Türkis-Grün

Staatsfinanzen egal: Hälfte der Regierung schwänzt bei Budget-Debatte im Parlament

Der Nationalrat debattiert zwei Tage lang über die Staatsfinanzen. Es geht um eines der wichtigsten Budgets in der Geschichte der Zweiten Republik. Schließlich muss es Antworten auf zwei Jahre Pandemie, eine Rekordinflation, den Ukraine-Krieg und die Klimakrise liefern. Man sollte meinen, dass die Regierung den Budget-Beschluss ernst nimmt. Doch von 14 Minister:innen lässt sich die Hälfte entschuldigen.

In den beiden Sitzungstagen des Nationalrats diese Woche geht es um viel. Konkret um 115,1 Milliarde Euro. Das sind die Gesamtausgaben des Bundes. Budgets sind in Zahlen gegossene Politik. Man erkennt die Schwerpunkte der Regierung, denn die Finanzen bilden den Rahmen für die Arbeit aller Minister:innen. Man sollte meinen, dass sich diese dann gegenüber dem Parlament als Kontrollorgane äußern möchten, um ihre Politik zu erklären. Doch danach sieht es nicht aus. Sogar der Finanzminister selbst schwänzt einen der beiden Sitzungstage. Insgesamt fehlen 7 von 14 Minister:innen. Hier alle Entschuldigungsschreiben.

Glänzen durch Abwesenheit: 7 Ministerinnen und Minister nehmen sich keine Zeit für das Parlament

Neben Finanzminister Brunner, der am 13. in den USA weilt, finden von der ÖVP noch Innenminister Karner, Außenminister Schallenberg und Verfassungsministerin Edtstadler an diesem Tag keine Zeit für das Parlament. Von den Grünen fehlt am 12. Oktober Klimaministerin Gewessler, an beiden Tagen Justizministerin Zadic und am 13. Oktober Gesundheits- und Sozialminister Rauch. Alle befinden sich im Ausland. Der Vizeklubchef der SPÖ, Jörg Leichtfried, kritisierte dieses Verhalten noch vor der Budgetrede Brunners im Parlament:

„Sie sind immer dann entschuldigt, wenn es um die Debatten geht. Geschätze Damen und Herren von der Bundesregierung, ich möchte einen Appell an Sie richten. Nehmen Sie dieses Haus ernst in Zukunft!“

ÖVP-Kanzler Nehammer drückt sich vor dem Parlament

Leichtfried spielt damit auf das in der türkis-grünen Regierungszeit gehäuft auftretende Fehlen von Regierungsmitgliedern an. Der Bundeskanzler selbst geht hier mit schlechtem Beispiel voran: Er fehlte bei seiner eigenen Regierungserklärung. Ein anderes Mal schickte er die Jugendstaatssekretärin Plakolm vor. Sie musste auf eine Dringliche Anfrage der FPÖ zum Thema Gelder aus dem Bundeskanzleramt an ÖVP Vereine anstelle des Kanzlers antworten. Auch diesmal sparen sich die Regierungsmitglieder durch ihr Fehlen unangenehme Debatten. Beispielsweise muss Sozial- und Gesundheitsminister Rauch am Donnerstag nicht erklären, warum er im Budget für die Pflege bis 2026 nur ein Plus von 1,7 Milliarden Euro herausholen konnte, das Militär- und Sicherheitsbudget aber um 6,9 Milliarden und damit um mehr als das vierfache aufgestockt wird.

Sobotka musste sogar Brief an Regierung schreiben

Unter diesem Wegducken der Regierungsmitglieder leidet die parlamentarische Arbeit. Dringliche Anfragen und Anträge werden erschwert, weil die zuständigen Fachminister:innen oftmals fehlen. Bundeskanzler Nehammer musste sich sogar einmal für eine schlampige Anfragebeantwortung entschuldigen, bei der ihm seine Staatssekretärin Plakolm vertrat. Die Fehlstunden der Bundesregierung waren auch schon Thema in der Parlaments-Präsidiale. Damals versprach Nationalratspräsident Sobotka (ÖVP) einen Brief an die Regierung zu schreiben. Darin sollte sie erinnert werden, dass das Parlament doch wichtig ist.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1652 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1652 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 440 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    440 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 350 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    350 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 263 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    263 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 134 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    134 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2839
12. März 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.
Share
Kontrast Redaktion

Neue Artikel

So weit hinten wie noch nie: Österreich stürzt bei Pressefreiheit auf Platz 32 ab

Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichen jedes Jahr ein Ranking, wie es um die weltweite Pressefreiheit…

3. Mai 2024

AK-Wahlen: Sozialdemokratie gewinnt – Regierungsparteien verlieren

Die Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) gewinnen trotz leichtem Minus die AK-Wahlen klar. In sieben…

3. Mai 2024

Die Familie Lopez aus Haslach: Bestens integriert, trotzdem abgeschoben!

2021 kam die Familie Lopez nach Haslach in Oberösterreich. Die Mutter fand schnell Arbeit als…

2. Mai 2024

Fast eine halbe Million Österreicher haben nicht genug zu essen

Armut in Österreich: Fast eine halbe Million Menschen können sich nicht genug zu essen leisten.…

2. Mai 2024

1. Mai – Seine Geschichte und Bedeutung für unsere Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und faire Löhne

Am 1. Mai wird auf der ganzen Welt der Tag der Arbeit gefeiert. Der Feiertag…

30. April 2024

Niederösterreich: So halbiert eine rote Gemeinde den Strompreis für alle

In der Gemeinde Trumau wird bald Realität, was sich viele lange erträumt haben: Strom zum…

30. April 2024