An den Gehältern der Manager der heimischen Börsenunternehmen ist die Corona-Krise vorbeigezogen, zeigt eine Studie der Arbeiterkammer Wien. Im Durchschnitt gab es für die Vorstände ein sattes Plus von 4 Prozent. Mit 1,9 Millionen Euro pro Jahr verdienen sie 57-Mal so viel wie der Rest.
Um 40 Prozent brachen die Gewinne der 17 untersuchten ATX-Unternehmen im Jahr 2020 ein. Trotzdem gab es für die Manager Bonuszahlungen, wenn auch weniger als im Jahr zuvor. Auf 20 Prozent mussten sie bei den Boni-Zahlungen verzichten. Laut Studienautorin und AK Betriebswirtin Christina Wieser werden bei der Vergütungspolitik nach wie vor soziale und ökologische Ziele nicht ausreichend berücksichtigt. Selbst in den Hauptversammlungen wurde seitens der Aktionäre Kritik an dieser Praxis laut: In einem von drei untersuchten Unternehmen wurde die Ausgestaltung der Gagen ihrer Manager zur Überprüfung geschickt.
Höhere Vergütung trotz starker Verluste
„Das Fixgehalt ist konstant geblieben, variable Teile haben sich zwar reduziert, aber weit nicht so stark wie die Gewinne. Dagegen haben sich sonstige Gehaltsbestandteile, getrieben von Beendigungszahlungen, fast verdoppelt.“, sagt die AK Expertin Wieser. Besonders auffällig ist die Bawag Group: fünf der zehn best-verdienendsten Manager kommen aus der Bank.
„Dabei ist der Gewinn des Bankkonzerns im Corona-Krisenjahr um 38% gesunken, zudem wurde im Vormonat ein Personalabbau angekündigt.“, sagt Wieser.
Weitere Spitzenverdiener kommen mit Noch-CEO Rainer Seele aus der OMV, auch Andritz-Boss Wolfgang Leitner ist wieder unter den zehn Besten zu finden. An der Spitze rangiert allerdings der ehemalige CEO von Mayr-Melnhof, Wilhelm Hörmanseder, mit insgesamt 11,8 Millionen Euro (11,3 Millionen Euro aus Beendigungsvereinbarung), der im April 2020 nach 25 Jahren im Vorstand das Zepter übergeben hat.
Nachhaltigkeit ist keinen Bonus wert
Obwohl laut Gesetz der Faktor Nachhaltigkeit zu berücksichtigen ist, sind Nachhaltigkeitsziele oft wenig konkret formuliert und gemessen an der Gesamtvergütung nur sehr gering gewichtet. Finanzziele und Finanzkennzahlen seien dafür nach wie vor übergewichtet. In acht der diesbezüglich 14 untersuchten ATX-Unternehmen gibt es zwar explizite Nachhaltigkeitsziele in den Kategorien Umwelt, Soziales und/oder Governance. In nur drei Unternehmen – OMV, Post, Wienerberger – gibt es Ziele in allen drei Kategorien relevante Kriterien. Die AK fordert in der Studie, dass ein Drittel der Bonus-Zahlungen an die Erreichung sozialer und ökologischer Erfolge geknüpft werden.