Schon ein paar Autos weniger entlasten den Verkehr während der Stoßzeiten erheblich und reduzieren so den Stau in großen Städten. Das zeigt eine Studie aus den USA. Laut New York Times könnte das durch mehr Home-Office-Tage erreicht werden. Expert:innen glauben, dass das auch in Österreich funktionieren könnte. Das wäre nicht nur gut fürs Klima, sondern würde den rund 2,3 Millionen Pendler:innen hierzulande auch einiges an Stress und Zeitverlust ersparen.
Kaum etwas bewegt sich. Alles fließt zäh. Noch eine rote Ampel und noch mehr Autos. Warten, warten und nochmal warten. Wer zu Stoßzeiten in Wien unterwegs ist, steht pro Jahr mindestens 4 Tage und neun Stunden im Stau. Das ergab eine GPS-Datenauswertung des niederländischen Navigationsgeräteherstellers TomTom. Der Weg zur Arbeit und wieder nach Hause wird zur täglichen Geduldsprobe. Steigender Blutdruck und Stress sind vorprogrammiert.
Doch das müsste nicht so sein. Denn schon ein paar Autos weniger, würden den Verkehr in den Städten ausreichend entlasten. Und das wäre recht einfach zu erreichen. Etwa durch mehr Home-Office-Tage, wie die New York Times berichtet. Eine Studie gibt ihr recht.
Studie: Weniger Stau durch minimal weniger Verkehr
Wissenschaftler:innen der Arizona State University haben in einer Studie das Verkehrsaufkommen an jüdischen Feiertage beobachtet. Diese Tage wurde ausgewählt, da nur ein kleiner Teil der Belegschaft freihat und der Rest trotzdem arbeitet. Dadurch konnten die Forscher:innen relativ einfach beobachten, ob ein paar Verkehrsteilnehmer:innen weniger ausreichen, um größere Staus während den Stoßzeiten zu vermeiden. Das Ergebnis: Ja, es reicht aus.
Das hat folgenden Grund: Staus und zähfließender Verkehr steigen nicht linear mit jedem weiteren Auto an. Doppelt so viele Autos, bedeuten nicht doppelt soviel Stau. Vielmehr fließt der Verkehr relative flüssig bis zu einem kritischen Kipppunkt, ab dem dann alles schlagartig zum Erliegen kommt. Im Umkehrschluss erklärt das, wieso schon ein paar Autos weniger, die Verkehrslage merklich entspannen. Es reicht also aus, wenn pro Tag einige wenige zu Hause bleiben und von dort aus arbeiten.
VCÖ: 10-15 % weniger Autos würden die Staus stark reduzieren
Bereits 10 bis 15 Prozent weniger, könnte den Verkehr erheblich entlasten, schätzt Christian Grazer vom Verkehrsclub Österreich gegenüber dem Kurier. Mehr Home-Office-Tage könnten auch in Österreich dazu führen, die Staus während den Stoßzeiten auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
Wie gut das funktioniert, sieht man momentan in Hamburg. Vor der Corona-Pandemie arbeiten nur etwa 19 Prozent der Beschäftigten ein oder mehrere Tage im Home-Office. 2022 waren es bereits 40 Prozent. Die Gesamtzahl der absolvierten Wege pro Tag reduzierte sich dadurch deutlich: von 5,8 Millionen (2017) auf nur noch 5,3 Millionen (2022). Das entlastete den innerstädtischen Verkehr enorm.
Home-Office spart Pendler:innen Zeit und Stress
In Österreich pendeln rund 2,3 Millionen Menschen täglich zu ihrer Arbeitsstelle. Durchschnittlich 27 Kilometer. Dabei pendeln mehr in die Stadt hinein, als aus der Stadt heraus. Laut Statistik Austria würden sich Pendler:innen im Schnitt pro Tag zwischen 15 Minuten und einer Stunde sparen, wenn sie von zu Hause arbeiten könnten.
