So abwechslungsreich wie das sportliche Geschick des First Vienna Football Clubs verläuft auch die Geschichte rund um die Spielplätze der Döblinger. Der Verein wechselte in seiner 125-jährigen Geschichte mehrfach das Terrain, teils freiwillig, teils aufgrund widriger Begleitumstände. Die Suche nach einer geeigneten Rasenfläche gestaltete sich schwierig, da die „ballschupfenden Narren“ zunächst misstrauisch von ihrer Umgebung bei diesem „seltsamen Spiel“ beäugt werden.
Wie der Fußballplatz nach Wien kam
Ein Zeitzeuge der ersten Stunde ist der später als Architekt sehr bekannte Max Joli (1879 – 1946), der jüngere Bruder des ersten Vienna-Kapitäns Franz Joli (1870 – 1905). Die beiden Jolis sind die Söhne des Gartendirektors Anton Joli (1839 – 1911), der für die Gestaltung der Gärten des Barons Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild (1836 – 1905) auf der Hohen Warte verantwortlich ist.
Max Joli berichtet in der Vienna-Festschrift von 1919, dass sein Bruder Franz im Mai 1894 nach einem mehrjährigen Aufenthalt in England mit der fixen Idee zurückkehrte, in Wien das Fußballspiel weiter zu betreiben. Die beiden Brüder nutzten zunächst die größte Wiese des Rothschild‘schen Gartens. Flugs wurden aus zwei Paar Gartenstangen aus Bambus, die auf der Höhe der Querlatte durch Gurte verbunden waren, zwei Goals zusammengebastelt, und zwei Teams zu je zwei Mann gebildet: Franz und Max Joli spielten als gelbe Partei gegen die beiden Gärtner William Beale und James Black, beides gebürtige Engländer, die das blaue Team bildeten. Anton Joli fungierte als Schiedsrichter dieser Begegnung und musste erleben, wie aus dem harmlosen Zeitvertreib schnell eine ernste Bedrohung für die gepflegten Rasenflächen des Gartens wurde. Denn „am dritten Tag war bereits die ganze Rothschild’sche Gärtnerei Hohe Warte ‚besessen‘ und sie lief tagtäglich, nach Feierabend bis zur Dunkelheit, wie eine Hundemeute hinter dem Fußball her“, so Max Joli rückblickend über die Geburtsstunde des Fußballspiels in Döbling.
Die Geschichte der Suche nach einer Spielstätte
Die Wiese des Barons war also nach kurzer Zeit tabu für die Kickerei und so musste rasch Ersatz gefunden werden, denn sowohl auf der Straße als auch in leeren Schupfen der Gärtnerei Rothschild konnten die Ur-Väter der Vienna nur sehr schlecht trainieren. Joli, Beale und Black erkundeten die Umgebung, um eine größere Spielfläche ausfindig zu machen, die sich zum Fußballspielen eignen würde. Nach längerer Suche wurde ein Platz gefunden. Max Joli beschreibt die Beschaffenheit in einem Artikel des Wiener Tagblatts vom 4. 1. 1936 mit folgenden Worten:
„… Sie lag an der Heiligenstädterstraße, wo sich diese mit der Grinzingerstraße schneidet. (…) Der Platz war insofern ideal, als er auch die ‚Innenlinien‘ bereits von Natur aus hatte – aber leider auch plastisch. Der Platz war nämlich in seinem Privatleben im Winter ein Eisteich, der in sich wieder durch kleinere Dämme in acht Kleinteiche zerlegt war. Der Mittelwall wurde ‚Middleline‘ getauft, und auf diesem postierte sich der Captain Franz Joli.“
Fußball on Ice
Der Historiker Sachslehner schreibt über den als „Eiswiese“ bekannten Platz:
„Da man das zarte Grün der freiherrlichen Gartenwiese nicht weiter malträtieren kann, suchen Beale & Black & Co nach einem neuen Platz für ihr seltsames Tun und finden diesen in einem Gelände nahe der Heiligenstädter Straße, das im Winter zur Fabrikation von Kunsteis genützt wird und daher von kleinen Dämmen eingegrenzt ist.“
Aber auch die Idee, auf der Heiligenstädter Straße in den für die Eisgewinnung angelegten Rasenflächen zu spielen, wurde bald wieder aufgegeben. Das Treiben war schlichtweg zu anstrengend, wie Max Joli berichtet, denn „erstens musste man konstant über die diversen Dämme springen, durch welche der ‚Fußballplatz‘ geteilt war, und zweitens war binnen einer Viertelstunde die gesamte Heiligenstädter Jugend in das Spiel verwickelt“.
