Innovation

Wie die Robotersteuer unsere Jobs rettet

Durch eine zunehmende Maschinisierung des Arbeitsmarktes könnten in Österreich 9 Prozent der Jobs bedroht sein. Eine Robotersteuer würde für mehr Gerechtigkeit sorgen – vor allem aber können die Einnahmen verwendet werden, um Aus- und Fortbildung von ArbeiterInnen zu finanzieren.

Eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) stellt fest, dass durch die fortschreitende Digitalisierung etwa 9 Prozent der Arbeitsplätze in Österreich gefährdet sind – das entspricht etwa 360.000 Jobs. Betroffen sind vor allem Stellen von HilfsarbeiterInnen (etwa 30 Prozent davon) und HandwerkerInnen (19 Prozent davon). Zusätzlich werden sich auch viele andere Jobs stark verändern.

Schon Mitte 2016 haben WissenschafterInnen am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung gezeigt, dass Österreich und Deutschland in Europa am stärksten von dieser Entwicklung betroffen sind. Das liegt daran, dass in beiden Ländern viele Menschen in Jobs arbeiten, die automatisiert werden – nämlich in Jobs, für die keine hohe Qualifikation nötig ist.

Eine Robotersteuer sichert Jobs

Was also tun angesichts dieser Herausforderungen? Für ArbeitnehmerInnen ist es wichtig, dass sie die Möglichkeiten haben, sich fortzubilden. Denn mit der Digitalisierung entstehen neue Jobs, für die die Menschen qualifiziert sein müssen.

Hier kommt die „Robotersteuer“ ins Spiel. Um treffsichere Bildungsangebote zu schaffen, braucht es Geld. Und dieses könnte aus einer Wertschöpfungsabgabe kommen – sie wird auch „Robotersteuer“ genannt. Dabei geht es darum, die Abgaben auf Wertschöpfung neu zu gestalten. Wertschöpfung entsteht durch den Einsatz von Arbeit (also Menschen) und Kapital (dazu zählen auch Maschinen, Fahrzeuge, Gebäude, Grund und Boden sowie Fremdkapital).

Wer seinen Gewinn durch Maschinen steigert, braucht in Folge oft weniger Beschäftigte. Damit jedoch weiter genug Steuern eingehoben werden, muss man das Steuersystem anpassen. Andernfalls kommt es zu einem Ungleichgewicht, unter dem auch Branchen mit viel Personal leiden.

So findet auch der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert J. Shiller, dass die Robotisierung staatliche Eingriffe braucht:

„Eine Robotersteuer könnte diesen Prozess verlangsamen und Geld für Anpassungsmaßnahmen wie Umschulungen für verdrängte Arbeitnehmer zur Verfügung stellen.“

Ungerechte Besteuerung kostet Wohlstand und Wachstum

Die Frage ist nicht nur relevant für den Arbeitsmarkt, sondern auch für unseren Wohlfahrtsstaat – und wie wir ihn erhalten wollen.

Heute werden die Sozialversicherung und Familienleistungen durch Abgaben auf die Löhne und die Lohnsumme finanziert. Daneben macht die Lohnsteuer rund ein Drittel der gesamten Steuern aus, die der Bund einhebt. Einkommen aus Kapital (Gewinne, Mieten, Pachten, Zinsen etc.) tragen nichts zur Finanzierung der sozialen Sicherheit bei und nur etwas mehr als zehn Prozent zum Gesamtsteueraufkommen.

Gleichzeitig bedeutet die Digitalisierung Produktivitätsgewinn. Wenige Beschäftigte können enorme Umsätze erwirtschaften, wie dieses Beispiel zeigt:

Unternehmen, die Arbeitskräfte durch intelligente Maschinen ersetzen, steigern ihren Gewinn und zahlen dennoch weniger ins Sozialsystem ein. Das muss sich ändern. Andernfalls fehlt es an Mitteln, um das Sozialsystem zu erhalten oder in Infrastruktur, Bildung und Sicherheit zu investieren.

Eine Robotersteuer bedeutet einen fairen Beitrag zum Gemeinwohl

Auch Bill Gates, Gründer von Microsoft, findet, dass Roboter gleich besteuert werden sollten wie Menschen. So können wir die Fortschritte der Digitalisierung nutzen und den Wohlfahrtsstaat sichern.

„Wenn ein menschlicher Arbeiter momentan, sagen wir mal, mit 50.000 $ für die Arbeit in einer Fabrik entlohnt wird, dann wird das Einkommen versteuert. Wenn ein Roboter dieselbe Arbeit macht, sollte man doch denken, dass man den Roboter auf einem ähnlichen Niveau besteuert.“

Durch eine derartige Steuer würde laut Gates nicht nur Geld für Qualifizierung bereitstehen, sondern auch für den Ausbau von Dienstleistungen, in denen menschliche Nähe und soziale Kompetenz bedeutsam sind:

„Was die Welt möchte, ist, dass diese Gelegenheit genutzt wird, um bei gleichbleibender Produktion von Gütern und gleichem Dienstleistungsangebot Arbeitskraft frei zu setzen – lasst uns einer besseren Arbeit nachgehen: sich um Ältere kümmern, Kinder in kleineren Klassen unterrichten und Kinder mit besonderen Bedürfnissen unterstützen.“

Und noch mehr: Die Robotersteuer ermöglicht auch eine bessere Verteilung von Abgaben unter den Branchen. Momentan leisten jene Branchen, die viele Menschen beschäftigen, einen überproportional großen Beitrag. Die Abgaben auf Beschäftigung sind mit rund 41 Prozent SV-Beiträgen weit höher als die Besteuerung der Gewinne mit 25 Prozent KöSt. Eine Robotersteuer könnte das ausgleichen.

 

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Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 59%, 1471 Stimme
    59% aller Stimmen 59%
    1471 Stimme - 59% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 382 Stimmen
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    382 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 308 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    308 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 219 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    219 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 4%, 109 Stimmen
    4% aller Stimmen 4%
    109 Stimmen - 4% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2489
12. März 2024
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