10.000 Beschäftigte an öffentlichen Flughäfen dürfen sich seit 1. Mai über fünf zusätzliche Urlaubstage freuen. Die Verhandlungsführer sprechen von einem “unglaublichen Erfolg”. Und auch die Baumarkt-Kette Hornbach erhöht den Jahresurlaub ihrer Mitarbeiter auf sechs Wochen.
Die Flughäfen Österreichs folgen einem internationalen Trend: Sie setzen auf kürzere Arbeitszeiten und mehr Zeit für Erholung. Im aktuellen Kollektivvertrag für die rund 10.000 Beschäftigten auf Österreichs Flughäfen wird nicht nur eine Gehaltserhöhung von 1,3 Prozent festgelegt, sondern auch eine zusätzliche Urlaubswoche für alle.
Den GewerkschafterInnen ist es dabei nicht nur um ihre Branche gegangen, ihnen war klar: Gerade die Änderungen bei der Arbeitszeit werden wegweisend für andere Branchen sein. Denn schon länger zeigt sich: Die Bedürfnisse der Menschen haben sich geändert, sie wollen mehr Zeit für ihre Familie, ihre FreundInnen und Bildung.
Mehr Produktivität, mehr Freizeit
Produktivitätsfortschritte mit mehr Freizeit und nicht nur mit höheren Gehältern abzugelten, ist neu – entspricht aber den Erwartungen vieler Mitarbeiter. Denn auch mehr Freizeit bringt höhere Stundenlöhne, und dazu mehr Lebensqualität und weniger Stress.
Rechnet man die 5 zusätzlichen Urlaubstage und die Lohnerhöhung von 1,3 Prozent am Flughafen zusammen, ist das letztlich ein effektiver Abschluss von 3,5 Prozent, wie der Ökonom Markus Marterbauer erklärt. “Wie die Summe auf Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung aufgeteilt wird, ist eine Frage der Präferenzen”, so Marterbauer. Und viele Beschäftigte wünschen sich mehr Zeit.
Enorm positives Feedback
Der GPA-Verhandlungsleiter Thomas Schäfer spricht von einem “unglaublichen Erfolg im Kampf um mehr Freizeit”. Die zusätzlichen freien Tage sind eine Antwort auf die veränderten Lebens- und Arbeitsrealitäten unserer Zeit. Das positive Feedback der MitarbeiterInnen nach Bekanntgabe des KV-Abschlusses “war enorm“, berichtet Schäfer.
Für Arbeiter-Betriebsrat am Flughafen Wien, David John, hilft die 6. Urlaubswoche dem Unternehmen auch „seine Vorreiterrolle in Sachen Work&Life Balance langfristig auszubauen“. Denn eine gute Balance von Arbeit und Freizeit ist den Menschen enorm wichtig – oft wichtiger als Geld.
Sechste Urlaubswoche auch bei Hornbach
Wenige Wochen später ist schon die Baumarkt-Kette Hornbach nachgezogen: Ab 1. Juli erhöht Hornbach den Jahresurlaub von fünf auf sechs Wochen. Sowie das Einstiegsgehalt von 1750 auf 1820 Euro brutto. Das gilt für alle, die seit mindestens einem Jahr im Unternehmen beschäftigt sind.
“Wir beschäftigen uns schon seit zwei Jahren mit dem Thema”, sagt Stefan Goldschwendt, Chef von Hornbach Österreich. In der Belegschaft gibt es ein sehr starkes Bedürfnis nach mehr Freizeit. Außerdem ist ein Fünftel der Belegschaft älter als 50. “Die Menschen werden älter und müssen länger arbeiten. Da ist es wichtig, für Entlastung zu sorgen.”
VORTEILE FÜR ALLE
Doch nicht nur die Beschäftigten haben etwas von kürzeren Arbeitszeiten. Auch Staat und Unternehmen können von mehr Freizeit für Beschäftigte profitieren. International geht der Trend schon länger in diese Richtung wie Beispiele aus Schweden und Deutschland zeigen. Die Vorteile sind so bestechend, dass jetzt selbst Manager-Berater zu weniger Arbeitszeit raten.
Die Mitarbeiter sind nicht nur zufriedenere und motivierter, sondern auch ihre Produktivität steigt. Es gibt weniger Krankenstandstage und Arbeitsunfälle. Kürzere Arbeitszeiten bringen Vorteile für alle und sind durch die Produktivitätssteigerung im Zuge der Digitalisierung erfüllbar geworden. Aber nicht nur das: sie teilt auch die durch die Automatisierung verringerte Arbeit fair auf.
[veröffentlicht am 10. Mai 2018, aktualisiert am 7. Juni]
Tatsächlich? Nach 25 Arbeitsjahren in derselben Firma? Gut, dann erleiden sie dasselbe wie viele: Vor dem 25 Jahr wird mal gekündigt und weg sind sie die Ansprüche.
Wenigstens klingt es toll für die Flugplatzarbeiter, hehe. Um gewählt zu werden dürft’s schon reichen.