Ab jetzt heißt es für die rund 3.100 Kapruner und Kaprunerinnen im Salzburger Pinzgau: Busfahren ist kostenlos für alle. Auf Wunsch der Bevölkerung hat die Gemeinde das Vorhaben für die nächsten 10 Jahre beschlossen. Damit folgt Kaprun Städten, die mit diesem Konzept den Klimaschutz vorantreiben und Öffis für alle zugänglich machen.
Für die rund 3.100 Einwohner und Einwohnerinnen in Kaprun heißt es ab sofort: Mit den Öffis fahren ist gratis. Egal ob zum Einkaufen, in die Schule, zum Arzt oder in Erholungsgebiete. Neben dem Dorfbus fährt der Regionalbus 660 von Zell am See über Kaprun bis zum Kitzsteinhorn – und das zu Stoßzeiten alle 15 Minuten. Die Bevölkerung hat sich seit längerem das kostenlose Busfahren innerhalb des Ortsgebietes gewünscht, weshalb nun der Gemeinderat einstimmig dafür gestimmt hat.
“Ich habe seit April sehr viele Hausbesuche gemacht und mit Leuten am Fußballplatz und in Lokalen darüber geredet, was ihnen wichtig ist. Für viele ist es ein großer Wunsch, dass die Busse nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Einheimischen kostenlos sind. Deshalb war mir das ein Anliegen, das umzusetzen”, sagt der Bürgermeister Domenik David gegenüber Kontrast.
Für die nächsten 10 Jahre ist der Vertrag zwischen Gemeinde und Verkehrsverbund einmal abgeschlossen, erklärt er weiter. In der Wintersaison war schon in den vergangenen Jahren für Personen mit gültiger Skikarte die Strecke gratis. Jetzt wird es auf die gesamte Bevölkerung und das ganze Jahr ausgeweitet. Für den Skibus zahlt neben der Gemeinde auch der Tourismusverband und die Bergbahnen mit.
Insgesamt kostet das Angebot der Gemeinde rund 140.000 Euro. Die Einnahmen aus dem Tourismus seien dabei hilfreich, erklärt David. “Wir haben 1,1 Millionen Nächtigungen im Jahr. Das müssen die Einheimischen auch mittragen. Deshalb wollen wir mit diesen Einnahmen sowie Zahlungsrücklagen den Einheimischen zielgerichtet etwas zurückzugeben.”
Es geht dabei auch darum, den Autoverkehr zu reduzieren. “Wenn man weniger Autos auf der Straße haben will, muss man den öffentlichen Verkehr ausbauen und die Preise attraktiver gestalten”, ist der Bürgermeister überzeugt. Deshalb gestaltet die Gemeinde aktuell auch alle Bushaltestellen um und macht sie barrierefrei. Ein großes Ansinnen ist auch, künftig das Angebot auf die umliegenden Gemeinden auszuweiten und gemeinsam mit Land und Bund Lösungen für kostenloses Busfahren zu finden.
Andere Vorreiter: Luxemburg, Tallinn, Dünkirchen, Malta
Mit diesem Vorstoß ist Kaprun in Europa nicht alleine. Bereits seit 2013 sind die öffentlichen Verkehrsmittel in der estnischen Hauptstadt Tallinn gratis. Mittlerweile sind die meisten Landkreise Estlands nachgezogen und haben Bus und Bahn kostenlos gemacht.
2018 führte die rund 88.000-Einwohnerstadt Dünkirchen in Frankreich das Null-Euro-Ticket ein. Diese Maßnahme reduzierte laut einer Umfrage den Autoverkehr spürbar: Etwa jeder Zweite nimmt nun öfter den Bus als zuvor.
Zwei Jahre später folgte das erste europäische Land als Ganzes: Seit 1. März 2020 können die Luxemburger:innen mit Bus, Straßenbahn und Zug fahren – und das völlig gratis. Das kleine Land machte damals weit über seine Grenzen hinaus Schlagzeilen und investiert massiv in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Jedes Jahr gibt Luxemburg rund eine Milliarde Euro dafür aus – das sind etwa 5 Prozent des gesamten Staatshaushalts. Denn der luxemburgische Verkehrsminister François Bausch hält fest, dass der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sogar noch wichtiger sei als das kostenlose Ticket, um die Menschen zum Umstieg zu bewegen.
Im Oktober vergangenen Jahres führte schließlich auch Malta als zweites europäisches Land den gratis Öffi-Verkehr ein. Insgesamt gibt es weltweit rund 100 Städte und Orte, in denen der öffentliche Personennahverkehr ganz oder teilweise kostenlos ist. Mit Kaprun kommt nun ein weiterer Ort hinzu.
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