Obwohl das Ministerium seine Kontodaten kennen müsste, erhielt unser Kolumnist Manfred Matzka keinen Klimabonus dorthin. Stattdessen musste er sich von Schalter zu Schalter und Hotline zu Hotline mühen, ehe der Bonus zu ihm gelangte. Viele leere Meter, viel Bürokratie – und vor allem: unnötige Kosten. Das hätte besser gehen müssen, findet Matzka.
An einem schönen Sommertag erhalten wir zwei Briefe von Eleonore Gewessler. Gelbe Vollmachten für den Fall, dass uns im Herbst der Briefträger zweimal 500 Euro bringt, aber nur einer von uns zuhause ist. Falls wir bei Finanzonline sind, werden wir sie aber nicht brauchen, denn dann wird aufs Konto überwiesen. Ich bin seit zehn Jahren dabei, der Staat kennt meine Kontonummer gut. Aber wir heben die Vollmacht auf.
Gewessler hat damit bei mir schon mal 5 Euro fürs Klima ausgegeben.
Kontodaten gibt es, trotzdem keine Überweisung – sondern Gang zur Post
Im September kommt tatsächlich der Briefträger. Wir sind nicht zuhause, meine Frau am Semmering. Macht aber nichts, wir haben ja die Vollmacht. Ich gehe also zur Post. Warum ich das abholen muss und es nicht aufs Konto kommt, kann mir die Dame am Schalter nicht erklären. Ich nehme mein Kuvert in Empfang. Dann zücke ich die Vollmacht meiner Frau. Nein, sagt die Dame, die gilt nicht. Meine Frage, warum sie zuhause gelten würde, auf der Post aber nicht, kann sie nicht beantworten. Die Frage, warum ich bei ihr das Briefwahlkuvert soeben mit Vollmacht bekommen habe, den Klimabonus aber nicht, ebenfalls nicht. Ihr herbeigerufener Chef auch nicht.
Ich bringe meine Rechtskenntnisse zum Einsatz, dass es rechtlich unzulässig ist, eine Vollmacht an den Präsentationsort zu binden – sinnlos. „Wir haben vom Klimaministerium diese Vorschriften“. Ich beschwere mich. Man gibt mir eine Hotline-Nummer. Als ich sie später anrufe, stelle ich fest, dass sie falsch ist.
Gewessler hat für den RSa-Brief und die misslungene Abwicklung auf der Post weitere 10 Euro fürs Klima ausgegeben.
Von einem Schalter zum nächsten – der lange Weg zum Klimabonus
Ich verlasse die Post, öffne den Brief und finde darin ein Kuvert mit Gutscheinen. Im Begleitschreiben steht: Ich kann die Gutscheine bei der Post in Geld einlösen. Wie umständlich! Und obendrein hat man mir das bei der Post wiederum nicht gesagt.
Auf dem langen Weg zurück telefoniere ich mit der Hotline, deren richtige Nummer ich im Internet gefunden habe. Freundlicher Mann. Warum ich trotz Finanzonline Gutscheine brieflich bekomme, weiß er nicht.
„Ich bitte aber um Entschuldigung, hier sind leider viele Fehler passiert“. Wundert mich nicht, denn Gewesslers Abwicklungsfirma ist dem Vernehmen nach eine oberösterreichische Raiffeisentochter mit nur 12 Leuten. Da kann’s schon passieren, dass die paar Hanseln online-Teilnehmer und Verstorbene nicht so schnell finden.
Für Hotline und Kleinunternehmen hat Gewessler wieder etwa 4 Euro ausgegeben.
Ich bin zurück auf der Post, präsentiere meine Gutscheine. Die Beamtin ist trotz meiner lästigen Fragen freundlich, zuckt aber bedauernd die Schultern. Es waren heute schon so viele mit dem Bonus da, wir haben kein Bargeld mehr. Meine Sicherungen glühen nach der sinnlos vertanen Stunde.
Ich geh zu einer anderen Post. Die haben Geld, daher ist die Warteschlage lang. Als ich drankomme, meine ich zur Postfrau: „Da haben sie euch aber schön viel Arbeit angetan“. Sie ungerührt: „Die sind ja völlig deppert mit ihrer Bürokratie.“ Ich stimme zu, denn was folgt, ist wie im Kabarett:
Die arme muss jeden der zehn Gutscheine einzeln unter dem Scanner durchziehen, dann jeden abstempeln. Ich wusste gar nicht, dass es diese alten riesigen Poststempel noch gibt. Und dann noch jeden einzeln abzeichnen. Dann erst darf sie mir das Geld geben.
Für die Gutschein hat Gewessler jetzt 3 %, also 15 Euro ausgegeben, für die Postmanipulation weitere 5 Euro.
Ich habe 1 Euro Öffi-Energie in Wien verfahren und meine Frau, die jetzt nach Wien kommen muss, 20,20 Euro fürs Pensionistenticket der ÖBB.
Fazit: wir beide, Gewessler und ich, haben rund 50 Euro an Klimageld verplempert, ohne jeden Effekt, ohne Sinn, stranded costs. Das sind fürs ganze Land 400 Millionen Euro Deppensteuer. Wem fällt so was eigentlich ein? Hat man keinen Menschen mit Finanzexpertise gefragt, wie man Negativsteuern effizient abwickelt? Nein, frau hat nicht. Denn verschuldet ist das Ganze von einer einzigen Person, die just dieses überkomplizierte, inadäquate und demütigende System wollte. Um namentlich in jeden Haushalt zu kommen.