Sozialmärkte versorgen Menschen mit niedrigen Einkommen mit preisgünstigen Produkten des täglichen Bedarfs. Durch die hohe Inflation der letzten Jahre sind immer mehr Menschen auf diese günstige Einkaufsmöglichkeit angewiesen. Wir haben mit Georg Jelenko, Leiter der Sozialmärkte des Arbeiter-Samariterbunds, über die zunehmend schwierige Lage gesprochen.
Immer mehr Menschen in Österreich sind fürs Auskommen auf Sozialmärkte angewiesen. Sozialmärkte, das sind Supermärkte, in denen Produkte angeboten werden, die in regulären Supermärkten nicht verkauft wurden. Diese Produkte spenden die Supermärkte und andere Geschäfte an die Sozialmärkte. Von denen werden die Produkte dann zu einem reduzierten Preis an Menschen mit geringem Einkommen weitergegeben.
In Österreich gibt es eine Reihe von Organisationen, die Sozialmärkte führen. Die Obergrenze für den Einkauf beim Sozialmarkt unterscheidet sich von Organisation zu Organisation. Meistens liegt sie aber bei rund 1.400 netto. Das entspricht etwa der Armutsgrenze in Österreich.
Wir haben einen Sozialmarkt des Arbeiter-Samariterbunds in Wien Meidling besucht. Dort haben wir mit dem Leiter der Sozialmärkte des Arbeiter-Samariterbunds, Georg Jelenko über die Bedeutung von Sozialmärkten gesprochen und welche Auswirkungen die steigende Preise auf ihre Arbeit haben.
Kontrast: Können Sie uns kurz erklären, was ein Sozialmarkt ist?
Georg Jelenko: Ein Sozialmarkt hat zwei große Hauptaufgaben. Die eine Hauptaufgabe ist, Lebensmittel zu retten, sie einzusammeln. Die zweite große Hauptaufgabe ist dann, diese Lebensmittel an die Menschen weiterzugeben, die das geringste Einkommen in Österreich haben, also die unteren 10 % nach Einkommen.
Zusätzlich haben wir dann noch einen eine Kommunikations-Ecke, wo sich Menschen auch unterhalten können bei einem Kaffee. Wir bieten zusätzlich noch Sozialberatung an. Wenn ein Sozialmarkt gut geführt wird, deckt er alle diese Dinge ab.
Kontrast: Wer sind die Kunden und Kundinnen – wer braucht Sozialmärkte denn besonders?
Georg Jelenko: Bei meinen Kundinnen und Kunden ist das Geld sehr knapp. Da muss gespart werden. Grundsätzlich kommen unsere Kundinnen und Kunden aus allen Bereichen, aber wir haben natürlich sehr viele alleinerziehende Mütter und auch Seniorinnen und Senioren mit Mindestpension. Es kommen aber auch Menschen, die früher gut bezahlte Jobs hatten. Aber durch irgendein Missgeschick oder auch durch einen Unfall konnten sie auf einmal nicht mehr so viel Geld verdienen wie in der Vergangenheit.
Zahl der Sozialmärkte in Wien hat sich verzehnfacht
Kontrast: Wie hat sich die Situation der Sozialmärkte in den letzten Jahren verändert?
Georg Jelenko: Es hat sich in den letzten zehn Jahren so verändert, dass sich in Wien die Sozialmärkte verzehnfacht haben. Wir haben jetzt viel mehr Kundinnen und Kunden. Jetzt sind wir natürlich in einer Situation, wo wir wirklich kämpfen müssen, dass wir genügend Lebensmittel für all diese Menschen bekommen. Das wird immer schwieriger. Da geht die Schere leider auf. Aber wir kämpfen jeden Tag darum, dass wir ausreichend Lebensmittel bekommen.
Kontrast: Wie kann man Sozialmärkte von außen unterstützen?
Georg Jelenko: Man kann uns von außen mit sehr viel unterstützen. Natürlich einerseits mit haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Man kann uns natürlich auch Geld spenden. Das hilft uns immer sehr. Man kann bei uns ehrenamtlich mithelfen. Unser großes Motto ist: Helfen wir gemeinsam! Und so arbeiten wir auch. Nur wenn wir mehr bekommen, können wir mehr weitergeben. Wir brauchen also selbst Hilfe, damit wir Hilfe weitergeben können.
Kontrast: Wenn Bundeskanzler Nehammer morgen Ihren Markt besuchen würde, was würden Sie ihm sagen?
Georg Jelenko: Würde morgen der Bundeskanzler zu uns hereinspazieren, dann würde ich ihm auf jeden Fall sagen, dass er die unteren Einkommen stärken muss. So, dass die Kaufkraft auch wieder stärker wird in ganz Österreich. Damit geht es auch der Wirtschaft besser. Ich glaube, das muss ein ganz, ganz großes Ziel für die nächsten Jahre sein. Wir brauchen außerdem auch viel mehr soziale Gerechtigkeit. Auch bei der Bildung von Kindern. Das würde ich mir von ihm wünschen.