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AMS-Algorithmus droht jeden 2. Arbeitslosen in Wien fallenzulassen

AMS-Algorithmus

Patricia Huber Patricia Huber
in Arbeit & Freizeit
Lesezeit:3 Minuten
15. November 2018
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Wem das AMS hilft und wen nicht, das entscheidet künftig der Computer. Der AMS-Algorithmus teilt Jobsuchende in drei Kategorien ein. Wer in der letzten Gruppe landet, wird fallen gelassen. In Wien trifft das fast jeden zweiten Arbeitslosen, betroffen sind vor allem Österreicher über 45 und Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Wien kritisiert das Aussortieren von 61.000 Wiener Arbeitslosen und wendet sich mit einem offenen Brief an die Sozialministerin. 

Die Regierung hat die Mittel für Arbeitsmarktpolitik deutlich gekürzt: 2019 steht dem AMS um ein Drittel weniger Geld als geplant zur Verfügung. Das erzeugt Druck auf die Mitarbeiter. Ein Algorithmus soll jetzt für schnelle Vermittlungen und eine bessere Erfolgsstatistik sorgen. Menschen mit guten Arbeitsmarktchancen bekommen schnelle und gute Unterstützung. Menschen mit schlechteren Chancen am Arbeitsmarkt – wie ältere Arbeitslose, Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Mindestsicherungsbezieher – bekommen kaum noch Betreuung.

Weniger Punkte für Frauen, Menschen über 50 und mit Behinderungen

Das geht so: Arbeitslose werden vom AMS mittels Algorithmus in drei Kategorien unterteilt. Dazu werden in den Algorithmus verschiedene persönliche Merkmale eingespeist. Manche bringen Pluspunkte, andere Minuspunkte. Arbeitssuchende über 50 starten gleich mit einem Minus von 0,7 Punkten wegen ihres Alters. Beeinträchtigte Menschen erhalten ein Minus von 0,67 Punkten. Frauen werden doppelt benachteiligt: Sie erhalten zunächst aufgrund ihres Geschlechts einen Abzug von 0,14 Punkten. Außerdem werden für Betreuungspflichten 0,15 Punkte abgezogen – diesen Abzug sieht der AMS-Algorithmus übrigens nur für Mütter, nicht aber für Väter vor.

Der Algorithmus entscheidet darüber, wer Betreuungszeit und Fördergeld beim AMS bekommt. Manche Jobsuchenden werden gefördert, andere aufgegeben.

  • In der A-Kategorie sind leicht vermittelbare Jobsuchende mit wenig Unterstützungsbedarf.
  • Kategorie B fasst Arbeitslose mit guten Chancen zusammen, die intensive Unterstützung bekommen.
  • Jobuschenden der Kategorie C werden Betreuungszeit und Fördergeld entzogen, da ihre Chancen am Arbeitsmarkt schlecht eingestuft werden.

Wer es besonders schwer hat, bekommt weniger

Unterstützung bekommen also künftig nicht die Arbeitslosen, die es am dringendsten brauchen, sondern jene, die die Erfolgsstatistiken der Regierung und des AMS aufpolieren. Statt einer Person, die benachteiligt ist – weil sie z.B. gesundheitliche Probleme hat, oder schlecht ausgebildet ist – mehr Mittel zukommen zu lassen, um diese Nachteile am Arbeitsmarkt auszugleichen, sagt der Computer: Diesem Arbeitssuchenden sollen weniger Mittel zustehen, weil er geringere Chancen hat. Vorurteile (Sexismus, Altersdiskriminierung, Rassismus) und Nachteile am Arbeitsmarkt werden so durch ein Computerprogramm beim AMS einzementiert.

Die Stadt Wien schlägt Alarm

Das AMS arbeitet bereits mit dieser Kategorisierung, „ohne dass es klare Handlungsanweisungen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gibt, was sie mit dieser Information machen sollen“, kritisieren der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker in einem offenen Brief an die zuständige Ministerin Beate Hartinger-Klein. 

Die Wiener Stadtregierung fürchtet schwere Folgen für die Arbeitssuchenden in Wien. Von 140.000 Wienern, die beim AMS gemeldet sind, wird mit 61.000 Personen im C-Segment künftig fast jeder 2. Jobsuchende in Österreich vom AMS benachteiligt.

Um zu verhindern, dass die Hälfte der Wiener Arbeitslosen vom AMS vergessen wird, will die Stadt Wien von der Sozialministerin wissen, welche Betreuung für Menschen im C-Segment geplant ist. Und ob für die Betroffenen zumindest gleich hohe Mittel zur Verfügung stehen wie bisher. Außerdem fordert die Stadt, dass Jobsuchende aus dem C-Segment bei ausdrücklichem Wunsch und sichtbarer Motivation in das B-Segment wechseln dürfen.

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Bibiane HORN
Bibiane HORN
28. Februar 2019 13:31

Ich finde es eine FRECHHEIT was sich die Regierung erlaubt denn wenn auch einige über 50 sind die haben arbeiten gelernt jedoch sie bekommen leider keine chance sich zu beweisen D heißt es immer Fachkräfte jedoch die sind zu teuer daher werden sie abgelehnt
Man hätte von ANFANG AN NIE BLAU WÄHLEN DÜRFEN WIR HABEN DAS SCHON MAL GEHABT UND WAS HAT ES GEBRACHT

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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