Klimawandel

Lula da Silva hält Versprechen: Regenwaldabholzung um 64 Prozent gesunken

Jahrelang wurde der Amazonas-Regenwald abgeholzt. Die Sorge: Das einzigartige Ökosystem könnte kollabieren. Doch die Wahl von Lula da Silva zum Präsidenten gab Hoffnung. Er kündigte an, die Abholzung des Amazonas zu beenden. Und er scheint sein Versprechen zu halten: Denn im Vergleich zum Vorjahr ging die Abholzung des Amazonas im November um 64 Prozent zurück.

Der Amazonas-Regenwald ist einer der größten Kohlestoffspeicher der Erde. Damit ist er besonders wichtig für den Kampf gegen den Klimawandel. Und dennoch kommt es immer wieder zu illegalen Rodungen. Vor allem unter dem rechts-nationalem Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro. Während seiner Regierungszeit stieg die Regenwald-Abholzung um rund 75 Prozent.

Der jetzige Präsident Lula da Silva versprach bei seinem Amtsantritt, die Abholzungen zu stoppen. Und so wie es aussieht, hält Silva sein Versprechen: Im Vergleich zum Vorjahr sank die Abholzung im November 2023 um 64 Prozent. Laut der brasilianischen Raumfahrt Behörde (INPE) seien rund 200 Quadratkilometer zerstört wurden. Das sei die kleinste Fläche seit Beginn der Auswertungen. Es sei auch das erste Mal seit 2018, dass innerhalb eines Jahres weniger als 10.000 Quadratkilometer abgeholzt wurden.

„Brasilien ist bereit, seine Rolle im Kampf gegen die Klimakrise wieder aufzunehmen und alle Ökosysteme, insbesondere den Amazonas, zu schützen. Unsere Regierung hat es einst geschafft, die Waldzerstörung um 80 % zu reduzieren. Lasst uns jetzt alle gemeinsam für null Abholzung kämpfen!“

Erste Erfolge bereits nach 6 Monaten: Regenwaldabholzung geht um 33,6 Prozent zurück

Nach sechs Monaten im Amt berichtet BBC von ersten Erfolgen im Kampf gegen die Regenwald-Abholzung. Im Vergleich zur ersten Jahreshälfte des Vorjahres reduzierte sich die Abholzung um 33,6%. Im Juni 2023 wurde sogar 41% weniger Wald vernichtet, als im Vorjahr. Die brasilianische Umweltministerin Marina Silva führt das auf Lulas erfolgreiche Umweltpolitik zurück.

Lulas Potenzial, die Entwaldung um 89% zu verringern

Lulas Ziel, die Waldrodung bis 2030 zu beenden, ist eine große Herausforderung. Denn die Abholzung hat unter seinem Vorgänger Jair Bolsonaro, beängstigende Dimensionen angenommen. Durch den neuen Schutzplan, den Präsident Lula Anfang Juni 2023 veröffentlichte, soll dieses Ziel erreicht werden. Er sieht unter anderem die Beschlagnahmung der Hälfte aller illegal genutzten Flächen innerhalb von Schutzgebieten, sowie höhere Strafen für illegale Abholzung vor.

Weiters fordert der brasilianische Präsident andere Staaten – vor allem den reichen Westen – auf, sich finanziell an der Rettung der “grünen Lunge der Erde” zu beteiligen, um die Klimakrise global zu bekämpfen.

Eine Studie attestiert den Plänen Lulas das Potenzial, die Entwaldung des Amazonas tatsächlich um 89 Prozent zu verringern. Leicht wird es Lula jedenfalls nicht haben: Im Parlament steht dem linken Präsidenten noch eine konservative Mehrheit gegenüber.

Unter Bolsonaro schrumpfte der Amazonas um mehr als die doppelte Fläche Wiens – pro Monat

Das ist bitter nötig, denn der Amazonas wurde in den letzten Jahren schwer in Mitleidenschaft gezogen. Als Lula 2003 das erste Mal in den Präsidentenpalast einzog, startete er ein ehrgeiziges Programm zur Rettung des Regenwaldes. Ihm und seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff, die wie Lula aus der linken Arbeiterpartei Brasiliens kommt, gelang es, die Abholzung um 80 Prozent auf einen historischen Tiefstand zu senken. Doch als Bolsonaro 2019 an die Macht kam, vollzog Brasilien eine Kehrtwende in der Umweltpolitik.

Bolsonaro vergab bereitwillig Konzessionen, um Konzernen die Abholzung des Regenwaldes für den Soja- und Palmölanbau sowie die Rinderzucht und den Bergbau zu erlauben. Illegal gerodete Flächen wurden von Bolsonaro legalisiert und die Waldbrände nur halbherzig bekämpft. Die Rodungen stiegen unter seiner Regierung sprunghaft um 70 Prozent an.

