Die dritte Verhandlungsrunde der Metaller blieb ohne Ergebnis, die Gewerkschaft brach ab. Als sich wenige Tage davor 500 BetriebsrätInnen der Metallindustrie auf die nächste Lohnrunde vorbereiten, kochte die Stimmung im Saal. Bei vollen Auftragsbüchern und Rekord-Gewinnausschüttungen an die Aktionäre wollen sich die Beschäftigten nicht mit dem niedrigen Angebot der Arbeitgeber zufrieden geben. Die Kampfbereitschaft ist groß.
Die dritte Runde der Verhandlungen in der Metallindustrie zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft ist am 21. Oktober ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Nach Lohnzurückhaltung im letzten Jahr will die Gewerkschaft jetzt ein Lohnplus von 4,5 Prozent, die Arbeitgeber bieten aber nur 1,9 bis 2,2 Prozent.
Die Gewerkschafter werten das als Provokation. Eine starke Industriekonjunktur, Rekordergebnissen und Gewinnausschüttungen lassen das Angebot der Arbeitgeber als “unmoralisch” erscheinen, wie Karl Dürtscher von der GPA betont. Damit wäre gerade einmal die Inflation abgegolten, ein angemessener Anteil an den sprudelnden Gewinnen wäre das nicht. Dürtscher ist empört:
„Das ist eine Sauerei, wenn man nicht bereit ist, die Beschäftigten an den Rekordergebnissen teilhaben zu lassen“.
Von 27. bis 29. Oktober werden Betriebsversammlungen in ganz Österreich abgehalten, ab dem 3. November kann es Warnstreiks geben. Dabei werden alle Betriebe aller Branchen der Metallindustrie betroffen sein, sagte Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer – vom Maschinenbau bis zur Fahrzeugindustrie und der Gas/Wärmeerzeugung.
Die Stimmung kocht bei den BetriebsrätInnen
Üblicherweise lädt die Gewerkschaft erst zu Betriebsrätekonferenzen ein, wenn die dritte oder vierte Verhandlungsrunde gescheitert ist. Aber der Druck ist diesmal so hoch, dass die Gewerkschaft bereits vor der dritten Runde alle Betriebsräte zusammenrief. Die Stimmung kochte bei den rund 500 Metaller-BetriebsrätInnen aus Wien und Niederösterreich, die sich in Vösendorf versammelt haben.
“Die sind mit Steuergeld durch die Krise getragen worden, schütten sich Boni und Dividenden aus und wir sollen alles bezahlen”, ärgert sich Arbeiterbetriebsrat Thomas H. über die Manager und Aktionäre.
Er kam nach der Nachtschicht in einem großen Niederösterreichischen Betrieb direkt nach Vösendorf zur Konferenz der Betriebsräte. Die Anwesenden fühlen sich respektlos behandelt, sind sauer – mit wem man auch spricht, hört man Kampfbereitschaft und den Wunsch, die Macht der ArbeitnehmerInnen unter Beweis zu stellen. 4,8 Mrd. Euro Dividende haben Österreichs ATX-Konzerne insgesamt in den beiden Corona-Krisenjahren an ihre Aktionäre ausgeschüttet, wie der AK Dividenden-Report 2021 zeigt. Gleichzeitig haben die Unternehmen staatliche Förderungen in Millionenhöhe in Anspruch genommen. Dass sie den ArbeitnehmerInnen auch dieses Jahr nur die Inflation abgelten wollen, versteht hier keiner.
Höhere Zuschläge für Schichtdienst
Neben 4,5 Prozent Lohnerhöhung fordert die Gewerkschaft auch deutlich höhere Zuschläge für Schichtdienste. Der hat in den letzten Jahren zugenommen, die Maschinen in den Fabriken sollen rund um die Uhr laufen – das geht auf Kosten des Familienlebens und der Freizeit der Beschäftigten, kritisiert Metallgewerkschafter Rainer Wimmer. „Wir werden nicht mehr dulden, dass wir in der Schichtarbeit mit einem Butterbrot abgespeist werden”. 1,50 pro Stunde soll die Zulage für die zweite Schicht betragen, 5 Euro pro Stunde für die Nachtschicht. Die Arbeitgeber wollen die Schichtzulage lediglich um 11 Cent erhöhen – noch so eine Provokation für die Beschäftigten.
Bei der Arbeitszeit fordern die Arbeitgeber überhaupt Verschlechterungen. “Was wir 2018 bei der Einführung des 12-Stunden-Tages in den Kollektivvertrags-Verhandlungen entschärft haben, steht jetzt wieder in Frage”, warnt Wimmer. Eine Wochenarbeitszeit von 60 Stunden soll es bis zu 20 Mal pro Jahr geben können, dazu Sonntagsarbeit immer möglich sein. “Wir werden das bekämpfen, aber das Gesetz zum 12-Stunden-Tag hat den Boden aufbereitet, dass Menschen wie Zitronen ausgepresst werden.”
“Fachkräftemangel merkt man in Lohnverhandlungen nicht”
Jetzt sollen bei den Betriebsversammlungen alle 190.000 Beschäftigen der Metallindustrie über den Stand der Verhandlungen informiert werden – dort können auch gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen wie Warnstreiks beschlossen werden. Den Streikbeschluss werden sich die Metaller jedenfalls bereits nächste Woche beim ÖGB holen.
“Alle Konjunkturprognosen zeigten nach oben, die Auftragsbücher sind voll, die Gewinne und Dividenden sprudeln, aber die lassen sich eher Gurkerln ins Knie hauen, bevor sie uns freiwillig was geben”, sagt Wimmer. “Wir brauchen euren Druck bei den Verhandlungen”.
Der Fachverband der metalltechnischen Industrie Christian Knill bezeichnet das Vorgehen der Gewerkschaft als “Aktionismus” und verweist auf Lieferkettenprobleme und Auftragsschwankungen. Doch auch das werten die Beschäftigten als Ausrede. “Niemand hat die Unternehmen gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, keine Lagerhaltung mehr zu machen und bei den Beschäftigten zu sparen”, sagt Dürtscher.
[veröffentlicht am 19. Oktober, aktualisiert am 22. Oktober 2021]
Bitte, wie hoch sind jetzt die NETTO-LÖHNE? Nur von diesen kann man LEBEN und nicht vom BRUTTO!!
Ist ein Stundenlohn von 17.50 Netto gerecht? Das ist ein Monatslohn von 2208.30 € NETTO ,bei einem 6 Stundentag / 30 Wochenstunde!!
Es werden so viele, sehr hohe Bonis ausbezahlt, da muß schon was für die AN drinn sein!! Auch 10 % sind da drinnen.
Nur ein Kampf, auch auf der Straße bringt die UNTERNEHMER wieder zu den Verhandlungen zurück! Da die GW die KAMPFMASCHINE für die AN sind, muß sie wieder KÄMPFEN lernen und sich nicht