In diesen Tagen will Österreich Familien in Länder abschieben, die die Kinder nur aus Erzählungen kennen. Mitten in einer Pandemie. Obwohl die Familien sich hier ein Leben aufgebaut haben, Kinder hier geboren sind. Mitschüler machen jetzt mobil. Sie wollen, dass ihre Freundinnen bleiben können.
Sie sind hier geboren, gehen hier zur Schule, haben Freunde, freuen sich auf ihre Lehrausbildung. Aber nun will man sie in Länder wie Georgien oder Armenien abschieben. Länder, in denen sie noch nie waren. Mitten in einer weltweiten Pandemie.
Mutter mit 3 Kindern soll aus „Integrationsgemeinde“ abgeschoben werden
2015 flüchtet eine Frau nach Österreich. Sie hat drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. In Eichgraben in Niederösterreich baut sie sich eine neue Existenz auf. Eichgraben gilt damals als Integrationsgemeinde und Vorbild. Engagierte Bewohner organisieren Deutschkurse, Kinderfahrräder und Ausflüge. Die 4-köpfige Familie lebt sich ein. Der Bub besucht eine HTL, will später Informatiker werden. Jetzt sollen alle vier nach Georgien abgeschoben werden.
Wollen Freundinnen nicht verlieren – Schüler mobilisieren gegen zwei Abschiebungen
Ein Telefonat pro Tag, mehr Kontakt zur Außenwelt wurde untersagt. So beschreiben die Schüler des Gymnasiums Stubenbastei die Situation der 12-jährigen Tina und ihrer Familie. Mit ihrer Mutter und der kleinen, 5-jährigen Schwester Lea wurden sie ins „gelbe Haus“, ein Gebäude am Stadtrand von Wien, gebracht. Niemand bleibt dort lange. 48 Stunden sind es durchschnittlich. Dann schiebt Österreich sie ab. Auch Tina, ihre Schwester und Mutter sollen, geht es nach den Behörden, am 28.1. per Flugzeug aus Österreich fortgebracht werden.
Die beiden Töchter sind in Österreich geboren, ihre Mutter kam zum Studieren hierher. Ihre Schulkollegen sind verzweifelt. Sie wollen, dass ihre Freundin und Familie bleiben können. In einer Petition sammeln sie Unterschriften.
Auch für Sona erheben die Mitschüler die Stimme. Seit 7 Jahren wohnt sie in Österreich. Jetzt soll die Familie plötzlich nach Armenien. Um 21 Uhr standen bei Sonas Familie unangekündigt Polizisten vor der Tür, wie eine Freundin in einem Video erklärt. Die Schülerin macht sich Sorgen, Sona kann mit niemandem Kontakt aufnehmen. Auch hier haben Jugendliche eine Petition gestartet, die man unterschreiben kann.
@tierra.rigbyTEILT DIESES VIDEO UND UNTERSCHREIBT DIE PETITION FÜR SONA UND IHRE FAMILIE #fürdich #abschiebungsstopp♬ Originalton – Tierra
Die Geschichten der drei Familien sind nicht die einzigen, aber sie haben Aufmerksamkeit erregt. Dass man mitten in der Pandemie Energien und Geld dafür aufwendet, gut integrierte Kinder und Erwachsene in Länder abzuschieben, in denen ihre Zukunft ungewiss ist, schockiert. Auch Andreas Babler, Bürgermeister von Traiskirchen (NÖ), macht seinem Unmut Luft. Er hat den Bundespräsidenten kontaktiert und will, dass eine menschliche Lösung gefunden wird und die Familien in Österreich bleiben können.
Diese Kinder “abzuschieben”, die hier, mitten unter uns, zur Welt gekommen sind, ist die abartigste Form von Unmenschlichkeit. Hiermit biete ich ihnen und ihren Familien sofortigen Schutz, Geborgenheit und Zuversicht auf ein möglichst angstfreies Leben in meiner Heimatstadt an.
— Andi Babler (@AndiBabler) January 26, 2021
Habe gerade diesbezüglich auch mit unserem Pfarrer telefoniert und schreibe jetzt direkt unserem Bundespräsidenten @vanderbellen.
So etwas darf es in unserem Land nicht mehr geben.— Andi Babler (@AndiBabler) January 27, 2021