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Wutbürger, Impfverweigerer und Rechtsextreme marschieren wöchentlich in Steyr

"Sonntagsspaziergang" in der Innenstadt von Steyr (Foto: SPÖ Steyr zVg)

"Sonntagsspaziergang" in der Innenstadt von Steyr (Foto: SPÖ Steyr zVg)

Kontrast Redaktion Kontrast Redaktion
in Oberösterreich, Rechtsextremismus
Lesezeit:3 Minuten
11. Dezember 2025
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Fünf Jahre lang ziehen sie nun schon durch die Innenstadt von Steyr: selbsternannte „Spaziergänger“, die seit Beginn der Corona-Pandemie jeden Sonntag demonstrieren. Gegen Impfungen, gegen den Staat, gegen „die Medien“. Sie gaben Rechtsextremen wie dem Deutsche Ken Jebsen (früher Kayvan Soufi-Siavash) eine Bühne. Mittlerweile sind die wöchentlichen „Spaziergänge“ ein Dauerproblem für die Bevölkerung in Steyr.

Aus Impfverweigerer-Demos wurden wöchentliche Wutbürger-Aufmärsche mit teils rechtsextremen Rednern

Jeden Sonntag ziehen selbsternannte „Spaziergänger“ über den Hauptplatz in Steyr. Unter den Redner:innen waren auch schon Größen aus der rechtsextremen Szene. Darunter etwa Kayvan Soufi-Siavash, besser bekannt als „Ken Jebsen“. Ein Verschwörungsideologe und ehemaliger Radiomoderator, der seinen Job wegen antisemitischer Aussagen verloren hat. Laut „Jebsen“ führt Russland in der Ukraine einen Krieg gegen Neonazis. Die Anschläge vom 11. September 2001 sind laut ihm eine „Terrorlüge“ und Bill Gates hätte mit Hilfe der UNO Tausende Frauen durch Impfungen zwangssterilisiert. 

„Seit fünf Jahren ist Steyr Anlaufstelle für demokratiefeindliche Gruppen, die das Leben in der Stadt lahmlegen. Die Polizei findet keine Gründe für eine Unterlassung“, sagt Bürgermeister Markus Vogl (SPÖ).

Auffällig war, dass die FPÖ, die die Sonntagstrommler sonst unterstützt, beim Auftritt von Jebsen am 2. November 2025 fernblieb. Anscheinend wollten die Freiheitlichen bei Jebsen nicht anstreifen und einen neuen „Einzelfall” produzieren.

Auftritte dieser Art werden in den sozialen Netzwerken und in Chatgruppen beworben. Bei Jebsens Auftritt fanden sich beispielsweise statt den üblichen rund 60 Teilnehmenden etwa 250 Personen in Steyr ein. 

Regionalsender RTV als wichtigste Plattform für Steyr-Aufmärsche

Steyr ist seit Jahren ein Fixpunkt der Szene. Früher waren es vor allem Impfverweigerer, heute kommen dort mitunter Verschwörungstheoretiker, FPÖ-Fans und Rechtsextreme zusammen. Einige lokale Medien verstärken die Bewegung sogar aktiv, bieten ihr eine Bühne und Reichweite. Viele der Organisatoren stammen nicht einmal aus Steyr, beunruhigen mit ihren wöchentlichen Auftritten die Bevölkerung vor Ort aber massiv. 

Der oberösterreichische Regionalsender RTV berichtete früher über regionale Ereignisse in Steyr und Umgebung – mit den Schwerpunkten Gesellschaft, Kultur und Sport. Während der Corona-Pandemie schwenkte der Privatsender allerdings auf „rechtsextreme und verschwörungsmythische Narrative ein und stellt sich Vertreter:innen der entsprechenden Szenen regelmäßig als Bühne zur Verfügung“, wie es im Rechtsextremismus-Bericht 2025 heißt.

Neben Klimawandel-Leugnern lädt der Sender auch den Identitären Martin Sellner und FPÖ-Politiker:innen ein. So wurden etwa im Februar 2025 nach den gescheiterten Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP Interviews mit den zwei FPÖ-Generalsekretären Christian Hafenecker und Michael Schnedlitz gleich direkt aus dem Studio von FPÖ TV ausgesendet.

Screenshot RTV über Steyr-Demos (Bild: Screenshot Facebook)
Screenshot RTV über Steyr-Demos (Bild: Screenshot Facebook)

Auch mit den anderen Medien im rechten bis rechtsextremen Spektrum gibt es gute Kontakte. So strahlte RTV 2022 einige Monate lang die Nachrichtenformate von AUF1 aus (was die Medienbehörde KommAustria später als rechtswidrig ansah) und schloss das Jahr 2023 mit einem „Rückblick der Chefredakteure“, zu dem man Philipp Huemer (Heimatkurier), Florian Machl (Report24), Michael Scharfmüller (Info-DIREKT) und Stefan Magnet (AUF1) geladen hatte.

Kritiker:innen werden beschimpft

Parallel zu den „Spaziergängen“ in Steyr gibt es auch immer wieder Gegendemonstrationen. Mit dabei sind neben Bürgermeister Markus Vogl (SPÖ) auch die Nationalratsabgeordnete und Stadträtin von Steyr Katrin Auer (SPÖ) und Vizebürgermeister Michael Schodermayr (SPÖ). Auch sie waren bei den Demonstrationen schon Ziel aggressiver Beschimpfungen. 

 „Ich möchte, dass in dieser Stadt das Spazierengehen an einem Sonntagabend für alle möglich ist. Ich möchte nicht, dass Polizisten zwischen Bevölkerungsgruppen stehen müssen, zumal sehr viele dieser so genannten ‚Spaziergänger‘ von auswärts zu uns kommen,“ erklärte Bürgermeister Vogl gegenüber MeinBezirk.

Ein Verbot der Demos in Steyr ist rechtlich kaum möglich, so der Bürgermeister. 

Propaganda & Verschwörungstheorien: So funktioniert das Mediennetzwerk der FPÖ

Parlament Das Thema "Rechtsextremismus" im Parlament

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