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ÖVP-Köstinger erlaubt Schweine-Quälerei auf Vollspaltenböden mindestens 10 Jahre länger

Gerald Demmel Gerald Demmel
in Tierschutz
Lesezeit:3 Minuten
28. Juli 2021
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2,7 Millionen Schweine leben in Österreichs Ställen. Davon müssen 60% auf Vollspaltenböden vegetieren. Für die Tiere ist diese Haltung extrem ungesund, die Schweine leiden an Krankheiten, Langeweile und Aggressivität. 2.000 Schweine sterben an Krankheiten – täglich. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hat nun angekündigt, dass diese Form von Tierqual bei der Schweinezucht bis ins Jahr 2032 und noch länger erlaubt sein soll.

Schweine in Österreich: Beton statt Wiese, Fäkalien statt Erde

80 Prozent aller Menschen in Österreich sind dagegen, Tierschutz-Organisationen kämpfen seit Jahren dagegen. Die Niederlande, Dänemark, Finnland, Schweden und die Schweiz haben die grausame Praxis verboten: Vollspaltenböden in der Schweinehaltung. Trotzdem fristen 60% aller österreichischen Schweine ihr Leben auf hartem Beton. Vollspaltenböden bestehen aus Betonplatten mit 1-2 Zentimeter breiten Spalten, durch welche die Fäkalien der Tiere in die darunter liegende Jauchegrube fallen. Das erspart den Schweinebauern das Ausmisten des Stalls.

Das sorgt für Krankheiten und Verletzungen bei den Tieren. Trotzdem ist die Praxis in Österreich immer noch nicht verboten. Im Juli 2021 schlug die SPÖ im Parlament erneut ein Verbot für diese tierfeindliche Haltung der Schweine vor. Man rechnete vor, dass eine Umrüstung aller Ställe insgesamt rund 250 Millionen Euro kosten würde. Wenn etwa ein Verbot ab 2025 vorsieht, damit die Betriebe genügend Zeit für Umbauten hätten, müsste die Regierung lediglich 50 Millionen Euro im Jahr aufwenden, um das Problem zu beheben. Leider stimmten ÖVP und Grüne im Parlament gemeinsam für eine erneute Vertagung des Themas im Parlament.

 

Auch im Jahr 2032 kein endgültiges Verbot für Qual-Schweinehaltung in Österreich

Nun kündigte Landwirtschaftsministerin Köstinger in der „Krone“ vollmundig ein Verbot der Vollspaltenböden an. Doch die Regelung ist schlecht für das Tierwohl:

  • Die Errichtung neuer Ställe mit Vollspaltenböden ist erst im Jahr 2022 verboten. Heuer können demnach noch weitere Qual-Ställe gebaut werden.
  • Das „Verbot“ gilt nur für AMA-zertifizierte Betriebe, das sind aber nur rund die Hälfte der österreichischen Schweinebauern. Und einige von diesen werden in Zukunft einfach ohne Gütesiegel weitermachen.
  • Auch die Betriebe mit AMA-Gütesiegel dürfen weiter machen wie bisher. Denn das Verbot für sie gilt erst ab Ende 2032.

11 Jahre lang dürfen also alle Betriebe – mit und ohne AMA-Gütesiegel – weiterhin Tiere auf Vollspaltenböden halten. Die Entscheidung ist nicht nachvollziehbar und eine Schande für ein reiches Land wie Österreich, das stolz auf seine Natur ist und weit stärker in Richtung gesunder Ernährung setzen sollte. Und da gehört auch eine artgerechte Tierhaltung dazu. „Es braucht ein gesetzliches Verbot von Vollspaltenböden“, fordert auch Martin Balluch vom Verein gegen Tierfabriken.

 

Ein Ferkel, das man zum Sterben in den Gang zwischen die Boxen gelegt hat.
Ein von Artgenossen verletztes Tier.
Schweine, die auf Vollspalten leben, zeigen öfter Verletzungen und Geschwüre auf.
Schwein auf Vollspaltenboden

Qual auf Beton: So schlecht geht es den Schweinen

Für die Tiere selbst ist diese Art von Haltung ausgesprochen ungesund. VeterinärmedizinerInnen schätzen, dass 90 % der Schweine in Österreich unter Gelenksentzündungen leiden, die Tiere leiden weiters an stressbedingten Magengeschwüren und an Lungenproblemen, weil sie ständig den Dunst der Jauchengrube einatmen. Dazu werden die Schweine ob der falschen Haltung aggressiver und verletzen sich gegenseitig. In der Folge sterben Schweine, die auf Vollspaltenböden leben müssen, dreimal häufiger bereits vor der Schlachtung als Tiere, die auf der Weide oder auf Stroh gehalten werden.

Tierleid durch falsche Haltung auf Vollspaltböden
    In Tierfabriken liegen die Schweine 80 % der Zeit. Entsprechend wichtig ist eine angenehme Beschaffenheit des Bodens. Auf Vollspaltenboden entwickeln 92 % der Tiere eine Schleimbeutelentzündung und fast alle Hautschwielen.
  • Ohne Einstreu können sich die Schweine nicht mit etwas beschäftigen. Dadurch ist ihnen langweilig, sie werden gestresst und aggressiv. Die Folge ist Ohren- und Schwanzbeißen, was zu schweren Verletzungen führt. Als Maßnahme dagegen werden den Tieren – EU-rechtswidrig! – in den ersten 7 Tagen ohne Schmerzausschaltung routinemäßig die Schwänze und die Zähne kupiert. Das könnte man den Tieren mit Stroheinstreu ersparen.
  • Da die Tiere auf dem Vollspaltenboden über ihrem Kot leben müssen, entzünden sich oft die Augen und die Lungen. Auf Stroh, das ausreichend oft gewechselt wird, ist das nicht der Fall.
  • Auf dem Vollspaltenboden herrscht Platzmangel. In Österreich werden den Tieren lediglich 0,55 m² Bodenfläche pro Schwein bis 85 kg Körpergewicht geboten, also 55 cm x 1 m. Unter diesen Bedingungen können sie nicht in Liege- und Kotplatz trennen. Die Überfüllung bewirkt Stress und die Tiere verlieren ihre Widerstandskraft gegen Infektionen, sind pessimistischer und entwickeln Magengeschwüre.
  • Die Mortalität in der Schweinehaltung auf Vollspaltenboden ist 3 Mal so hoch wie auf Stroh. Da aber die Haltung auf Stroh etwa um 30 % mehr kostet, würde sogar eine Mortalitätsrate von 30 % auf dem Vollspaltenboden noch immer profitabel sein. Quelle: VGT: Ist ein Vollspaltenboden Tierquälerei?

Jeden Tag sterben in Österreich 2.000 Schweine an Krankheiten

Jedes Jahr sterben in Österreichs Schweinemastbetrieben über 700.000 Tiere an Krankheiten und können auch nicht für den menschlichen Verzehr verwendet werden. Das sind 2.000 Schweine am Tag bzw. 80 in jeder Stunde. Die toten Tiere werden in der Tierkörperverwertung entsorgt. Der VGT kritisiert, dass dies von vielen SchweinehalterInnen einkalkuliert werde. Denn je besser die Haltung der Tiere sei, desto aufwändiger gestaltet sie sich. „Man kalibriert das Investment deshalb gerade so, dass der Profit maximiert wird. Jeden Tag, den die Landwirtschaftsministerin Köstinger das Verbot des Vollspaltenbodens blockiert, sterben weitere 2.000 Tiere“, so der VGT.

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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