Der Amazonas stößt erstmals mehr CO₂ aus, als er binden kann

Unter Bolsonaro hatte sich die Klimabilanz des Amazonas gewendet: Er stößt erstmals mehr CO2 aus, als er binden kann. Das zeigte eine Studie von Forscher:innen des französischen Nationalen Instituts für Agronomieforschung. Die Wissenschaftler:innen analysierten hauptsächlich Satellitendaten, die die pflanzliche Biomasse im Regenwald sowie seine Abholzung dokumentieren. Das Ergebnis: Das Amazonas-Becken gab rund 16,6 Milliarden Tonnen CO₂ in die Umwelt ab, nahm aber nur rund 13,9 Tonnen auf. Diese 2,7 Milliarden Tonnen Differenz ist ungefähr der Verbrauch Österreichs für 35 Jahre.

Ohne gut erhaltenen Amazonas-Regenwald könnte das ganze Ökosystem kippen

Zurzeit hat der Amazonas einen perfekt funktionierenden Wasserkreislauf: Regionen im Landesinneren haben eigentlich zu wenig Niederschlag für einen tropischen Regenwald. Doch die Bäume saugen das Grundwasser nach oben, es verdunstet und regnet über der riesigen Waldfläche wieder ab. Dieser Kreislauf könnte durch eine weitere Abholzung permanent gestört werden. Der Regenwald würde langsam absterben, sich in eine Savanne verwandeln und das Klima auf der ganzen Welt verändern.

Dieser Prozess würde so viel CO2 freisetzen, wie die gesamte Welt in sieben Jahren verbraucht. Das einzigartige Ökosystem, dass 10 Prozent aller Arten beheimatet, wäre unwiederbringlich verloren und damit auch CO2 bindende Wirkung des Regenwaldes. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dieser Kipp-Punkt bei Abholzungsgrad von 20 bis 25 Prozent erreicht ist. Derzeit liegen wir bei 18 Prozent.

Anti-Abholzungs-Razzien nach Amtsantritt

Schon wenige Tage nach dem Amtsantritt wurde Lulas Regierung aktiv und führte Kontrollen im Regenwald gegen illegale Abholzungen durch. Wie reuters berichtet, wurden Kontrollen in Gebieten durchgeführt, die alle innerhalb des indigenen Reservats Cachoeira Seca liegen, in denen Abholzung strengstens verboten ist.

Während die Abholzung zurückgeht, steigt die Anzahl an Bränden weiter, wie die Satellitenüberwachung zeigt. Ob durch natürliche Ursachen oder durch Brandstiftung lässt sich nicht feststellen.

Lula da Silva

Der Gewerkschafter und Ex-Präsident Lula gewann mit 50,9 Prozent der Stimmen die Präsidentschaftswahl gegen den rechtsextremen Amtsinhaber Jair Bolsonaro. Dieser knappe Sieg könnte einer der wichtigsten politischen Entscheidungen unserer Zeit sein. Denn: In Brasilien liegen gut 60 Prozent des Amazonas-Regenwaldes. Die größte Waldfläche der Erde beeinflusst das Klima auf der ganzen Welt, indem sie CO2 bindet und Sauerstoff produziert. Dieses Ökosystem steht kurz vor einem unumkehrbaren Kipp-Punkt, dessen Erreichen das Weltklima für immer verändern würde. Mit der Fortsetzung von Bolsonaros Umweltpolitik würde dieser Punkt zweifellos erreicht werden. Lula kündigte nun aber an, für das Ende der Abholzung im Amazonas kämpfen zu wollen.

Der Artikel wurde am 16. November 2022 veröffentlicht und am 11. Juli 2023, sowie am 18. Dezember 2023 aktualisiert.

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4 Kommentare
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rudolf
rudolf
19. November 2022 14:12

Wie kann man denn den LINKEN LULA International Helfen? Den der RECHTE Bolsonaro hat noch sicher das MILITÄR in der Hand und da ist ein Umsturz noch gegenwärtig!! Dieser Mann ist der TRUMP von Brasilien und der „Todengräber“ der Welt!!

Wilhelm Frohner
Wilhelm Frohner
19. November 2022 11:11

Der ist doch korrupt bis auf die Knochen.

rudolf
rudolf
Reply to  Wilhelm Frohner
19. November 2022 14:05

Bitte, wer ist den DER?

saloo
saloo
Reply to  rudolf
20. Dezember 2023 20:38

der linke ist Korrupter als der alte rechte

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