In der Zwischenzeit wurde an der Gründung eines Vereins und an der Ausarbeitung der Statuten gearbeitet und man fand in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gärtnerei Rothschild einen neuen Platz, die sogenannte „Kuglerwiese“ nahe der Heiligenstädter Straße.
Diagonales Spiel auf der Ur-Stätte
„Sämtliche Mitglieder gingen nun persönlich daran, den Acker zu ebnen, zu walzen und mit Gras zu bebauen. Im kommenden Frühjahr hatte man einen prächtigen Fußballplatz zur Verfügung, der nur den einzigen Nachteil hatte, dass seine Dimensionen gegenüber den Forderungen der Spielregeln noch immer um ein Geringes zu klein waren“, so Max Joli in seinen Erinnerungen. Auf der Ur-Stätte der Vienna wurde daher auf die Diagonale des Platzes gespielt, um dadurch die maximale Länge des Grundstücks nutzen zu können.
Lage und Beschaffenheit der Spielstätte können im „Sport-Tagblatt“ vom 25. Jänner 1936 nachgelesen werden: „Der Spielplatz ist 60 Meter lang und 45 Meter breit – eines der Goals stand unmittelbar an der Böschung des Platzes, die ungefähr vier Meter gegen die Geweygasse zu abfiel – bei einem Gedränge vor dem Goal kollerte Mollisch zusammen mit einem Cricketer über die Böschung in die Geweygasse hinunter (anstelle eines Marterls wurde dennoch dort ein sogenanntes „Glander“ angebracht, damit sich so ein Vorfall nicht mehr wiederholt) – in den Schluchten der Geweygasse – an einer Seite stand ein Haus, das mit einer Planke versehen war.
Da die Kuglerwiese an jener Straße lag, die unbedingt zu irgendeinem Heurigen führen musste [Anm.: hier ist der nur wenige Meter entfernte und über Stiegen erreichbare Heurige „Schöll am Berg“ gemeint], so gab es immer mehr und mehr Zuschauer. Mit dem Pächter des benachbarten Kartoffelackers konnte man sich nach langen Verhandlungen auf ein Übereinkommen zur Nutzung der Fläche einigen.
Zur Hälfte Wiese, zur Hälfte Acker
Die Kuglerwiese verdiente den Namen Wiese nur zur Hälfte, denn ihre zweite Hälfte hieß nur ‚ad honores‘ so. In Wirklichkeit war sie ein Erdäpfelacker, wurde aber zwangsweise dazu verhalten, sich der anderen Hälfte anzugleichen. Bis sich dies vollzogen hatte, spielten wir auf der Wiesenhälfte allein mit Hilfe unserer ‚Wandergoals‘ aus Bambus und ‚Scheibbandeln‘ [Anm.: gemeint sind hier Tragegurte aus festem Leinenstoff zum Transport von Möbelstücken]. Sie wurden an den Ecken des Platzvierecks diagonal aufgestellt. Dadurch war die Entfernung wenigstens voneinander halbwegs eine ‚Entfernung‘, in der man sich laufend entwickeln konnte.“
Trotz dieser Unzulänglichkeiten blieb die Kuglerwiese bis zum 31. Mai 1896 die Heimstätte der Vienna, hier fand am 15. November 1894 auch das erste Spiel gegen den Erzrivalen Cricketer statt, das die Blau-Gelben mit 0:4 verloren.
Für ein Nostalgiespiel steht die Kuglerwiese heute der Vienna leider nicht mehr zur Verfügung, denn bereits im Jahr 1900 kaufte die Stadt Wien das Areal und eröffnete 1905 den Heiligenstädterpark anstelle des Kuglerparks. Eine Gedenktafel an einer Steinbankanlage im Park erinnert noch heute daran.
