Politik

Gelöschte SMS, private Kalender und Unwahrheiten: Sebastian Kurz windet sich im U-Ausschuss

Sebastian Kurz war im Ibiza-Untersuchungsausschuss. Die Frage nach der Rolle der ÖVP in diesem Skandal wollen die Abgeordneten dort herausfinden. Die damalige Regierung hat einige, der in Ibiza besprochenen, Gesetze beschlossen oder zu Mindest vorbereitet; die ÖVP hat einen großen Teil ihrer Spenden von Großspendern bekommen. Die Frage nach einem Zusammenhang steht im Raum. Als Bundeskanzler der türkis-blauen Regierung und als ÖVP-Obmann trägt er für beides die Verantwortung.

Sebastian Kurz ist im Untersuchungsausschuss. Die Abgeordneten wollen wissen: Was weiß Kurz über den mutmaßlichen Gesetzeskauf der schwarz-blauen Regierung? Wie involviert war er in die Anwerbung der Spender? Und was haben sich die Spender, Superreichen und Millionärinnen von der ÖVP im Gegenzug erwartet?

Kurz schweigt. Er habe von nichts gewusst, könne sich im Detail kaum erinnern. Anstatt Fehler rund um die Ibiza-Affäre zuzugeben, wie zum Beispiel beim Schreddergate, schiebt er die Schuld auf andere. Der Ausschuss-Vorsitzender Sobotka (ÖVP) und ÖVP-Fraktionsführer Gestl legen einen Paarlauf hin, um Kurz vor unangenehmen Nachfragen zu schützen.

Sebastian Kurz (ÖVP) hält den Blick auf Ibiza-Untersuchungsausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Sobotka (auch ÖVP) gerichtet.

SMS gelöscht, Kalender privat

Dass dem U-Ausschuss keine SMS zwischen Kurz und Strache vorliegen, erklärt der Kanzler: „Die kann ich nicht offenlegen, weil ich meine Nachrichten am Handy regelmäßig lösche bzw. sie von meiner Büroleiterin gelöscht werden.“ Mails habe er mit Strache nie geschrieben. Das will die Opposition so nicht stehen lassen. 

„Es ist doch hoch dubios, wenn jemand regelmäßig seine SMS-Korrespondenzen löscht“, sagt NEOS-Abgeordnete Stefanie Krisper am Rande des U-Ausschuss.

„Kurz sagt die Unwahrheit“ 

SPÖ-Fraktionsführer Jan Krainer will wissen, ob Kurz in „Zack Zack Zack“-Manier unliebsame Journalisten durch ÖVP-Treue austauschen ließ, etwa beim ORF. Kurz verneint. Er wisse gar nicht, wie das gehe.

Dem widerspricht der ehemalige Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter, der jetzt für die Neos im U-Ausschuss sitzt:

Kurz sage die Unwahrheit, so Brandstätter – und das wolle er auch gerne vor Gericht beweisen. Brandstätter weiß über die Kurz-Interventionen sehr gut Bescheid.

Brandstätter fragt Kurz: „Wie oft haben Sie mit Herrn Hameseder (Aufsichtsratschef des „Kurier“) darüber gesprochen, dass sich im Kurier etwas ändern muss?“ Kurz setzt an, Sobotka unterbricht und weist die Frage zurück: Der Bezug zum Untersuchungsgegenstand fehle. 

Unwahrheit II: Glücksspiel-Chefin zahlte ÖVP sehr wohl

Die Frage, ob Novomatic der ÖVP gezahlt habe, verneint Kurz: Die Novomatic habe der ÖVP nicht gespendet, weil Kurz als Obmann von Glücksspiel-Konzernen oder Waffenproduzenten kein Geld annehmen wollte. Das stimmt aber nicht: Die Casinos-Vorständin und Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Lotterien Bettina Glatz-Kremsner hat zumindest 2017 10.000 Euro an Kurz gespendet. 

Glatz-Kremsner war Teil der Steuerungsgruppe der ÖVP für die schwarz-blauen Regierungsverhandlungen, seit 2018 ist im Generalrat der Nationalbank. Für den Wechsel innerhalb der Casino Austria vom Finanzvorstand in die Generaldirektion erhielt sie 1,6 Mio. Euro Abfertigung.

Wie sollen wir in Österreich die Teuerung bzw. ihre Folgen bekämpfen?

Maximal 4 Antwortmöglichkeiten

  • Steuern auf Arbeit senken, dafür Steuern auf Millionenvermögen erhöhen 23%, 276 Stimmen
    23% aller Stimmen 23%
    276 Stimmen - 23% aller Stimmen
  • Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken 20%, 241 Stimme
    20% aller Stimmen 20%
    241 Stimme - 20% aller Stimmen
  • Energiepreise stärker regulieren 15%, 179 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    179 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Mieterhöhungen für die nächsten zwei Jahre stoppen 13%, 148 Stimmen
    13% aller Stimmen 13%
    148 Stimmen - 13% aller Stimmen
  • Mehrwertsteuer auf Lebensmittel streichen 12%, 139 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    139 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Ganztagesschulen kostenlose machen 8%, 91 Stimme
    8% aller Stimmen 8%
    91 Stimme - 8% aller Stimmen
  • Höchstzinsen für Häuselbauerkredite einführen 5%, 57 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    57 Stimmen - 5% aller Stimmen
  • Mindestzinsen für bestimmte Sparprodukte einführen 4%, 45 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    45 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 1176
Voters: 350
13. Mai 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

Das ist Harald Vilimsky: FPÖ-Spesenaffäre, Putin-Freund und Trump-Fan

Jahrelang war Harald Vilimsky Generalsekretär an der Seite von HC Strache, seit 2014 ist er…

17. Mai 2024

„Niemand zahlt so wenig Steuern wie Milliardäre“ – Starökonom Zucman fordert globale Reichensteuer

Die reichsten Menschen zahlen am wenigsten Steuern. Was nach einer Geschichte aus dem Mittelalter klingt,…

17. Mai 2024

Nationalratssitzung vom 15. bis 16. Mai 2024: So haben die Parteien abgestimmt!

In der Nationalratssitzung vom 15. bis 16. Mai 2024 ging es unter anderem um Österreichs…

16. Mai 2024

Kein Mensch müsste hungern: Wie Milliardäre den Welthunger beenden können

In einer Welt, in der Luxusyachten auf den Meeren unterwegs sind und Weltraumreisen ein neues…

16. Mai 2024

Das Lieferkettengesetz der EU einfach erklärt

Das Lieferkettengesetz der EU soll Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen. So sollen sie künftig…

15. Mai 2024

Wenn Affen lesen lernen…

             

14. Mai 2024