Strache sprach im Ibiza-Video über einen Deal, der ein Jahr später tatsächlich stattfand: Der Immobilien-Spekulant René Benko kauft sich bei zwei großen österreichischen Medien ein. Sein Signa Konzern übernahm 24,22 Prozent am „Kurier“ und 24,5 Prozent an der „Krone“. Benko gehört zum „innersten Kreis“ und Netzwerk von Sebastian Kurz. Der Kanzler wiederum hilft dem Konzernchef bei seinen Geschäftsanbahnungen – zuletzt bei der Übernahme der Kika-Leiner Kette.
Strache offenbart in der Ibiza-Affäre auch einen Medienplan: Die angebliche russische Oligarchin soll sich bei der “Kronen Zeitung” einkaufen. Wenn sie 50 Prozent der Tageszeitung hätte, würde die Krone vor allem FPÖ-PR machen – und Straches Partei zum Wahlsieg verhelfen.
Aber Strache erzählt auch noch eine andere Geschichte, die ein Jahr später genauso passiert ist: Ein zweiter Eigentümer soll Anteile an der Kronen-Zeitung über die deutsche Funke-Gruppe übernehmen. Und Strache nennt auch einen Namen: René Benko. Im Video erzählt er, sich mit dem Immobilieninvestor bereits auf dessen Yacht getroffen und über seine Pläne gesprochen zu haben. Florian Klenk dazu auf Twitter:
Tatsächlich übernahm René Benkos Signa Gruppe ein Jahr später über die Funke Mediengruppe 49 Prozent an der WAZ Ausland Holding GmbH. Da diese an „Krone“ und „Kurier“ beteiligt ist, erwarb Signa somit 24,22 Prozent am „Kurier“ und 24,5 % an der „Krone“. Kaufpreis wird keiner genannt.
Strache legt auch offen, wie man Einfluss in den Medien gewinnen will: Treue Journalisten pushen, kritische „abservieren“. Tatsächlich musste schon am 1. Oktober 2018 der langjährige Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter gehen. Er galt als „zu liberal“ und wurde von Martina Salomon abgelöst, nachdem es immer wieder Konflikte mit dem Aufsichtsrat gab und auch die schwarz-blaue Regierung scheinbar mit der Blattlinie unzufrieden war. Die neue Chefredakteurin Martina Salomon fiel seither durch ihre äußerst freundliche FPÖ-Berichterstattung sowie sehr wohlwollenden Interviews mit ÖVP-Politikern auf.
René Benko gehört zum Kreis rund um Sebastian Kurz. Vor der Wahl führt ihn das Kurz-Team als möglichen reichen Geldgeber für den ÖVP-Wahlkampf. Das deckt sich mit Straches Erzählung auf Ibiza. Dort sagt der FPÖ-Obmann, dass der Immobilien-Investor für die ÖVP spendet. Offiziell scheint Benko aber nicht in der Liste der Wahlkampfspender ab 7. Juli 2017 auf, auch der Investor selbst dementiert eine Spende. Die Geldflüsse an Kurz vor dem 7. Juli 2017 legt die Partei aber nicht offen.
Jedenfalls berät Benko den ÖVP-Chef in Wirtschaftsfragen. Kurz wiederum zählt zum Netzwerk des Unternehmers und dessen Firma. Der Kanzler hilft dem Konzernchef bei seinen Geschäftsanbahnungen, etwa in den Vereinigten Emiraten oder zuletzt bei der Übernahme der Möbel-Kette Kika-Leiner.
Die übrigen Anteile an der „Krone“ gehören nach wie vor der Familie Dichand. Beim „Kurier“ ist es die Raiffeisen Gruppe, die über 50 Prozent der Anteile hält. Neben dem Kurz-Förderer und Immobilien-Investor René Benko ist also die Hausbank der ÖVP Eigentümer des Kurier. Zwischen Raiffeisen und der ÖVP gibt es nicht wenige Job-Wechsel, außerdem gibt es enge Verflechtungen zwischen Raiffeisen, Bauernbund und Landwirtschaftskammer – die allesamt eng mit der ÖVP verwoben sind.
Der österreichische Printmedien-Markt nach dem Einstieg des Signa-Konzerns von René Benko:
[Der Artikel wurde im November 2018 veröffentlicht und im Mai 2019 aktualisiert]
SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler präsentiert am Samstag in seiner „Herz-und-Hirn“-Rede 24 Projekte, die Österreich wieder gerechter…
Das EU-Parlament hat das Recht auf Abtreibung zum Grundrecht erklärt - gegen die Stimmen der…
Das Europäische Parlament hat in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen…
Die ÖVP will mehr Befugnisse für die Geheimdienste, sie soll auch die Nachrichten in den…
In keinem EU-Land sind die Gaspreise so stark angestiegen wie in Österreich. Das zeigt eine…