Wirtschaft und Finanzen

Regierung schenkt Konzernen täglich 2,7 Mio. Euro – Körperschaftssteuer erklärt

Vor zweieinhalb Jahren hat die ÖVP-Grünen-Regierung mit den Stimmen von FPÖ und Neos die Senkung der Körperschaftssteuer (KÖSt) beschlossen – schrittweise von 25 auf 23 Prozent. Was sperrig und nach wenig klingt, ist ein Milliarden-Geschenk an Konzerne – bezahlt von der Bevölkerung. Denn dieses Geld fehlt dem Staat dann an anderer Stelle. Und zwar jeden Tag. Doch ÖVP und FPÖ ist die Senkung der Köst für Unternehmen auf 23 Prozent nicht genug. Sie wollen die Konzernsteuer noch weiter senken.

Im Jänner 2022 senkte ÖVP-Grün die Körperschaftssteuer (KÖSt) von 25 auf 23 Prozent. Die Körperschaftssteuer ist die Steuer, die Unternehmen auf ihre Gewinne zahlen müssen. Dementsprechend profitieren von der Senkung vor allem große Unternehmen und Konzerne. Seit der Senkung beläuft sich dieses Steuergeschenk auf:

550.000.000,00 Euro

2,7 Millionen Euro am Tag: So viel schenkt die Regierung den Konzernen

Im ersten Jahr der Senkung kostete die Senkung 530 Millionen Euro – deutlich mehr, als die Regierung eigentlich berechnet hatte. Seit 2024 gilt nun der Steuersatz von 23 Prozent – damit kommen heuer Kosten in Höhe von etwa einer Milliarde Euro dazu. Täglich sind das 2,7 Millionen Euro, die der Staatskassa – und damit uns allen – entgehen.

Mit dem Geld, das bereits jetzt verloren ging, könnten wir

Drei Viertel der KÖSt-Senkung geht an die größten 4.600 Unternehmen

Nicht alle Unternehmen müssen die Körperschaftssteuer zahlen. Sie betrifft vor allem Großunternehmen und Konzerne. Knapp 80 Prozent aller Unternehmen zahlen nämlich gar keine Körperschaftssteuer, sondern nur Einkommenssteuern. Denn sie sind meist Personenunternehmen und keine Aktiengesellschaften oder GmbHs. Auch Klein- und Mittelbetriebe zahlen meist keine Körperschaftssteuer, weil sie oft keine oder kaum Gewinne machen. Sie verwenden die „Gewinne“ dann häufig für das Einkommen des Geschäftsführers – und zahlen deshalb keine Körperschaftssteuer oder nur einen kleinen Fixbetrag von 500 Euro im Jahr. Sie haben somit nichts von der Senkung der Körperschaftssteuer.

Was ist die Körperschaftssteuer?

Die Körperschaftssteuer ist die Steuer, die große Unternehmen auf ihre Gewinne zahlen müssen. Als Körperschaften gelten zum Beispiel Aktiengesellschaften (AGs) und GmbHs, aber auch Genossenschaften, Stiftungen, Verneine, etc. Anders als die Lohnsteuer für Angestellte, die je nach Höhe des Einkommens bis zu 55 Prozent betragen kann, zahlen alle Körperschaften denselben Steuersatz – aktuell 23 Prozent. 2022 waren es noch 25 Prozent. 

Tatsächlich kommt das meiste Geld, das durch die Körperschaftssteuer eingenommen wird – nämlich 75 Prozent – von den 3 Prozent der Unternehmen mit den höchsten Gewinnen. Das sind 4.600 Unternehmen in Österreich, die jährlich über eine Million Euro Gewinn machen. Sie profitieren am meisten von der Senkung der Körperschaftssteuer. Laut Momentum Institut fließen 88 Prozent des Steuergeschenks an das reichste Zehntel der Menschen in Österreich.

 „Die Steuersenkung ist primär ein Geschenk an Großbetriebe und hier vor allem an die großen Unternehmensgruppen. Die großen Profiteure sind die Industrie, die großen Handelsbetriebe sowie Banken und Versicherungen. Über die Ausschüttungen profitieren dann auch die Aktionärinnen und Aktionäre dieser Großunternehmen. Das sind im Wesentlichen die reichsten 10 Prozent der Haushalte sowie die Privatstiftungen“, heißt es vonseiten der Arbeiterkammer.

