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Betrug, Geheimdienst-Kontakte und russisches Nervengift – Wieso war Wirecard-Chef Braun enger Berater von Kurz?

Kontrast Redaktion Kontrast Redaktion
in Politik, Wirtschaft und Finanzen
Lesezeit:3 Minuten
10. Juli 2020
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Der Wirecard-Chef Markus Braun war enger Berater von Bundeskanzler Kurz, bis sich im Juni 2020 herausstellt, dass Wirecard in eine riesige Betrugsaffäre verwickelt ist. Braun wurde wegen dem Wirecard Skandal verhaftet, seine rechte Hand, Jan Marsalek, ist auf der Flucht. Jetzt stellt sich heraus, dass Marsalek zudem ein Spitzel für die FPÖ war und offen über seine Kontakte mit internationalen Geheimdiensten prahlte. Braun hat das Vertrauen von Kurz genossen – so sehr, das er ihn ins Experten-Gremium im Bundeskanzleramt holte.

Der steile Erfolg von Wirecard brachte Markus Braun bald in Kontakt mit Bundeskanzler Sebastian Kurz. Er wurde ein enger Berater des türkisen Kanzlers. Kurz rekrutierte Braun auch in sein Experten-Gremium Think Austria. Der Think Tank sollte den Neustart der österreichischen Wirtschaft nach der Corona-Pandemie planen. Im Gegenzug finanzierte Braun die Kurz-Kampagne. Der Wirecard-Chef überwies der ÖVP im Wahlkampf 2017 eine Summe von 70.000 Euro.

1,9 Mrd. Euro fehlen

Markus Braun galt als schillernde Figur in der Börsenwelt. Der gebürtige Wiener war mit seinem Finanz-Unternehmen Wirecard AG der Shooting-Star der Frankfurter Börse und galt als Sinnbild für ein modernes Unternehmertum. Jetzt stellte sich aber heraus, dass Markus Braun in eine riesige Betrugsaffäre verwickelt war. Der wirtschaftliche Erfolg von Wirecard beruhte nämlich nicht auf dem Genie von Braun, sondern auf gefälschten Bilanzen und Marktmanipulation. Die Vorwürfe illegaler Finanzgeschäfte bestehen schon seit fast anderthalb Jahren. Damals veröffentlichte die Financial Times eine Recherche, wonach Wirecard in Singapur mit vorgetäuschten Umsätzen und gefälschten Verträgen arbeitet. Wirecard bestritt die Vorwürfe vehement und verklagte die Zeitung.

Jan Marsalek Wirecard Skandal
Der Wirecard Skandal begann schon vor über einem Jahr. Damals wurde Wirecard beschuldigt, in Singapur in illegale Finanzgeschäfte verwickelt zu sein.

Im Juni 2020 kam es jedoch zum Eklat: Die Wirtschaftsprüfer von Wirecard weigerten sich die Prüfung abzunehmen und verkündeten, dass es im Unternehmen zu massiven Fälschungen gekommen ist. Es fehlten fast 2 Mrd. Euro. Wirecard gab an, 1,9 Milliarden auf Treuhandkonten in den Philippinen zu lagern. Die Zertifikate, die diese Werte dokumentieren sollen, sind plumpe Fälschungen.

Markus Braun wurde daraufhin von der deutschen Polizei festgenommen. Gegen die Kaution von  5 Mio. Euro ist er nun auf freiem Fuß.

Jan Marsalek: Rechte Hand von Braun war FPÖ-Spitzel

Frisierte Bilanzen und Marktmanipulation sind aber nicht der einzige Skandal der Wirecard AG. Die rechte Hand von Markus Braun, der Wirecard-Manager Jan Marsalek, auch gebürtiger Wiener, steht im Verdacht ein FPÖ-Spitzel gewesen zu sein. Konkret wird ihm vorgeworfen, er habe über einen Zwischenmann der FPÖ vertrauliche Informationen aus dem Innenministerium als auch aus dem Amt für Verfassungsschutz zukommen lassen. Diese Informationen sollen dann Kickl zu den Hausdurchsuchungen beim Verfassungsschutz angespornt haben. Den Vorwürfen werde nun im Zuge der BVT-Ermittlungen nachgegangen. Jan Marsalek soll außerdem ein Verbindungsmann zwischen der FPÖ und russischen Geschäftsleuten gewesen sein.

Marsalek kann dazu nicht befragt werden – er ist auf der Flucht.

Jan Marsalek prahlte mit Kontakten zum Geheimdienst

Der Wirecard-Manager Jan Marsalek soll außerdem Kontakte zu ausländischen Geheimdiensten gehabt haben. Im Sommer 2018 soll er mit Geheimdienst-Dokumenten geprahlt haben, die unter anderem die exakte Formel für das Nervengas Nowitschok enthalten hätten. Dieses Gift wurde beim Anschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergei Skripal und dessen Tochter im britischen Salisbury eingesetzt. Die britische Regierung macht den russischen Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich. Moskau dementiert die Vorwürfe.

Herumgezeigt habe der aus Österreich stammende Manager die Dokumente bei einem Treffen mit Londoner Börsenhändlern. Angeblich um sich mit seinem Wissen in der Londoner Finanzwelt wichtig zu machen. Marsalek soll wiederholt mit solchen Aktionen aufgefallen sein.

Wieso hat Kurz dem Wirecard-Manager so vertraut?

Gefälschte Bilanzen, Marktmanipulation, Bespitzelung und Kontakte mit ausländischen Oligarchen und Geheimdiensten – bei Wirecard ist eine Reihe an Dingen falsch gelaufen. Die ersten Vorwürfe gegen Wirecard sind bereits seit über einem Jahr bekannt. Warum Kurz seine Großspender trotz dieser Vorwürfe in den Think Tank geholt hat, ist unklar.

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rudi
rudi
21. Juli 2020 08:53

Na wenn Geld geboten wird, wird gerne die Hand aufgehalten. Besonders von den Rechtsrechten und deren Freunde!

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Vev
Vev
14. Juli 2020 23:43

Guter Artikel, aber lasst eure Texte doch bitte Korrektur lesen!

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Franz Strasser
Franz Strasser
12. Juli 2020 20:49

Es hat doch tatsächlich jeder Politiker Dreck am Stecken und wenn er noch so lieb dreinschaut…oder gerade deswegen…

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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