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Wer arm ist, stirbt 10 Jahre früher – und zahlt die Pensionen der Gutverdiener

Wer arm ist, stirbt 10 Jahre früher – und zahlt die Pensionen der Gutverdiener

Marco Pühringer Marco Pühringer
in Verteilungsgerechtigkeit
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21. Januar 2019
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In Österreich sind 17 Prozent der Bevölkerung arm oder armutsgefährdet. Das hat fatale Konequenzen für die Betroffenen: Wer lange in Armut lebt, stirbt 10 Jahre früher. Das hat eine Untersuchung der Statistik Austria ergeben. Weltweit geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander – und damit auch die Lebenserwartung. Für die Pensionen heißt das: Menschen mit niedrigen Einkommen finanzieren letztlich die Pensionen für Menschen mit hohem Einkommen. 

Die Statistik Austria hat die Auswirkungen von Armut auf die Lebenserwartung der Österreicher untersucht. Sie führte eine Sonderauswertung der EU-Sozialstudie SILC durch. Ergebnis: Dauerhaft arme Menschen sterben zehn Jahre früher als der Rest der Bevölkerung. Noch größer ist der Unterschied bei Obdachlosen.

„Man kann einen Menschen mit einer feuchten Wohnung töten“

In Österreich sind 1,5 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet. Das heißt, sie haben ein Einkommen unter 1.238 Euro (bei Einzelpersonen) oder können notwendige Grundbedürfnisse nicht erfüllen. Und das reduziert die Lebenserwartung.

Martin Schenk von der Armutskonferenz beschreibt das so:

„Man kann einen Menschen mit einer feuchten Wohnung genauso töten wie mit einer Axt.“

Arme Männer sterben um 11 Jahre früher

Wer in manifester Armut lebt, also seine Wohnung nicht ordentlich heizen kann oder kein Geld für unerwartete Reparaturen hat, lebt deutlich kürzer. In Zahlen gegossen, bedeutet das: Frauen, die davon betroffen sind, sterben um 4 Jahre früher als andere – bei Männern sind es 11 Jahre. Muss man Jahre lang so leben, verschärft sich die Situation nochmals. Die Lebenserwartung sinkt bei Frauen dann um 9 und bei Männern um 12 Jahre.

„Diese enorme Einschränkung der Lebenserwartung betrifft in Österreich fast 270.000 Menschen, das entspricht in etwa der Bevölkerung von Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs,“ so Martin Schenk.

Bei Obdachlosen ist die Situation nochmals dramatischer: Sie leben um 20 Jahre kürzer als ein Durchschnittsösterreicher.

Kinder leiden besonders unter Armut

Die Gründe für die frühe Sterblichkeit sind vielfältig. So belastet finanzieller Druck nicht nur die Psyche, sondern bringt auch einen ungesunden Lebenswandel mit sich. Eine schlechte Wohnsituation tut ihr Übriges.

Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass Eltern ihren sozialen Status an ihre Kinder weitervererben. Das Milieu in das Kinder hineingeboren werden, bestimmt wesentlich den weiteren Verlauf ihres Lebens. Die Kürzung der Mindestsicherung für kinderreiche Familien wird also die Situation weiter verschlechtern.

Ergebnis: Arme Menschen zahlen die Pensionen der Reichen mit

Die Unterschiede bei der Lebenserwartung wirken sich auch auf die Pensionen aus. Weil kleine Pensionisten im Durchschnitt deutlich kürzer eine Pension beziehen als die reichsten 10 Prozent, steigen kleine Einkommen systematisch schlechter aus.

Rechnet man noch ein, dass etliche Bezieher kleiner Einkommen ihren Pensionsantritt mit 65 gar nicht mehr erleben, ist der Umverteilungseffekt nach oben noch drastischer. Die Beitragsrendite wird mit steigendem Einkommen größer. Das haben Forscher für Deutschland errechnet – ähnlich Schlüsse können auch auf Österreich gezogen werden.

Die Forscher empfehlen daher, die ungleiche Lebenserwartung bei zukünftigen Pensionsreformen unbedingt zu berücksichtigen. Gerade wenn die Einkommensverteilung ungleicher wird, verschärfen sich die Schieflagen im Pensionssystem noch mehr. Darum warnt auch Prof. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes:

„Die armen Menschen, die ihr Leben lang Beiträge zur Rentenversicherung bezahlt haben und dann im Durchschnitt vielleicht noch vier oder fünf Jahre die Rente genießen können, finanzieren im Grunde genommen die Rente der Wohlhabenderen, länger Lebenden mit.“

 

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René K.
René K.
16. März 2019 17:58

Wie kann man denn logisch nachvollziehbar begründen, dass die sogenannte Leistung eines Managers 1 – 50 Mio im Jahr Wert sein soll während die Leistung eines Hacklers und anderen Durchschnittsverdienern nur 16000,- – 25000,- Wert sein soll. Vielleicht sollte man mal anfangen zu unterscheiden, wer tatsächlich Werte schafft und wer sie nur bewegt und verbraucht. Einem Mindestlohn sollte auch ne Beschränkung nach oben entgegengesetzt werden. Wenn ein Bankkaufmann genauso viel verdient wie ein Handwerker gibt’s keine Probleme mit dem Nachwuchs der Fachkräfte mehr, weil das leichter verdiente viele Geld dann nicht mehr die Hauptmotivation der Berufswahl ist. Aber der Staat schafft ja auch andere Probleme… Wer in Gebührenordnungen zu hoch festlegt, dass ein Anwaltsbrief 100,-€ kostet, der sorgt dafür, dass auch schlecht ausgebildete Anwälte für 5 min Brief schreiben soviel abrechnen können wie Schwerarbeiter an einem Arbeitstag verdienen. Deswegen gibt es von diesen Individuen auch zu viele. Armut schafft man nur ab, wenn alle lernen mit dem selben Anteil klar zu kommen wie die anderen und das auch akzeptieren, dann ist für alle mehr da.

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Gertrud Zwicker
Gertrud Zwicker
23. Januar 2019 10:30

Ich finde, dass die sogenannten Reichen sehr wohl durch Ihre hohen Abgaben die Ärmeren mitfinanzieren. Diese Zahlen ja auch ihr Leben lang keine oder sehr wenige Steuern, um das System zu finanzieren
Also bitte eine mehr sachlich fundierte Analyse wäre hilfreicher und verständlicher!

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Darius A. Novak
Darius A. Novak
22. Januar 2019 14:36

Darauf hat diese Regierung wohl eine klare Antwort: Wer früher stirbt ist kürzer arm! So senken wir die Armutsquoten sowie Sozialleistungen die Ausgleichszulagen.

Dennoch darf nicht unerwähnt bleiben, dass all die EU-SILC-Daten, auf denen diese Studie beruht, zu Zeiten sozialdemokratischer Regierungsspitzen erhoben wurden. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die hier vorgestellten empirischen Fakten ändern werden, weder bei der jetzigen Regierungskonstellation noch nach einem Regierungswechsel. Das Eisen will niemand angreifen.

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