Zu den größten Profiteuren zählen der Energy Drink Hersteller Red Bull von Mark Mateschitz, die Ölkonzerne OMV und Shell, der Waffenhersteller Glock, Coca-Cola und die KTM Sportmotorcycle GmbH von ÖVP-Großspender Stefan Pierer. Aus diesem Grund wird die Körperschaftssteuer auch häufig Konzernsteuer oder Konzerngewinnsteuer genannt.

Konzern-Steuer massiv gesunken – FPÖ und ÖVP wollen trotzdem weiter senken

Konzernsteuer Österreich

Noch vor 40 Jahren betrug die Konzernsteuer 55 Prozent. Jetzt macht sie nicht einmal mehr die Hälfte aus. Trotzdem wollen sie FPÖ und ÖVP weiter senken. Die FPÖ auf 20 Prozent und die ÖVP kontinuierlich auf 0,5 Prozent unter dem europäischen Schnitt. Jede weitere Senkung um nur 1 Prozent würde weitere Millionen von den Steuerzahler:innen an die größten Konzerne und ihre Aktionäre umverteilen. Dabei zahlen schon jetzt die Beschäftigten und Konsument:innen rund 80 Prozent aller Steuern.

Klimakrise: Bist du für ein Werbeverbot für SUV, Flug- und Kreuzfahrtschiffreisen?
  • Ja, finde ich absolut richtig. 36%, 1100 Stimmen
    36% aller Stimmen 36%
    1100 Stimmen - 36% aller Stimmen
  • Ja, aber das soll auch für andere Klimasünder gelten. 31%, 938 Stimmen
    31% aller Stimmen 31%
    938 Stimmen - 31% aller Stimmen
  • Nein, ich mag keine Verbote. 21%, 641 Stimme
    21% aller Stimmen 21%
    641 Stimme - 21% aller Stimmen
  • Nein, der Klimawandel ist eine natürliche Sache. 10%, 320 Stimmen
    10% aller Stimmen 10%
    320 Stimmen - 10% aller Stimmen
  • Weiß nicht. 2%, 54 Stimmen
    2% aller Stimmen 2%
    54 Stimmen - 2% aller Stimmen
Stimmen insgesamt: 3053
7. August 2024
×
Von deiner IP-Adresse wurde bereits abgestimmt.

Neue Artikel

Pflanzenheilkunde, Naturheilkunde oder Homöopathie – Alternative Medizin auf dem Prüfstand

Schulmedizin bzw. wissenschaftliche Medizin, Pflanzenheilkunde, Naturheilkunde oder Homöopathie. Topfenwickel, Kräutertee oder Globuli? Der Markt an…

17. September 2024

Trotz Wohnungsnot: 230.000 Wohnungen stehen leer – eine Leerstandsabgabe könnte das ändern

In Österreich stehen 230.000 Wohnungen leer, weil die Eigentümer:innen sie als Anlageobjekt nutzen, anstatt für…

17. September 2024

Die extremsten Forderungen im Wahlprogramm der FPÖ

Unter dem Titel „Festung Österreich. Festung der Freiheit“ fordert die FPÖ in ihrem Wahlprogramm eine…

13. September 2024

Investitionen & Beteiligungen an grünen Unternehmen: So will die SPÖ Österreichs Wirtschaft modernisieren

Während die USA und China schon vor Jahren in grüne Technologien investiert haben, ist Österreich…

13. September 2024

So viel Geld verlierst du, wenn das Pensionsantrittsalter erhöht wird

Immer wieder fordert die Industriellenvereinigung oder auch Parteien, wie die Neos, dass die Menschen länger…

12. September 2024

Rechtsextreme Straftaten um 44 Prozent gestiegen: bis heute keine Maßnahmen der Regierung

Laut einer Anfragebeantwortung von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) an die SPÖ, nahmen rechtsextreme Straftaten im…

12. September 2024