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Der Ökonom Jakob Kapeller über Reichtum in Österreich

Kontrast Redaktion Kontrast Redaktion
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30. Oktober 2017
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Jakob Kapeller hat sich mit seinem Forschungsteam mit Vermögensverteilung und Reichtum beschäftigt. Die Konzentration des Vermögens ist noch ungleicher als bisher vermutet, sagen ihre Ergebnisse. Dr. Jakob Kapeller ist Vorstand des Forschungsinstitut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft an der JKU Linz.

(TRANSKRIPT)

Vor dem Hintergrund unsere Resultate bietet sich die Forderungen nach einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer sicher an.

Der gesamte Vermögenstand, als auch dessen Ungleichverteilung, wurde mit den bisherigen Daten unterschätzt. Wir finden ein Gesamtvermögen von 1.300 Milliarden an Stelle von 1.000 Milliarden für Österreich vor. Wir finden auch, dass der Anteil des reichsten Prozents wesentlich höher ist als bisher vermutet.

Warum untersucht man eigentlich Reichtum?

Der soziale, gesellschaftliche und ökonomische Diskurs über das Vermögen und dessen Verteilung wird oft sehr ideologisch geführt und ist mit vielen Meinungen überlagert, aber eigentlich ist wenig Faktenwissen da. Hier würden wir gerne einen Beitrag zu Versachlichung der Frage leisten.

Mit welchen Problemen mussten Sie arbeiten?

Das wesentliche Problem der Vermögensmessung ist, dass wir 65 Jahre nicht gefragt haben, wie das Vermögen in Österreich eigentlich verteilt ist. Andererseits ist die Streuung der Vermögenswerte sehr hoch: Wer 50 Millionen besitzt, ist reich. Wer 35 Millionen besitzt ist auch dabei. Wer 200 Millionen hat ist auch dabei. Und da ist das klassische Verfahren der Zufallsziehung oft eher ungeeignet, einen genauen Schätzwert zu bestimmen. Das ist ein Problem. Ein anderes Problem ist, dass wir an der Spitze der Verteilung einfach eine höhere Tendenz besteht, die Teilnahme zu verweigern.

Welche Forderungen lassen sich daraus ableiten?

Wenn jemand sagt, er hätte gerne mehr Steuergerechtigkeit, oder jemand sagt, er hätte gerne eine bessere Finanzierung des öffentlichen Sektors für wesentliche Zukunftsherausforderungen im Sozialbereich, oder wenn jemand sagt, wir sollten eigentlich den Faktor Arbeit entlasten, aber wir können oder wollen nicht die Ausgaben korrespondierend senken… Wenn ich natürlich solche konkreten Ziele vor Augen habe, dann bietet sich vor dem Hintergrund unsere Resultate die Forderungen nach einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer sicher an.

WEITERLESEN AUF KONTRAST:

Das reichste Prozent besitzt mehr als 90 Prozent der ÖsterreicherInnen zusammen

 

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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