Verteilungsgerechtigkeit

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Soziale Zugehörigkeit wird über vier Generationen vererbt, wie eine neue Studie aus Deutschland zeigt. Bildung und der Beruf der Urgroßeltern hängen stärker mit dem eigenen Status zusammen als bisher angenommen. Sozialer Aufstieg ist also wesentlich schwieriger als gedacht.

Eine neue deutsch-spanische Studie konnte erstmals die Weitergabe des sozialen Status‘ über mehr als zwei Generationen hinweg beobachten. Bisher glaubte man, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Milieu-Zugehörigkeit vererbt sind. Die Annahme basiert jedoch auf einem Messfehler. Tatsächlich ist der Einfluss wohl doppelt so hoch: Zu 60 Prozent wird der eigene Status vererbt. Das heißt auch: Der soziale Aufstieg besteht zu weniger als der Hälfte aus eigener Leistung. Darauf macht auch der Ex-Banker Günter Grezga im Kontrast-Interview aufmerksam.

„Es ist doch nicht Leistung oder Können, dass ich Vorstandsvorsitzender einer Bank geworden bin. Das sind 80 % glückliche Zufälle im Leben. Wo du hineingeboren wirst, (…)“


Dabei spielt nicht nur das Vermögen eine wichtige Rolle, auch wen die Familie kennt, wie vertraut ihr höhere Schulen und Universitäten sind und worüber zu Hause gesprochen wird, sind wichtige Faktoren.

Je höher der Status der Urgroßeltern, desto höher der Status ihrer Nachfahren

Der soziale Aufstieg ist also wesentlich schwieriger als eigentlich angenommen.

„Je geringer der soziale Status der Urgroßeltern, desto geringer der Status der Urenkel heute. Ein niedriger Status der Vorfahren wirkt wie eine Last, die den sozialen Aufstieg auch vier Generationen später noch bremst. Umgekehrt gilt: Je höher der soziale Status der Urgroßeltern, desto höher der Status ihrer Nachfahren heute,“

sagt Sebastian Braun, Forscher beim Institut für Wirtschaft Kiel, der an der Studie mitwirkte.

Demnach kann nicht jeder, der leistet, aufsteigen. Die Chancen für jemanden aus einer ArbeiterInnenfamilie, Akademiker zu werden, sind geringer als bisher vermutet.  Die „soziale Mobilität“ ist in Deutschland sehr langsam, so die Studie. In Österreich, das mit Deutschland auf viele Arten vergleichbar ist, kann man Ähnliches vermuten – vergleichbare Studien fehlen aber.

Aufstiegsmöglichkeiten schaffen

Im Vergleich dazu sind die Chancen in Schweden drei bis vier Mal höher als in Deutschland, einen höheren Bildungsgrad als die eigenen Eltern zu erlangen. Das liegt vor allem an den schwedischen Reformen der 60er-Jahre: Die Gemeinsame Schule für alle Kinder wurde eingeführt und Kinderbetreuungsplätze wurden massiv ausgebaut. Kinder aus finanziell schwächeren Familien haben dadurch dieselbe Bildung erhalten, wie ihre AltersgenossInnen aus wohlhabenden Familien. Insgesamt sind die Familieneinkommen gestiegen, weil viele Frauen erstmals arbeiten gehen konnten.

Leseempfehlungen:

Studie: Reiche Familien sind seit 600 Jahren die gleichen in Florenz

Studiengebühren: Die neue Mittelschicht-Steuer von Schwarz-Blau

Eribon: Wer spricht für die, die hart schuften?

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Kerstin
Kerstin
13. März 2018 16:48

Was, um Hiiiiiiiimmmels Willen, ist die Uroma des dreckigen Kanzlers danach bloß gewesen?

Sie war der
Sie war der
Reply to  Kerstin
19. März 2018 16:22

Mama Mama Mutter! Od.: Sie war Mamas Mama Mutter.

Kerstin Klein
Kerstin Klein
13. März 2018 16:44

Schöne Studie!
Halt ich für total sinnlos.

Holub P.
Holub P.
12. März 2018 23:27

https://www.youtube.com/watch?v=t2NM2A3FdDg

Vergesst die Untertitel des Video-Einstellers!

Merkel hab ich wegen ihrer Dummheit weg gelassen!
Merkel hab ich wegen ihrer Dummheit weg gelassen!
Reply to  Holub P.
12. März 2018 23:30
Petitition starten. Prof. Dr. Hans-Werner
Petitition starten. Prof. Dr. Hans-Werner
12. März 2018 23:09

Sinn hat hier auch schon Petitionen gestartet: https://secure.avaaz.org/de/petition/start_a_petition/?source=doptb

Aus: Hans-Werner Sinn, Nationalökonomie
Aus: Hans-Werner Sinn, Nationalökonomie
12. März 2018 22:36

& Finanzwissenschaft

Auch einem «dritten Weg» zwischen Kapitalismus und Kommunismus, für den viele Falken schwärmten, konnte er immer weniger abgewinnen. Damit ist die Arbeiterselbstverwaltung gemeint, wie sie im damaligen Jugoslawien versucht wurde. Was funktionierte daran nicht? Diese Betriebsform pflege bei Einstellungen sehr restriktiv zu sein, da jeder neue Mitarbeiter die Gewinnbeteiligung der vorhandenen Mitarbeiter schmälere, erklärt Sinn. Jugoslawien litt deshalb unter hoher Arbeitslosigkeit.

Zeigt, dass auch die viel gepriesenen Modelle der Mitarbeiterbeteilungen ins Verkehrte laufen wie sie von Stronach und seinen Beratern der Uni Graz populistisch vorgeschlagen worden worden sind.

Korrektur:
Korrektur:
Reply to  Aus: Hans-Werner Sinn, Nationalökonomie
12. März 2018 22:40

…beteiligungen …

Versuch die zweite Anführung aufzulösen. Bleibt sie, ist etwas mit Ihrer Site falsch! Verschwindet sie, habe ich oben einen Fehler gemacht.

Die falschen
Die falschen
Reply to  Aus: Hans-Werner Sinn, Nationalökonomie
12. März 2018 22:43

Guillemets (hier Chevrons) sind allerdings original, daher: [sic!]

Solche Studien sind immer
Solche Studien sind immer
12. März 2018 18:22

einer Spezies geschuldet, die ohne Sinnlosstudien keine Einkunftsmöglichkeit hätte. Auch Schnorrer am Steuertopf!

Im Vergleich dazu sind die Chancen in Schweden drei bis vier Mal höher als in Deutschland, einen höheren Bildungsgrad als die eigenen Eltern zu erlangen.

Hier wird von den sich selbst Lobenden und sich als gebildet Bezeichnenden der Umstand, nein, der Unstand (neolog.) verkannt, das Bildung nichts, üüüberhaupt nichts mit Ausbildung zu tun hat.

Und an den Unis erhält man bestenfalls Ausbildung. Man wird zu reinem Funktionspersonal hinauf multipliziert. Der soziale – wie der BILDUNGsgrad – bleibt dabei meistens auf der sprichwörtlichen STRECKE.

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