Die britische Stadt Bradford zeigt, wie Umweltschutz auch unserer Gesundheit und der Wirtschaft nützt. Seit 2022 hat man mit der Clean Air Zone (CAZ) die Luft in der ganzen Stadt gesäubert. Die Effekte: ein Viertel weniger Arztbesuche und jährliche Einsparungen im Gesundheitssystem von über 420.000 Euro.
Bradford regelt Straßennutzung in Umweltzone neu – das Ergebnis: saubere Luft und mehr Geld für Klimaschutz
Als die englische Stadt Bradford in Yorkshire 2022 eine der größten Umweltzonen Englands einführt, waren die Reaktionen gespalten: Kritiker:innen befürchteten wirtschaftliche Schäden, während Befürworter:innen auf bessere Luft und weniger Krankheitsfälle hofften.
Zwei Jahre später zeigt eine Studie: Die 22,4 Quadratkilometer große Clean Air Zone (CAZ) erspart dem britischen Gesundheitssystem monatlich rund 30.700 Pfund – das sind über 35.000 Euro oder 420.000 Euro im Jahr. Laut dem Stadtrat hat Bradford mit seinen 552.000 Einwohner:innen Dank der Zone die niedrigsten Luftverschmutzungswerte seit Beginn der Messungen erreicht. Die Stickstoffdioxid-Werte in Bradford sind gesunken. Die Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegs- und Herzkrankheiten ging um 25 Prozent zurück – das sind 732 Praxis-Besuche weniger pro Monat. Das entlastet auch die teils überfüllten Notaufnahmen und Arztpraxen der Stadt.
Bemerkenswert ist, dass sich die Verbesserung nicht nur innerhalb der Umweltzone zeigt, sondern in der ganzen Stadt. Der Grund: Viele Menschen haben sich in der Folge „saubere“ Fahrzeuge zugelegt, was auch außerhalb der CAZ für bessere Luft sorgt. Ein Beispiel dafür ist Bradfords Taxiflotte – die sauberste im ganzen Vereinigten Königreich.

Wer innerhalb der Zone fahren will, muss zahlen – private PKWs und Motorräder sind aber ausgenommen
In der Umweltzone wird die Nutzung von älteren, besonders Schadstoff-intensiven Bussen, LKWs und Taxis geregelt. Diese Fahrzeuge dürfen nur eingeschränkt innerhalb der Zone fahren oder müssen eine Gebühr zahlen: Busse und LKWs 50 Pfund (etwa 58 Euro) pro Tag, Kleintransporter und Minibusse 9 Pfund (ca. 10,50 Euro), Taxis 7 Pfund (etwa 8 Euro). Private PKWs und Motorräder sind von der Regelung ausgenommen.
Die Einnahmen aus der Gebühr fließen direkt in Projekte zur Verbesserung der Luftqualität: Ein Teil des Geldes wird in die Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs investiert. Unter anderem in umweltfreundlichere Busse und neue Elektrofahrzeuge auf stark befahrenen Strecken. Auch Taxiunternehmen bekommen Unterstützung, damit sie auf umweltfreundlichere Modelle umsteigen können. Darüber hinaus gibt es Zuschüsse für Firmen, die ihre alten, schadstoffreichen Fahrzeuge ersetzen.
Warum ist die Umweltzone in Bradford erfolgreicher ist als jene in London?
In Großbritannien und Europa gibt es inzwischen mehr als 300 Umweltzonen. Doch nicht überall sind diese so erfolgreich wie in Bradford. Londons Ultra-Low-Emission-Zone (ULEZ) etwa wurde im August 2023 auf die gesamte Stadt ausgeweitet und löste damit heftige Proteste aus. Der Unterschied: Londons ULEZ betrifft auch private PKWs, die nicht den neuesten Abgas-Standards entsprechen – eine finanzielle Belastung für viele Haushalte.
In Bradford fördert man zudem gezielt Unternehmen, sodass sie früh auf umweltfreundlichere Fahrzeuge umsteigen können. Gleichzeitig hat man die Zone nach sozialen Gesichtspunkten ausgerichtet. Denn es sind vor allem ärmere Menschen, die besonders unter schlechter Luft leiden, obwohl sie kaum dazu beitragen. Das bestätigt eine Studie: „20 Prozent der Stadtbevölkerung leben in der Clean Air Zone. Viele von ihnen haben ein geringeres Einkommen und ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme, obwohl sie selbst weniger zur Luftverschmutzung beitragen“, erklärt Studienleiterin Rosie McEachan.
Sie können maximal 7 Forderungen auswählen und ihre Abstimmung im Nachhinein ändern.