Hört sich eigentlich harmlos an: ÖVP-Obmann Kurz will nicht kürzen, sondern nur, dass die Ausgaben nicht stärker steigen als die Inflation. Das ganze nennt er Ausgabenbremse Aber was heißt das tatsächlich? Die Arbeitnehmer verlieren zum Beispiel ein Viertel ihrer Pension.
ÖVP-Finanzminister Schelling hat sich vor gut eineinhalb Jahren mit einer sehr ähnlichen Idee vorgewagt. Im Februar 2016 hat er gefordert, dass man die jährlichen Gutschriften auf dem Pensionskonto mit der Inflationsrate aufwerten könnte statt mit der gesetzlich festgelegten Aufwertungszahl. Zur Erklärung: Die Aufwertungszahl ist höher als die Inflationsrate und bildet das Wachstum der Beitragsgrundlagen, also das Lohnswachstum ab. Das Vorhaben wurde ihm schnell von der SPÖ wieder abgedreht, weil es eben zu massiven Verlusten bei der Pension geführt hätte.
Das gleiche Modell kommt jetzt in neuem Gewand wieder – als „Ausgabenbremse“ von ÖVP-Obmann Kurz. Er argumentiert sehr ähnlich wie Schelling und versucht zu beruhigen: Niemand müsse Angst haben vor Kürzungen, weil die Ausgaben ja so stark wachsen wie die Inflation.
Wie viel Pension man bekommt, hängt davon ab wie viel man einzahlt (rund 22 % des Bruttogehalts, jeweils zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber), wie lange man arbeitet (also wie viele Beitragsjahre es gibt) und wann man in Pension geht. Geht man nach 45 Beitragsjahren mit 65 Jahren in Pension, liegt die Pension bei 80 Prozent des Durchschnittseinkommens.
Damit sich diese Rechnung ausgeht, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein.
An der Stelle wird es kritisch. Denn was passiert, wenn die Gutschriften am Pensionskonto nicht mit dem Rate des Lohnwachstums (Inflation plus Produktivitätszuwachs) aufgewertet werden, sondern nur mit der Inflationsrate? Anders gesagt: Was passiert, wenn die ÖVP bekommt, was sie will?
Dann verlieren die Arbeitnehmer sehr viel Geld. Nach 40 Arbeitsjahren kommt eine Pension raus, die um 25 Prozent niedriger ist – im Vergleich zur heute gesetzlich vorgesehenen Aufwertung.
Eine Modellrechnung zeigt das anschaulich.
Bei einer Beitragsgrundlage von 36.334 Euro, 40 Beitragsjahren und einem Pensionsantritt mit 65 (mit 2016 als erstem Beitragsjahr kommt 1
Damit will die ÖVP ihrem großen Vorbild Deutschland nacheifern. Dort beläuft sich die durchschnittliche Ersatzrate (also wieviel Prozent vom durchschnittlichen Lebenseinkommen gibt es als Pension) nur noch auf 50 Prozent.
„Der Spiegel“ hat Kurz‘ gelobtes Land im Sommer so beschrieben:
Die deutsche Böckler-Stiftung hat die Pensionssysteme von Deutschland und Österreich verglichen. Der Vergleich fällt sehr zugunsten Österreichs aus. In Österreich bekommen PensionistInnen um bis zu 500 Euro mehr Pension als in unserem Nachbarland. Liegt bei uns die durchschnittliche Pension bei 1.560 Euro, bekommen deutsche PensionistInnen nur etwa 1.050 pro Monat. Und das bei ähnlich hohen staatlichen Zuschüssen.
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