindlichen Charakter für Polizeibeamte. Ein Polizist formuliert das so:

„Mit solchen Mails wird man auch ins Innenministerium eingeladen. So eine Einladung lehnt man aber nur einmal ab.“

3. Kickl behauptet: Inhalt des Mails ist „Gegenteil von Zensur

Der Innenminister ist der Meinung, die Mail rege nur dazu an, sich an gesetzliche Kriterien bei der Kommunikation mit Medien zu halten. Doch wer die Mail liest, merkt: Sie enthält eine Aufforderung zu Ungleichbehandlung von Medien. Kritischen Zeitungen soll eine Exklusivberichterstattungen vorenthalten werden. Das war schon zuvor im Innenministerium gängige Praxis und soll scheinbar nun auch auf die Polizei ausgedehnt werden. Das berichtet Anna Thalhammer in der Presse:

Durch Kickls Aussagen wurde aber nicht ein geplanter Umgang mit kritischer Presse abgewendet – im Gegenteil: Das E-Mail ist genau genommen nur die Offenlegung dessen, was im Innenministerium bereits gängige Praxis ist – und was auf die Kommunikationsabteilungen der Polizeidirektionen übergewälzt hätte werden sollen. Während kritische Medien lang auf Informationen warten („Die Presse“ wartet seit Wochen auf eine Auskunft, die erteilt werden muss), werden dem Boulevard exklusiv Informationen gesteckt.

Die Stoßrichtung ist klar: Medien, die im Sinne Kickls berichten, werden mit Informationen belohnt, die anderen mit Schweigen bestraft.

OSZE kritisiert Kickl

Selbst die OSZE schaltete sich mittlerweile ein. Der OSZE-Beauftragte für Medienfreiheit, Harlem Désir forderte Kickl in einer Aussendung auf, die Angriffe auf Medien zu unterlassen. Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass Kickl schon zuvor mit Drohungen gegenüber Journalisten aufgefallen ist. So im Juli als er zu Gast im ORF Report war und ankündigte, dass Journalisten die kritisch über die Vorgänge im BVT berichten mit Problemen zu rechnen haben werden.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1469 Stimmen
    59% aller Stimmen 59%
    1469 Stimmen - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 378 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    378 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 307 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    307 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 214 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    214 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 109 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    109 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2477
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.
Share
Marco Pühringer

Neue Artikel

Andreas Babler’s Herz und Hirn Rede: Hier sind seine 24 Ideen für Österreich

Am 27. April hielt SPÖ-Chef Andreas Babler in Wieselburg seine "Herz und Hirn"-Rede. Darin präsentierte…

27. April 2024

Industriellenvereinigung fordert 41-Stunden-Woche und weniger Feiertage

Mehr arbeiten bei gleichem Lohn: Die Industriellenvereinigung fordert eine 41-Stunden-Woche. Zusätzlich sollen auch noch Feiertage…

26. April 2024

SPÖ-Chef Andreas Babler will gratis Öffis für alle unter 18

SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…

25. April 2024

ÖVP gegen EU-weites Grundrecht auf Abtreibung

Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…

25. April 2024

Die FPÖ in Brüssel: Gegen Mindestlöhne, Lohntransparenz und bessere Arbeitsbedingungen

Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…

25. April 2024

ÖVP für mehr Überwachung: Geheimdienste sollen im Messenger mitlesen dürfen

Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…

24. April 2024