Es kommt immer wieder vor, dass Arbeitgeber die Corona-Krise nutzen, um Löhne zu drücken. Entweder kommt es zu Kündigungen, oder der Arbeitgeber versucht, durch Neuanstellung mit schlechterem Vertrag seinen Arbeitern weniger zu zahlen. Einer von ihnen hat sich an die Arbeiterkammer gewendet und Hilfe bekommen. Ohne diese Unterstützung hätten Karl* und seine Frau sich finanziell nicht über Wasser halten könne.
Letzte Woche bin ich wie jeden Tag zu Fuß in die Arbeit marschiert. Mein Weg führt mich dabei immer am Herz Jesu Krankenhaus vorbei – und davor stand der Karl.
Vor über 10 Jahren war ich sein Zivi am Krankentransportwagen. Uns beide hat immer eine gewisse Hassliebe verbunden: Der Streit um den Radiosender, ob die Heizung eingeschaltet wird oder nicht und natürlich, wo man in der kurzen Mittagspausen Stopp macht, um schnell eine Leberkäsesemmel oder einen Döner zu essen.
Der Karl ist kein Gewinnertyp, hat im Leben selten Glück gehabt. Sein Frust und Zorn hat sich über die Jahre angestaut und das Kreuzerl hat er dann immer bei der FPÖ gemacht. Der Jung-Sozi und der grantige Blaue auf engsten Raum unterwegs durch Wien, das war eine lustige und streitsüchtige Kombination.
Doch nun ist der alte Grantler auf einmal ein freundliches Wesen und bietet mir sogar eine Zigarette an (man muss wissen: Der Karl schnorrt niemand Tschick). Dann bedankt er sich plötzlich, und ich bin perplex:
Chris: Hast du schon was getrunken?
Karl: Nein. Du, ich bin dir und deiner Partie dankbar.
Chris: Welcher Partie?
Karl: Du bist doch so a Roter, so a Gewerkschafter oder?
Chris: Ja bin ich.
Karl: Ja schau her: Meine Frau wollten sie kündigen und mit am anderen Wisch (=Arbeitsvertrag) wieder anstellen, um 400 Euro weniger pro Monat. Dann hat meine Frau aber bei der Arbeiterkammer angerufen und die haben dem Chef die Wadeln gerichtet. Und der Strache wollte die Arbeiterkammer abdrehen. So a Koffer! Ohne die Gage von meiner Frau wären wir am Sand.”
Der Karl weiß jetzt, dass Arbeitnehmer ohne eine starke Vertretung ihren Vorgesetzten oft ausgeliefert sind. Mich und meine Kolleginnen und Kollegen in der Arbeiterkammer und den Gewerkschaften macht es stolz, dass wir Menschen wie Karl und seiner Frau helfen können.
(* Name geändert)
Klingt für mich ein wenig wie Propaganda
Das IST Propaganda
Und das sage ich als Betriebsratsvorsitzender