Die größten börsennotierten Unternehmen Österreichs haben im letzten Jahr wieder enorm gut verdient. Das freut die Aktionäre, denn die Ausschüttung an Dividenden erlebt 2024 einen neuen Rekord: 6,5 Mrd. Euro. Auf der anderen Seite steht die Bevölkerung: Denn sie muss neben hohen Mieten und teuren Lebensmitteln auch besonders hohe Zinsen für ihre Kredite und hohe Preise für Energie zahlen. Dieses Geld fließt in großen Mengen in die Taschen der Aktionäre und Konzerngewinne bei OMV, Verbund und Banken.
Der aktuelle AK-Dividenden-Report zeigt die erneuten Rekordgewinne von großen ATX-Unternehmen im Jahr 2023. Die 17 untersuchten Konzerne erzielten zusammen 11,9 Milliarden Euro – das zweithöchste Ergebnis in der ATX-Geschichte. Nur das Jahr 2022 war noch lukrativer. Die Gewinne sind somit zwar um 18,8% niedriger als im Jahr 2022, aber um 16,4% höher als 2021.
Die höchsten Gewinne erzielten die Erste Group, Raiffeisen Bank International (RBI) und Verbund. Die Erste Group erreichte mit drei Milliarden Euro ein Rekordergebnis. Die RBI erwirtschaftete 2,4 Milliarden Euro, konnte jedoch ihr Vorjahresergebnis nicht halten. Beim Verbund stieg der Gewinn um 32 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.
“Während einige Institute Milliardengewinne eingefahren haben, leiden viele Kunden unter der enormen Zinslast”, kommentiert Markus Oberrauter, Experte der Abteilung Betriebswirtschaft der Arbeiterkammer Wien.
Banken konnten in der Krise besonders profitieren: Sie haben die Zinsen bei Krediten mitunter stark erhöht, jene für Sparer:innen allerdings kaum. Gleichzeitig haben sie aufgrund der Inflation die Gebühren erhöht.
Dividenden erreichen 2024 neuen Rekord: 6,5 Milliarden Euro
Sowohl 2021 als auch 2022 verzeichneten alle 20 ATX-Unternehmen Rekorddividenden von jeweils etwa 3,7 Milliarden Euro. Im Jahr 2023 gab es dann einen sprunghaften Anstieg um 63 Prozent auf rund 6,1 Milliarden Euro.
Es liegen noch nicht alle Jahresergebnisse der ATX-Unternehmen vor, aber schon jetzt zeigt sich ein erneutes Rekordjahr. Erste Zahlen für 2024 zeigen, dass die Dividenden erneut übertroffen werden: Bei den 17 untersuchten ATX-Konzernen liegen sie bereits bei 6,4 Milliarden Euro und werden voraussichtlich über 6,5 Milliarden Euro erreichen.
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage planen 15 von 17 ATX-Unternehmen, Dividenden auszuschütten. Zehn Unternehmen erhöhen ihre Dividenden sogar deutlich, wodurch insgesamt 6.374 Millionen € ausgeschüttet werden. Das sind 10,5 % mehr als im Jahr 2022.
In den letzten 14 Jahren sind somit 43,2 Milliarden Euro in die Taschen der ATX-Aktionäre geflossen.
Energieunternehmen profitieren: OMV und Verbund schütten die höchsten Dividenden aus
Die OMV führt mit einer Rekordausschüttung von 1,7 Milliarden €, gefolgt von der Verbund AG mit 1,4 Milliarden € sowie der Erste Group AG mit 1,1 Milliarden €. Sobald die Zahlen der anderen Unternehmen vorliegen, dürfte die 6,5-Milliarden-Marke geknackt werden. Durchschnittlich schütten die Unternehmen 50 % ihres Gewinnes aus, was deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegt. Diese hohen Summen an Dividenden wurden bereits in den vergangenen Jahren von Expert:innen der AK kritisiert.
“In der Gesamtbetrachtung erscheint eine Ausschüttung von rund der Hälfte des Ergebnisses, angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage mit den bestehenden Unsicherheiten, als zu hoch ”, so Oberrauter.
Während die Energiekonzerne Milliarden an Gewinne einstreifen, mussten Kund:innen stark gestiegene Energiepreise tragen. So ist etwa der Gaspreis in Österreich dreimal stärker gestiegen als im EU-Durchschnitt. Oberrauter kritisiert:
“Hier stellt sich schon die Frage, ob man die Kunden nicht durch Förderungen oder Preisdämpfungen massiv hätte entlasten können bzw. müssen”.
Doch die österreichische Bundesregierung weigert sich bis heute, in die hohen Preise einzugreifen. Stattdessen gab es für die Konzerne eine Steuersenkung in Milliardenhöhe obendrauf. Denn sie müssen auf ihre Gewinne seit heuer nur noch bei 23 Prozent Steuern zahlen – statt 25 Prozent wie noch 2022.
Rekordgewinne: Banken kassierten 14,1 Mrd. Euro, Kreditnehmer:innen zahlten drauf
Man hört immer wieder, dass große Einkommen in Krisen gemacht würden.
Darum kreiere eine Krise, wer Gewinn erzielen will!