Natürlich können nicht alle Menschen im Home-Office arbeiten. Es gibt Berufe, die das einfach nicht zulassen. Dennoch wurden auch diese Menschen davon profitieren. Denn weniger Stau bedeutet weniger Stress und weniger Zeitverlust. Also mehr Zeit für sich, die Familie und Freund:innen.
Klar ist auch, dass einige Pendler:innen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. In der Ostregion um Wien sind das etwa ein Drittel. Dennoch nutzen die meisten das Auto. Das hat vielerlei Gründe, wie Betroffene gegenüber dem Standard berichten.
Seit der Corona-Pandemie geht der Trend klar Richtung Home-Office. Die Ausnahmesituation hat gezeigt, was durch die Digitalisierung möglich ist. Bei einer Umfrage unter österreichischen Unternehmensvertreter:innen gaben 48 Prozent der Befragten an, dass fast alle Mitarbeiter:innen zumindest zeitweise von Zuhause arbeiten. Das ist zwar schon einiges, dennoch ist noch Luft nach oben. Mehr Tage wären also möglich.
Mehr Home-Office-Tage könnten CO₂-Emissionen im Verkehr senken
Der Verkehr ist einer der Hauptverursacher von klimaschädlichen Treibhausgasen in Österreich. Rund ein Drittel (28 Prozent) der 74 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen entfielen letztes Jahr auf den Verkehrssektor. Expert:innen des Umweltbundesamtes errechneten in einer Simulation, dass mehr Home-Office-Tage die CO₂-Emissionen im Verkehr um 2,8 Prozent senken könnten.
Das zeigt vor allem auch eines: Mehr Home-Office-Tage kann zwar das Stau-Problem zu Stoßzeiten lösen, nicht aber die Klimakrise. Dennoch ist es eine von vielen Maßnahmen, mit der die Politik und auch die Wirtschaft das Klima und die Arbeitnehmer:innen entlasten könnte.
IFO Institut: Mehr Home-Office-Tage reichen als Klimaschutzmaßnahme nicht aus
Als Einzel-Maßnahme reduzieren mehr Home-Office-Tage den Verkehr und die damit verbunden CO₂-Emissionen nur kurzfristig, so das Leibniz Institut für Wirtschaftsforschungen der Universität München. Langfristig braucht es begleitende klimapolitischen Maßnahmen.
Ein zentrales Instrument der EU wären etwa strengere Flottenverbrauchsstandards für die Auto-Industrie. Das heißt: Die Fahrzeuge, die ein Hersteller pro Jahr in einem bestimmten Gebiet verkauft, müssen im Schnitt einen bestimmten Standard beim Kraftstoffverbrauch erfüllen. Ebenso muss die Infrastruktur für Elektroautos ausgebaut werden. Das Institut sieht auch höhere Benzinpreise als mögliche Maßnahmen. Hierbei wird die Last jedoch wieder auf die Konsument:innen übertragen, was wiederum die Industrie nicht zum Umdenken motivieren würde.
Ich wünsche mir mal einen Text mit den psychischen, sozialen und vor allem politischen Auswirkungen von Home Office. Wie soll Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit im Home Office funktionieren?
Mittels Videoberatungen, Telefonberatungen und weiterhin persönlichen Terminen.
Die Stadt Wien sollte verstärkt ihre Abteilungen anweisen die MitarbeiterInnen im Homeoffice arbeiten zu lassen. Vor allem dann verstärkt und mitunter auch über die 60% hinaus, bei prekären Situationen wie: extremen Wettereinflüssen (extreme Hitze, extremes Glatteis oder extremer Wintereinfall uäm.) oder andere ungewöhnliche Zustände, wie z.B heuer die besonderen Baumaßnahmen in Wien (zugleich an Öffis, Zufahrtsstraßen). Dies würde für ALLE eine Entlastung bedeuten! Die Politik wollte eine Stadt mit 2 Mio Einwohner, hat aber noch nicht die Infrastruktur dafür aufgebaut und sollte daher auch mit innovativen Maßnahmen unterstützen. Außerdem: weniger MitarbeiterInnen die verunfallen am Arbeitsweg und auf den Dienstwegen!