Finnland: Jüngste Kanzlerin der Welt führt Frauenregierung an

Finnland hat ein neues Staatsoberhaupt. Sanna Marin ist 34 und damit die jüngste Regierungschefin der Welt. Die Sozialdemokratin folgt ihrem Parteikollegen Antti Rinne als Premier. Ihr Ziel: Finnland gerechter machen.

Sanna Marins Wahl als sozialdemokratische Parteichefin ist – trotz ihres Alters – keine große Überraschung. Sie ist Vize-Parteivorsitzende und hatte das Amt vorübergehend bereits letzten Winter inne, als ihr Vorgänger Antti Rinne längere Zeit im Krankenstand war.

Rinne trat im Dezember wenige Monate nach der Angelobung der Mitte-Links-Koalition aus fünf Parteien zurück. Er kam damit einem Misstrauensvotum zuvor, das die Zentrumspartei einbringen wollte. Grund war ein Konflikt um die Postreform. Marin will die Regierungsarbeit mit den vier anderen Parteien fortsetzen.

„Wir haben viel Arbeit vor uns, um Vertrauen zurückzugewinnen“, sagte Marin am Sonntagabend vor Journalisten.

Wer ist Sanna Marin?

Die 34-jährige Finnin ist seit sieben Jahren in der Politik. Mit 27 Jahren wurde sie Vorsitzende des Stadtrates in ihrer Heimatstadt Tampere. Dann folgte ein rasanter Aufstieg: Im Wahlkampf betonte sie stets ihrer Ablehnung gegenüber dem NATO-Beitritt Finnlands. Außerdem forderte sie den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, ökologosche Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Gleichberechtigung. Sie war unter Antti Rinne Verkehrs- und Kommunikationsministerin und bestreitet bereits ihre zweite Periode als Abgeordnete im finnischen Parlament.

Marin ist nicht nur die erste Akademikerin, sondern auch die erste Maturantin in ihrer Familie. Das hat sie dem finnischen Sozialstaat zu verdanken, wie sie stets selbst betont. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter kennt sie die finanziellen Sorgen einer Arbeiter-Familie und spricht offen darüber – unter anderem auf ihrem eigenen Blog. Ebenso offen spricht sie über die Anfeindungen, die ihre Familie erlebte, als ihre Mutter ihre lesbische Beziehung zu einer Frau offen lebte.

Foto: facebook/marinsanna

Jung, weiblich, Parteichefin

Sanna Marin löst mit ihrer Angelobung Ukraines Premiereminister Oleksiy Honcharuk als aktuell jüngsten Regierungschef der Welt ab.

Mit Marin an der Spitze besteht die finnische Regierung jetzt aus fünf Parteichefinnen. Vier der fünf Spitzenpolitikerinnen sind unter 35: Die 34-jährige Zentrumspartei-Chefin Katri Kulmuni wechselt vom Wirtschafts- ins Finanzministerium. Maria Ohisalo, 34 Jahre alt und Kopf der Grünen, ist Innenministerin. Li Andersson ist mit 32 Jahren die jüngste in der Runde; sie führt die Linksbündnis-Partei an und ist Bildungsministerin. Mit 55 ist die Volkspartei-Vorsitzende und Justizministerin Anna-Maja Henriksson die älteste Fraktionschefin.

Die von Frauen angeführte Fünfer-Koalition findet in Finnland nicht nur Anklang unter progressiven Kräften. Auch die Opposition gratuliert via Twitter:

Für die Sanna Marin selbst spielt die Tatsache, dass sie jung und dazu noch eine Frau ist, jedoch keine zentrale Rolle:

„Ich habe nie über mein Alter oder mein Geschlecht nachgedacht; ich denke an die Gründe, die mich in die Politik gebracht haben.“

Vorbild Finnland

Das neue Staatsoberhaupt und ihre Koaltionspartnerinnen sind sich einig: Man will am gemeinsamen Regierungsprogramm festhalten. Denn das ist bisher ein erfolgreiches. Finnland gehört zu den fortschrittlichsten und gerechtesten Ländern der Welt.  Das liegt daran, dass der Staat im Norden Familien unabhängig vom Einkommen fördert. So bekommen alle Jungfamilien eine Baby-Startbox. Nicht von ungefähr war Finnland jahrelang Spitzenreiter bei PISA: Schule hat einen hohen Stellenwert; Kinder werden nicht wie in Österreich mit zehn Jahren in verschiedene Schultypen sortiert. Erst kürzlich konnte Finnland als einziges Land in Europa eine sinkende Obdachlosigkeit vermelden. Außerdem nimmt es seine Klimaziele ernst: Finnland wird regelmäßig zum klimafreundlichsten Land gekürt; bis 2035 soll der Kohle-Ausstieg vollzogen sein.

Sanna Marin will den Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf legen, für ein gerechteres und chancengleicheres Finnland zu kämpfen, wie sie am Sonntag in einem Brief an ihre Parteikolleginnen und Parteikollegen schreibt.

Wie soll die Sicherheitspolitik Österreichs zukünftig aussehen?
  • Österreich soll seine Neutralität beibehalten und aktive Friedenspolitik machen. 58%, 1678 Stimmen
    58% aller Stimmen 58%
    1678 Stimmen - 58% aller Stimmen
  • Österreich soll der NATO beitreten und seine Neutralität aufgeben. 15%, 447 Stimmen
    15% aller Stimmen 15%
    447 Stimmen - 15% aller Stimmen
  • Österreich soll seine Verteidigungsausgaben erhöhen, um die Neutralität zu stärken. 12%, 356 Stimmen
    12% aller Stimmen 12%
    356 Stimmen - 12% aller Stimmen
  • Österreich soll eine aktive Rolle in einer potenziellen EU-Armee spielen. 9%, 270 Stimmen
    9% aller Stimmen 9%
    270 Stimmen - 9% aller Stimmen
  • Österreich soll sich der NATO annähern, ohne Vollmitglied zu werden. 5%, 135 Stimmen
    5% aller Stimmen 5%
    135 Stimmen - 5% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 2886
12. März 2024
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