In der NS-Zeit wurde das Rothschild-Areal arisiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile der Rothschild-Gärten zerstört. 1950 durch Schenkung der Familie Rothschild in den Besitz der Stadt Wien gelangt, wurden die Rothschild-Gärten mit dem Heiligenstädterpark vereint und umgestaltet. Die Kuglerwiese ist also leider ein „Lost Ground“ für uns geworden, den man nur noch teilweise im Stadtbild erkennen kann.
Die ersten blau-gelben Trikots
Welche Kleidung die Spieler damals trugen, ist ebenfalls dem Artikel des „Sport-Tagblatts“ vom 25. Jänner 1936 zu entnehmen: „Ein gemeinsamer Dress wurde projektioniert und bestellt. Den Entwurf und die Ausführung besorgte das Mitglied ‚Schifferer-Maxl‘, Schneider und Radfahrmeister von Oberdöbling.
Die Zeit um 1894 herum gehörte damals hundertprozentig dem Radfahr- und Pferderennsport. Dementsprechend fiel der Fußballdress aus. Er war ein Bastardl [Anm.: eine Mischung] zwischen Rad- und Jockeydress. Die Hosen waren halb Reit-, halb Radfahrhosen, aus helldrapem Stoff, mit festem Schnürbund unterm Knie. Dazu wurden lange Strümpfe getragen, festgehalten durch den Hosenschnürbund. Die Hemden waren kanariengelb, mit langen Manschettenärmeln und Umlegkragen.”
Kicken in Krawatte und Perücke
“Eine lange, kornblumenblaue Selbstbinderkrawatte gehörte dazu. Ebenso blau war die Jockeykappe mit gelben Nähten und gelbem Schirm … eben wie ein Kanarienvogel … Fußball, das war zu Beginn vor allem ein Sport der Studenten und auch der Mittelschüler, gesellschaftlich aber noch nicht sehr anerkannt. Junge Spieler tarnten sich öfter mit falschen Bärten und Perücken, um nicht von Professoren erkannt zu werden.“
Neben den hier erwähnten selbst geschneiderten Dressen gab es in der Anfangszeit des Fußballspiels auch beträchtliche Unterschiede in der Ausrüstung der Mannschaften, beispielsweise was das Schuhwerk betraf:
„Die Cricketer, alle durch die Bank Engländer, trugen fast alle bereits original englische Fußballschuhe mit Lederstollen an den Sohlen, während unsere Leute ihre Normalschnürschuhe mit glatten Sohlen trugen. Die Cricketer konnten ihre Bewegungen daher rascher abstoppen als die Vienna-Männer, namentlich auf und in der Nähe der reichlichen ‚Kalkgaben‘ der Linien. So mancher von unseren Leuten setzte sich mehr als einmal unfreiwillig in die weißen Massen.“
Bergauf und bergab – die Kreindlwiese
Am 31. Mai 1896 schloss der Verein seine Frühjahrssaison und nahm von der Kuglerwiese Abschied. Im September des Jahres 1896 zog die Vienna auf die sogenannte „Kreindlwiese“, ein Areal nahe dem Israelitischen Blindeninstitut auf der Hohen Warte 32 (heute befindet sich dort das Polizeikommissariat Döbling). Das Grundstück war im Besitz des Ziegelei-Inhabers Mathias Kreindl und wurde der Vienna in Pacht überlassen. Lange Zeit war nicht klar, wie die Kreindlwiese ausgesehen hat, aber auch hier gibt die erste Festschrift aus dem Jahr 1919 Auskunft. Bei näherer Betrachtung des bekannten Bildes mit Mark Nicholson wird klar, dass er auf der Kreindlwiese stehend fotografiert wurde, denn im Hintergrund ist ein weißes Gebäude zu erkennen, dessen markante Grundrisse eindeutig dem bereits erwähnten Israelitischen Blindeninstitut zugeordnet werden können.
