Was bedeutet Kurz‘ „Ausgabenbremse“ für die Arbeitnehmer? Minus 25 % in der Pension

Hört sich eigentlich harmlos an: ÖVP-Obmann Kurz will nicht kürzen, sondern nur, dass die Ausgaben nicht stärker steigen als die Inflation. Das ganze nennt er Ausgabenbremse  Aber was heißt das tatsächlich? Die Arbeitnehmer verlieren zum Beispiel ein Viertel ihrer Pension.

ÖVP-Finanzminister Schelling hat sich vor gut eineinhalb Jahren mit einer sehr ähnlichen Idee vorgewagt. Im Februar 2016 hat er gefordert, dass man die jährlichen Gutschriften auf dem Pensionskonto mit der Inflationsrate aufwerten könnte statt mit der gesetzlich festgelegten Aufwertungszahl. Zur Erklärung: Die Aufwertungszahl ist höher als die Inflationsrate und bildet das Wachstum der Beitragsgrundlagen, also das Lohnswachstum ab. Das Vorhaben wurde ihm schnell von der SPÖ wieder abgedreht, weil es eben zu massiven Verlusten bei der Pension geführt hätte.

Das gleiche Modell kommt jetzt in neuem Gewand wieder – als „Ausgabenbremse“ von ÖVP-Obmann Kurz. Er argumentiert sehr ähnlich wie Schelling und versucht zu beruhigen: Niemand müsse Angst haben vor Kürzungen, weil die Ausgaben ja so stark wachsen wie die Inflation.

Wovon hängt die Pensionshöhe ab?

Wie viel Pension man bekommt, hängt davon ab wie viel man einzahlt (rund 22 % des Bruttogehalts, jeweils zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber), wie lange man arbeitet (also wie viele Beitragsjahre es gibt) und wann man in Pension geht. Geht man nach  45 Beitragsjahren mit 65 Jahren in Pension, liegt die Pension bei 80 Prozent des Durchschnittseinkommens.

Damit sich diese Rechnung ausgeht, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein.

  • Erstens: Jedes Jahr der 45 Beitragsjahre fließt mit 1,78 Prozent (Kontoprozentsatz) in die spätere Gesamtpension ein (1,78 * 45 = 80).
  • Jede jährliche Gutschrift muss korrekt aufgewertet (verzinst) werden. Das wird sichergestellt, indem die Aufwertungszahl dem Wachstum der Beitragsgrundlagen entspricht. Also ein bisschen allgemeiner gesagt, so fließt das reale Wachstum (Inflation plus Produktivitätssteigerung) in die Pensionsberechnung ein. Wichtig dabei: Die Aufwertungszahl ist in der Regel höher als die Inflationsrate.

Wenn Ausgabenbremse kommt, sinken Pensionen um 25 Prozent

An der Stelle wird es kritisch. Denn was passiert, wenn die Gutschriften am Pensionskonto nicht mit dem Rate des Lohnwachstums (Inflation plus Produktivitätszuwachs) aufgewertet werden, sondern nur mit der Inflationsrate? Anders gesagt: Was passiert, wenn die ÖVP bekommt, was sie will?

Dann verlieren die Arbeitnehmer sehr viel Geld. Nach 40 Arbeitsjahren kommt eine Pension raus, die um 25 Prozent niedriger ist – im Vergleich zur heute gesetzlich vorgesehenen Aufwertung.

1.358 Euro statt 1.789 Euro monatliche Pension

Eine Modellrechnung zeigt das anschaulich.

Bei einer Beitragsgrundlage von 36.334 Euro, 40 Beitragsjahren und einem Pensionsantritt mit 65 (mit 2016 als erstem Beitragsjahr kommt 1

  • nach geltendem Recht eine Pension in der Höhe von 25.000 Euro pro Jahr heraus.
  • im Kurz-Schelling-Modell eine Pension in der Höhe von 19.018 Euro heraus.

 

Vorbild Deutschland: 500 Euro weniger Pension

Damit will die ÖVP ihrem großen Vorbild Deutschland nacheifern. Dort beläuft sich die durchschnittliche Ersatzrate (also wieviel Prozent vom durchschnittlichen Lebenseinkommen gibt es als Pension) nur noch auf 50 Prozent.

„Der Spiegel“ hat Kurz‘ gelobtes Land im Sommer so beschrieben:

„Altersarmut nimmt in Deutschland drastisch zu. Den Ruhestand sorgenfrei genießen? Für immer mehr Senioren wird das unmöglich.“

Die deutsche Böckler-Stiftung hat die Pensionssysteme von Deutschland und Österreich verglichen. Der Vergleich fällt sehr zugunsten Österreichs aus. In Österreich bekommen PensionistInnen um bis zu 500 Euro mehr Pension als in unserem Nachbarland. Liegt bei uns die durchschnittliche Pension bei 1.560 Euro, bekommen deutsche PensionistInnen nur etwa 1.050 pro Monat. Und das bei ähnlich hohen staatlichen Zuschüssen.

  1. Annahme für Inflationsraten und Produktivität wie von EU-Kommission langfristig geschätzt bei 2 Prozent Inflation und jährlichen Produktivitätssteigerungen zwischen 0,1 und 1,6 Prozent.
Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1630 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1630 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 433 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    433 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 346 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    346 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 254 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    254 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 132 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    132 Stimmen - 5% aller Stimmen
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12. März 2024
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