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Wenn das Geld nicht einmal für Medikamente reicht – trotz Lehre

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Lena Krainz Lena Krainz
in Bildung & Wissenschaft
Lesezeit:3 Minuten
16. Dezember 2022
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Rund 12.000 Personen nehmen in Österreich an einer überbetrieblichen Lehrausbildung teil – weil sie kaum Chancen auf eine Lehrstelle in einem Betrieb haben. Dafür erhalten sie in den ersten beiden Lehrjahren jedoch nur rund 361 Euro im Monat. Trotz höchster Inflation seit 70 Jahren und Fachkräftemangel soll diese Bezahlung 2023 nur um rund 3 Prozent angehoben werden. „Mit diesem Geld geht sich das Leben kaum aus“, erzählt Mechatronik-Lehrling Julia Kern im Kontrast-Gespräch.

Julia Kern ist im dritten Lehrjahr für Mechatronik. Anders als der Großteil der Lehrlinge, absolviert sie die Ausbildung nicht direkt in einem Betrieb, sondern „überbetrieblich“. In ihrem Fall organisiert das Bildungsförderungsinstitut BFI die Ausbildung – finanziert wird das großteils über das AMS. 8 Prozent aller Lehrlinge – oder rund 12.000 Personen – machen eine sogenannte überbetriebliche Lehre, weil sie keine Lehrstelle in einem Betrieb finden bzw. sonst keine Chance hätten. Der Abschluss ist der betrieblichen Lehre zwar gleichgestellt, doch das Gehalt ist weniger als halb so hoch. So bekommen Lehrlinge wie Julia in den ersten beiden Lehrjahren nur eine Ausbildungsbeihilfe von 361,50 Euro pro Monat. Danach steigt es auf 834,90 Euro. „Mit diesem Geld geht sich das Leben kaum aus“, sagt Julia. Selbst wenn man noch bei den Eltern wohnt, wie Julia, braucht man Geld zum Leben. „Zum Beispiel für Essen in der Arbeit: Wenn man das hochrechnet, kommt man am Ende des Monats nur ganz knapp aus.“ Trotz Arbeit, musste sie sich in der Vergangenheit immer wieder Geld von den Eltern borgen: etwa um monatlich die Medikamente zu bezahlen, auf die sie angewiesen ist.

Von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen: „Ich wollte meinen Eltern zu Weihnachten was kaufen, aber wenn ich mein Gehalt sehe und was ich am Konto habe, dann geht sich das nicht aus“, erzählt die 18-Jährige.

Nur 11 Euro mehr soll es ab 2023 geben

Für 2023 ist eine Erhöhung von 11,10 Euro (+ 3,07%) in den ersten beiden Lehrjahren vorgesehen. Im 3. und 4. Lehrjahr soll es ein Plus von 25,8 Euro (+3,09%) geben.
Im Vergleich zu anderen Lehrlingsgehältern ist der Unterschied massiv: Im Metallgewerbe, aber auch im Handel beispielsweise, bekommt man ab 2023 im ersten Lehrjahr 800 Euro. Das entspricht einer Erhöhung von etwa 10 Prozent. Der Abstand nimmt damit weiter zu. Bis 2019 bekamen volljährige Lehrlinge noch 753 Euro, doch die schwarz-blaue Bundesregierung kürzte dieses Geld damals um mehr als die Hälfte.

Gerade in Zeiten der höchsten Inflation seit 70 Jahren ist diese niedrige Ausbildungsbeihilfe alles andere als armutsfest. Julia Kern ärgert sich darüber, dass die Bezahlung nicht an die Lehrlingsgehälter angeglichen wird. „Es ist einfach ungerecht, dass wir zurückgelassen werden. Es sollte auch auf die Inflation geschaut werden – die steigt und unser Gehalt bleibt am Boden“, so Julia Kern.

Wahl zwischen Aushilfsjob oder Nebenjob zusätzlich zur Lehre

Die Folge dieser enorm niedrigen Ausbildungsbeihilfen wird sein, dass sich viele Jugendliche die Lehre nicht mehr leisten können, befürchtet die Österreichische Gewerkschaftsjugend. Stattdessen werden sie die Ausbildung abbrechen und Aushilfsjobs annehmen, weil sie so zumindest kurzfristig das Dreifache verdienen – auch wenn sie langfristig draufzahlen. Dabei werden derzeit an vielen Orten ausgebildete Leute gesucht. Der Fachkräftemangel befindet sich laut dem Fachkräfteradar 2022 auf einem „Allzeithoch“. Gerade Personen mit einem Lehrabschluss werden österreichweit händeringend in vielen Branchen gesucht.
Die Alternative wäre für die Jugendlichen, sich neben ihrer Lehre einen zusätzlichen Job zu suchen. Damit würden sie jedoch immer noch weniger verdienen als ihre Kolleg:innen mit einem Job.

Die Österreichische Gewerkschaftsjugend fordert deshalb u.a. die Erhöhung der Lehrlingseinkommen im 1. und 2. Lehrjahr auf 500,91 € monatlich sowie ein 13. und 14. Lehrlingseinkommen – so wie es alle anderen Lehrlinge auch erhalten.

Parlament Das Thema "Überbetriebliche Lehrausbildung" im Parlament

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21. Dezember 2022 10:43

Bei der 3 jährigen Diplom Ausbildung zur Gesundheits und Krankenpflege Fachkraft bekam man im 1 Jahr 150 € / Monat!!!! Mittlerweile ab 2024 eingestellt und an die FH verlagert. Jetzt muss man in der qualifizierten Pflegeausbildung zum gehobenen Dienst die Ausbildung auch noch selber bezahlen. Für Praktikanten gibt’s nichts. Nicht einmal ein TG.
Ich machte diese Ausbildung in den 90 er Jahren. Damals waren es 150 Schilling TG im ersten Jahr/ Monat. Im letzten Jahr waren es 450 ÖS.
Damals bekam jeder Lehrling mehr Lehrlingsentschädigung als jede Azubi im Pflegeberuf.
Und heute ist es nicht anders. Ein Polizist bekommt die Ausbildung bezahlt und obendrein ein Gehalt während der Ausbildung. Ein Mediziner kann gratis studieren. ABER eine qualifizierte Pflegekraft muss auf die FH ausweichen und die Ausbildung selber bezahlen.

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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