“Stagflation” ist ein sogenanntes Kofferwort. Es verbindet die Wörter “Stagnation”, also Stillstand oder Stockung, und Inflation, was als Teuerung verstanden wird. Stagflation beschreibt also eine Phase, in der die Wirtschaft nicht mehr wächst und gleichzeitig die Preise in die Höhe gehen. So weit, so technisch. Doch was bedeutet das? Wie macht sich die Stagflation in unseren Leben bemerkbar?
Mit Stagnation bezeichnen Wirtschaftswissenschafter kein oder nur ein sehr geringes Wirtschaftswachstum. Das heißt: Was eine gesamte Volkswirtschaft an neuen Werten, also an Gütern und Dienstleistungen, in einem bestimmten Zeitraum erzeugt, ist in etwa so viel wie im davorliegenden Zeitraum. In der Regel erwartet man aber durch Effizienzsteigerung oder durch technische Entwicklung trotzdem ein gewisses wirtschaftliches Wachstum.
Mit Inflation beschreiben Wirtschaftswissenschafter die Entwertung von Geld. Bei einer Inflation von 10 Prozent, muss ich für etwas, das zuvor 1 Euro gekostet hat, nun 1,10 Euro bezahlen. Das Leben wird also teuer. Inflation entsteht – kurz gesagt – durch ein Missverhältnis der Geldmenge zu Waren. Werden Waren knapp oder druckt die Zentralbank zu viel Geld, verschiebt sich das Verhältnis.
In der jüngsten Vergangenheit haben mehrere Effekte zur aktuell hohen Inflation geführt: So haben die Zentralbanken durch billige Kredite viel Geld in den Umlauf gebracht. Dazu kamen allerdings Corona-bedingte Unterbrechungen der internationalen Lieferkette und schließlich schossen die Öl- und Gaspreise in die Höhe, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg.
Die unterbrochenen Lieferketten und die Energiepreise stoppen auch das Wirtschaftswachstum. Durch die weltweit angespannte Situation wird es schwieriger zu exportieren. Dazu kommt, dass durch die hohe Inflation auch im Inland weniger konsumiert wird. Das drückt abermals das Wirtschaftswachstum.
Aus einer Stagflation kommt man schwer wieder raus
Die zwei Effekte – Stagnation des Wirtschaftswachstums und Inflation – bedingen und verstärken sich also gegenseitig. Und: Steckt man einmal drin, kommt man schwer wieder heraus. Gerade deswegen gilt es politisch schnell und wirksam dagegenzuhalten. Gas- und Strompreisdeckel würden etwa die Inflation drücken, die Kaufkraft stärken und dazu noch die Produktionskosten senken und das Wirtschaftswachstum fördern.
Was bedeutet das für Österreich
Wenn das Leben immer teurer wird und gleichzeitig die Produktion nicht steigt, bedeutet das einen Wohlstandsverlust. Und das passiert gerade in Österreich.
“Das reale BIP wird 2022 um voraussichtlich 4,8% wachsen und im Folgejahr in etwa stagnieren (2023 +0,2%). Da die Inflation auch 2023 hoch bleibt, steuert Österreichs Wirtschaft erstmals seit den 1970er-Jahren auf eine Stagflation zu”, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) in ihrer Presseaussendung vom 7. Oktober 2022.
Dazu kommt: Stagflation schadet der Beschäftigung. Da die Produktion von Gütern und Dienstleistungen sinkt, kommt es zu erhöhter Arbeitslosigkeit. Das WIFO rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,7 % im Jahr 2023. Zudem rechnet man damit, dass die Inflation sich nur langsam an die Wirtschaft anpasst. 2023 soll sie noch bei 6,6 Prozent liegen – was weit über dem langjährigen Durchschnitt liegt.