Vor genau einem Jahr wurden bei dem Terroranschlag in Wien 4 Personen erschossen und weitere 23 verletzt. In dieser Nacht rette Osama Abu El Hosna einem Polizisten das Leben. Er wurde zum Helden – auch wenn er bis heute nicht wie einer behandelt wird.
Am 2. November 2020 schoss ein Terrorist, der mit dem IS sympathisierte, wahllos auf Menschen in der Wiener Innenstadt. Dabei wurde ein Polizist verletzt – und von Osama Abu El Hosna gerettet. Der gebürtige Palästinenser war gerade am Schwedenplatz, als er Schüsse hörte. Er ging hinter einem Baum in Deckung und war dabei, als ein Polizist angeschossen wurde. Der Polizist riet Osama Abu El Hosna zu flüchten, aber er blieb:
„Ich habe mir gesagt: Ich laufe nicht weg. Ich bleibe hier, bis ich alle in Sicherheit bringe. Egal, was noch passiert.“
Der junge Mann leistete Erste Hilfe – nach 10 Minuten traf dann die Rettung ein. Die Lage war aber für die Einsatzkräfte nicht sicher, sie blieben 30 Meter vom Verwundeten entfernt stehen. Daraufhin schleppte der junge Palästinenser den verletzten Polizisten über den Platz. Am Weg bekam er noch Hilfe von zwei jungen Männern – Mikail Özen und Recep Gültekin.
El Hosna und seine Familie sind weiter in niederösterreichischer Gemeinde weiterhin unerwünscht
Osama Abu El Hosna riskierte für seine Mitmenschen sein Leben. Für seinen Einsatz bekam er eine Auszeichnung der Polizei. Doch ein Jahr später ist seine Heldentat so gut wie vergessen. El Hosna hat weiterhin mit denselben Problemen zu kämpfen. Seine Familie ist vor 9 Jahren aus Gaza geflüchtet, El Hosna schloss in Österreich eine Lehre als Elektrotechniker ab, fand aber keine Arbeit als Elektriker. Jetzt arbeitet er bei McDonald, wo er sich zum stellvertretenden Restaurantleiter hochgearbeitet hat.
Im Jahr 2019 wollte seine Familie sich ein Haus im niederösterreichischen Weikendorf kaufen – ein gemeinsames Zuhause. Doch der ÖVP-Bürgermeister der Gemeinde sprach sich offen dagegen aus. Er möchte keine Muslime in seiner Gemeinde, verkündete er damals. Am Ende durfte die Familie zwar das Haus kaufen, erwünscht sind sie dort aber trotzdem nicht.
Statt sich zu entschuldigen oder dem Helden der Terrornacht Anerkennung auszusprechen, begann der Bürgermeister der Gemeinde Weikendorf El Hosnas Familie nur vier Monate nach dem Terroranschlag weiter zu schikanieren. Im März 2021 schrieb der Bürgermeister der Familie einen Lokalaugenschein auf ihrem Grund vor, ein Wochen später kommt der Erlagschein für die Sachverständiger: 185 Euro muss El Hosnas Familie für die Besichtigung zahlen, wieder eine Woche später kommt der Bescheid, dass Teile des Hauses abgerissen werden müssen. Ein Teil des Hauses wurde nämlich ohne Bewilligung gebaut – allerdings vor Jahrzehnten, die letze Bewilligung stammt aus 1989. 20 bis 30 Jahre lang stellte das kein Problem für die Gemeinde und den Bürgermeister dar – jetzt, nach dem Kauf durch El Hosnas Familie, besteht der Bürgermeister darauf, dass der Zubau sofort abgerissen wird, was Anwältin Muna Duzdar nicht akzeptieren will. Sie versucht, die Entscheidung des Bürgermeisters zu bekämpfen. Der schreibt der Familie einen Abriss bis Ende November vor, die Kosten müsste El Hosnas Familie tragen.
Frankreichs Held wurde feierlich die Staatsbürgerschaft verliehen
In manchen Ländern wird mit Helden anders umgegangen. Der Malier Lassana Bathily versteckte bei einem Terroranschlag in Frankreich 2015 mehrere Menschen vor dem Terroristen Amédy Coulbaly. Daraufhin wurde ihm vom französischen Innenminister binnen weniger Tage die Staatsbürgerschaft verliehen. Osama Abu El Hosna wurde von der Regierung nichts dergleichen angeboten: Er wartet immer noch darauf, offiziell Österreicher zu werden. Bei Sportlern, Musikern und anderen Prominenten zieht sich das Einbürgerungsverfahren hingegen selten so in die Länge.
El Hosnas Erlebnisse in Buchform: „Wie wir nicht sind: Mein Plädoyer gegen Vorurteile“
In seinem Buch „Wie wir nicht sind: Mein Plädoyer gegen Vorurteile“ hat El Hosna seine Erlebnisse verarbeitet. “Es hat mir geholfen, einiges loszuwerden”, sagt er gegenüber der Presse. Der Palästinenser berichtet von seiner Kindheit im Gazastreifen, dem Versuch sich ein Zuhause in Weikendorf aufzubauen und der Nacht des Terroranschlags.
Diese Diskriminierung erinnert mich an Saudi-Arabien, wo Nicht-Wahhabiten nach Saudi-Arabien nicht mal einreisen dürfen.
Na, dafür dürfen wir uns jetzt aber schon in Grund und Boden schämen! Klar, in erster Linie der Innenminister. Aber wir alle müssen uns mitschämen, weil wir nichts dagegen unternehmen.