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Kein Kranken- oder Urlaubsgeld, kein 13. und 14. Gehalt – Initiative fordert: Fahrradkuriere fair behandeln

Thomas Hackl Thomas Hackl
in Arbeit & Freizeit, Wirtschaft und Finanzen
Lesezeit:2 Minuten
7. Dezember 2020
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Fahrradkuriere haben mit schlechten Arbeitsbedingungen zu kämpfen, obwohl eine moderne Stadt ohne sie nicht mehr vorstellbar wäre. Besonders deutlich wurde das während des Corona-Lockdowns, als viele Menschen auf die Essenslieferungen auf zwei Rädern zurückgriffen. Jetzt kämpfen Fahrradkuriere und Gewerkschaften mit dem Hashtag #Arbeitsrecht4Mjam für fairere Arbeitsbedingungen in der Branche.

Fahrradkuriere sind ein fester Teil unseres Stadtbilds geworden. Sie bringen uns Essen, Dokumente und alles andre, was per Rucksack transportiert werden kann – und das nachhaltiger als ein Kurier per Auto oder Motorrad. Besonders während des Lockdowns hat die Bedeutung der Fahrradkurieren enorm zugenommen. Die Restaurants sind geschlossen und viele Menschen verlassen ihr Zuhause nur, wenn es unbedingt nötig ist. Die Essenlieferungen per Fahrradkurier haben in dieser Zeit enorm zugenommen.

fahrradkurier corona arbeitsbedinungen
Besonders während des Lockdowns sind viele Menschen von den Essenslieferungen der Fahrradkuriere abhängig.

Schein-Selbstständigkeit der Fahrradkuriere

In Österreich konnte 2019 der weltweit erste Kollektivvertrag für Fahrradkuriere abgeschlossen werden. Dieser gilt jedoch nur für angestellte Kuriere und nicht für freie Dienstnehmer. Die große Mehrheit aller Fahrradkuriere arbeitet jedoch als freie Dienstnehmer. Beim Lieferdienst MJAM machen sie etwa 95 Prozent aller Lieferanten aus.

Sie haben keinen Anspruch auf Krankengeld, kein Anspruch auf Urlaubsgeld und keinen Anspruch auf das dreizehnte und vierzehnte Gehalt. Das ist während einer Pandemie besonders fatal.

fahrradkurier corona arbeitsbedingungen
Die große Mehrheit alle Fahrradkuriere sind als freie Dienstnehmer beschäftigt. Sie haben keinen Anspruch auf Kranken- oder Urlaubsgled. Das ist besonders in Zeiten von Corona ein großes Problem für die Kuriere.

Für die Fahrradkuriere handelt es sich hier aber um eine Schein-Selbstständigkeit. Die Kurier arbeiten nur für ein einziges Unternehmen und haben klare Arbeitszeiten. Sie bekommen bessere Schichten, wenn sie sich für das Unternehmen als besonders zuverlässig erweisen. Alles Merkmale, die einem unselbstständigen Dienstverhältnis entsprechen und nicht einem freien Dienstnehmer. Für Unternehmen wie MJAM kommt es aber viel billiger, die Lieferanten als freie Dienstnehmer zu beschäftigen. Sie sparen sich dadurch einen Großteil der Sozialkosten.

Freie Dienstnehmer in den Kollektivvertrag inkludieren

Um das Problem der fehlenden sozialen Absicherung der Fahrradkurieren zu lösen, sollen die freien Dienstnehmer in den Kollektivvertrag inkludiert werden. Das ist die Forderung der Arbeitnehmer-Vertreter für die Kollektivverhandlungen, die Mitte Dezember beginnen. Für die Fahrradkuriere würde dann das Arbeitsrecht gelten, das auch für ihre Kollegen gilt, die die gleiche Arbeit machen wie sie.

„Wir können nicht durchgehen lassen, dass Arbeitsrecht so ignoriert wird“, sagt Adele Siegl, Betriebsrätin bei MJAM, im Vorfeld der Verhandlungen.

#Arbeitsrecht4Mjam

Fahrradkuriere und Gewerkschaften versuchen jetzt Druck auf Lieferunternehmen wie MJAM aufzubauen, um sie dazu zu bewegen, der Aufnahme der freien Dienstnehmer in den Kollektivvertrag zu zustimmen. Unterstützung erhalten sie dabei auch von der SPÖ. Lieferdienste haben durch ihre Boten in der Corona-Krise einen enormen Gewinn gemacht haben und sollten gerade jetzt bei ihren Mitarbeitern nicht sparen, erklärt SPÖ-Abgeordnete Julia Herr in einem Social Media-Video.

https://www.facebook.com/watch/?v=677548953129694

Konsumenten können die Fahrradkuriere dadurch unterstützen, dass sie bei Online-Bestellungen bei MJAM ins Kommentarfeld schreiben, dass sie wollen, dass ihre Boten fair angestellt sind und das mit dem Hashtag #Arbeitsrecht4Mjam unterstreichen. Herr ruft alle Menschen, die die Kampagne unterstützen wollen, dazu auf, ihre Zustimmung auf Social Media mit dem Hashtag zu zeigen.

Parlament Das Thema "Freie Dienstnehmer" im Parlament

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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