Die Traton Group erzielte heuer ein Rekordergebnis. Trotzdem will der Fahrzeughersteller weiterhin das MAN-Werk in Steyr schließen und nach Polen verlagern.
“81.700 Aufträge innerhalb eines Quartals sind das beste Ergebnis, das die Traton Group bislang erzielt hat”, freute sich Vorstandschef Matthias Gründler bei der Präsentation der Ergebnisse des Traton Konzerns für 2021. Das große Plus sei auf das starke LKW-Geschäft zurückzuführen, während der Busabsatz noch schwächelt, hieß es. Zur VW-Nutzfahrzeugholding Traton (die Volkswagen AG hält 89,7 Prozent an Traton) gehören Marken wie Scania und MAN. MAN ist jener LKW-Hersteller, der in Steyr mit der Schließung des Werks droht, weil die Löhne dort zu hoch seien und das Management die Rendite für Aktionäre um 8 Prozent erhöhen will.
Die Auftragsbücher in Steyr sind voll – trotzdem soll das Werk geschlossen werden
Im ersten Quartal des Jahres ist der Umsatz von Traton um 15 Prozent gestiegen – auf rund 6,5 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis verdreifachte sich sogar auf 516 Millionen Euro, die Umsatzrendite lag bei 7,9 Prozent. Das deckt sich auch mit den Berichten von Betriebsrat und Gewerkschaft, die stets beteuerten: Die Auftragsbücher in Steyr sind voll, das Werk ist für die nächsten zwei Jahre ausgelastet, bei der Werksschließung gehe es “in Wirklichkeit um die Gier und ein Management, das über Jahre Dinge versäumt hat“.
Daher plant das Management die LKW-Fabrik in Steyr mit 2.300 Mitarbeiter:innen nach Polen zu verlagern, wo die Beschäftigten ein Drittel von dem der österreichischen KollegInnen verdienen. Erst vor vier Jahren hat MAN die Sicherung des Standortes in Steyr per Vertrag bis 2030 vereinbart – die Belegschaft hat im Gegenzug auf Pausen verzichtet und einen LKW pro Schicht mehr gefertigt. Der Vertragsbruch könnte MAN Milliarden kosten, der Investor Siegfried Wolf könnte MAN dabei helfen, seine MitarbeiterInnen billig loszuwerden. Der würde das Werk übernehmen und weiter für MAN produzieren, aber Personalabbau und Lohnkürzungen durchpeitschen. Mit dem Verkauf wäre auch die Standortgarantie aus den Verträgen verschwunden. Doch zwei Drittel der MitarbeiterInnen haben das Angebot von Wolf mit Personalabbau und weniger Lohn abgelehnt, der bessert jetzt nach und holt die Raiffeisen Oberösterreich ins Boot.
Traton schüttete eine halbe Milliarde Dividenden im Krisenjahr aus
Der Münchner Konzern-Mutter Traton ging es schon davor nicht schlecht: Die Aktionäre zahlten sich erst im September 2020 eine halbe Milliarde Euro Dividende aus. In diesem Jahr wollen sich die Aktionäre “nur” eine Dividende von 125 Mio. Euro gönnen, während in Steyr 2.300 Beschäftigte gekündigt werden sollen. Die Eigentümer von MAN spüren nichts von der “Krise”. Im Gegenteil: Sie wollen ihre Löhne erhöhen, indem sie das Lohngefälle in der EU ausnutzen.