In der Vienna Festschrift wird zu dieser Spielstätte berichtet: „Diese Anlage war bereits wesentlich größer und hatte den Vorteil, dass sie gegen die Straße abgeplankt war, senkte sich jedoch beträchtlich, sodass man entweder bergauf oder bergab spielte.“
Diese widrigen Bedingungen taten dem Interesse der Wienerinne und Wiener am neuen Rasensport keinen Abbruch – im Gegenteil, bald war auch die Kreindlwiese den stetig wachsenden Zuschauermassen nicht mehr gewachsen. Da nutzte es auch wenig, als am 4. April 1897 bei der Begegnung Vienna vs Cricketer (0 : 1) die Eintrittspreise von 10 auf 20 Kreuzer verdoppelt wurden.
Der im August 1899 neu gewählte Obmann Hermann Schönaug (Anm.: der amtierende Vienna-Obmann Geo Fuchs lehnte eine Wiederwahl ab) musste sich somit erneut mit der Suche nach einer geeigneten Spielstätte auseinandersetzen.
Blau-Gelbe Kicker auf der Hohen Warte
Für die Entwicklung zu einem professionell geführten Verein, der erfolgreiche Wettkämpfe gegen erstklassige Mannschaften aus den In- und Ausland bestreitet war die Kreindlwiese auf keinen Fall geeignet. Das bereits erwähnte starke Gefälle führte immer wieder zu Protesten der Gastmannschaften und so sah sich der im August 1899 neu gewählte Vienna-Präsident Hermann Schönaug bereits kurz nach seiner Wahl mit der Platzfrage konfrontiert.
Es gelang, sich mit dem Ziegeleibesitzer Kreindl auf den Erwerb des Grundstücks angrenzend an die Barawitzkagasse zu einigen, daher konnte zügig mit den notwendigen Planierungsarbeiten begonnen werden.
Umbau zur Spitzenmanschaft
Mit der Eröffnung des neuen Platzes hatte die Vereinsführung jedoch aus folgendem Grund keine Eile: In der Herbstsaison 1899/1900 sah sich die Vienna mit einem immer stärker auftretenden WAC konfrontiert, der mit seiner dominanten Spielweise den Döblingern das Leben schwer machte. Um nicht vollends ins Hintertreffen zu geraten, sagte die Vereinsführung der Blau-Gelben kurz entschlossen alle Wettspiele bis zu Eröffnung des neuen Platzes ab! Spielertrainer Nicholson verschärfte das Training, baute neue junge Spieler in die Mannschaft ein und schuf so “binnen vier Wochen ein Team, das den Wienern große Überraschungen bereiten sollte”, wie die Vienna-Festschrift aus 1919 berichtet. Der neue Heimgrund der Blau-Gelben wurde daher erst am 1. November 1899 mit einem Spiel gegen den DFC Prag eröffnet, die Vienna siegte unter der Leitung ihres Spielertrainers Mark Nicholson mit 2:0.
Die Vienna ist zu dieser Zeit der stärkste Verein in Österreich. Sowohl in der Saison 1898/99 (Endspiel Vienna vs AC Viktoria Wien 4:1) als auch 1899/00 (Endspiel: Vienna vs. Cricketer 2:0) gewinnt die spielstarke Truppe den Challenge Cup. Für die Kicker aus Döbling bedeuteten diese beiden Siege viel, denn sie schalteten dabei den Erzrivalen Cricketer aus und konnten somit die von Cricketer-Mitbegründer John Gramlick gestiftete Trophäe als erster Verein erfolgreich verteidigen.
Wiens erstes Fußballstadion mit überdachter Zuschauertribüne
Die Verbindung zum Praterverein Cricketer war es auch, die den Pächter der Praterrennbahn Julius Sinek auf die Vienna und ihre Spielstätte Hohe Warte aufmerksam machte. Die Cricketer hatten zunächst den Innenraum der Praterrennbahn bei Sinek gemietet, als nun der Pachtvertrag gekündigt wurde, fasste Sinek, der schon seit geraumer Zeit ein abflauendes Interesse des Publikums an Radrennen wahrgenommen hatte, den Entschluss, sich in der Vermarktung des Fußballs einen Namen zu machen.
Der gewiefte Sinek trat an die Vereinsführung unter Präsident Schönaug heran und unterbreitete den ehrwürdigen Herren einen Plan zur Ausgestaltung der Sportanlage sowie zur professionellen Vermarktung des Fußballspiels auf der Hohen Warte. Die Führungsriege der Vienna war Feuer und Flamme für die Ideen des Praterunternehmers und so begann im Winter 1903/1904 der großzügige Umbau des Geländes, wie die Festschrift aus dem Jahr 1919 belegt: „Große Erdbewegungen wurden vorgenommen, um zu ermöglichen, dass die Zuschauer von jedem Platz aus Überblick über das Spielfeld bekämen, die große Tribüne, die das Wahrzeichen der Praterbahn gewesen war, wurde nach Döbling geschafft und kündet seither, weithin sichtbar, die Stätte, wo der Massensport ein prächtiges Heim gefunden hat.“
Die Umbauten der Anlage wurden nach den Plänen des späteren Vienna-Präsidenten Baumeister Ing. Rudolf Höllerl durchgeführt. Am 20. März 1904 wurde die neue Anlage mit einem Eröffnungsspiel zwischen Vienna und Cricketer in Betrieb genommen, die Pratermannschaft Cricketer gewann dieses Spiel mit 3:0.
Hohe Warte als Hotspot für europäischen Fusßball
Die Vienna hatte somit, für damalige Verhältnisse, ein hochmodernes Stadion zur Verfügung und konnte diese exzellente Sportanlage auch für große Veranstaltungen nutzen. Nach und nach kamen die besten Mannschaften Europas auf die Hohe Warte: Glasgow Rangers, FC Everton, Manchester United, Tottenham Hotspurs, Bolden Clubben (Kopenhagen), Slavia Prag, DFC Prag, Sparta Prag, Union Berlin (deutscher Meister). Das Jubiläumsjahr 1904 war ein voller Erfolg und so konnte man sich im Frühjahr 1905 auch den waghalsigen Versuch leisten, ein Nachtspiel bei künstlicher Beleuchtung zu veranstalten, was jedoch misslang.
So sehr Sineks Aktionismus dem Verein Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bescherte, so sehr waren damit auf der anderen Seite nicht unbeträchtliche Kosten für Werbeausgaben und dergleichen verbunden. Der Ideenreichtum des ehemaligen Praterunternehmers war daher für die Vereinsführung mit horrenden Ausgaben verbunden.
1907: bereits 70 Fußballvereine in Wien
Zugleich war bei der Mannschaft der Döblinger ein deutlicher Verlust der Spielstärke zu bemerken, der nicht zuletzt auch auf die starke Konkurrenz der anderen Vereine zurückzuführen war. 1907 zählte man in Wien bereits 70 Vereine, darunter unter anderem auch den WAC sowie den Wiener Sport-Club mit äußerst spielstarken Mannschaften. Die Anfangszeit, als Blau-Gelb das Geschehen auf dem Spielfeld nach Belieben diktierte, war längst vorbei. Zudem hatten sich verdiente Spieler wie etwa Torhüter Karl Pekarna bei ausländischen Vereinen (Celtic Glasgow, Wacker München, Bayern München) längst einen Namen gemacht und verließen die Vienna.
In der Folge gab es auch ein deutlich negatives Echo in den Medien, der Verein verfüge zwar über „die beste Verteidigung Wiens“ und über eine „hervorragende Deckung“, sei aber nicht imstande, eine halbwegs vernünftige Stürmerreihe aufzubieten.
In Döbling trug man daher umso schwerer an der von Sinek hinterlassenen finanziellen Last, im Vereinsvorstand gärte es gewaltig. Das Vertragsverhältnis mit Julius Sinek wurde mit 30.1.1908 aufgelöst, der geschasste Manager zog gegen die Klubleitung der Vienna vor Gericht und klagte die ausstehenden Gehaltszahlungen ein.
Der im Herbst 1907 zum Präsidenten gewählte verdiente Baumeister der hohen Warte, Rudolf Höllerl, wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung 1908