Wien will bis 2040 klimaneutral werden – und setzt dafür verstärkt auf nachhaltige Fernwärme. Die Großwärmepumpe Simmering und die 2025 neu in Betrieb genommene Wärmepumpe bei der Müllverbrennungsanlage Spittelau spielen eine zentrale Rolle: Sie nutzen die Abwärme der Müllverbrennung und erneuerbare Energie, um zehntausende Haushalte klimafreundlich zu beheizen. Damit macht sich die Stadt unabhängiger von Gas und reduziert CO2-Emissionen.
Wien hat ein klar formuliertes Ziel: Klimaneutral bis 2040. Klimaneutral bedeutet, dass die Stadt ihre CO₂-Emissionen drastisch reduzieren und verbleibende Emissionen durch Klimaschutzmaßnahmen ausgleichen möchte. Insgesamt soll nur so viel CO2 ausgestoßen werden, wie auch ausgeglichen wird. Weltweit verfehlen aktuell die meisten Länder und Städte ihre Klimaziele. Doch die Stadt Wien investiert, baut um und ist auf dem besten Weg, ihre Vorhaben zu erreichen. Die Stadt hat den Energieverbrauch pro Kopf zwischen 2005 und 2023 um ganze 33,7 % reduziert und will ihn mit großen Bauprojekten weiter senken. Neben Photovoltaik-Anlagen, Öffi-Ausbau und nachhaltigem Wohnbau setzt Wien auf einen weiteren zentralen Baustein: Wärmepumpen. In Simmering ist bereits seit 2023 eine große Wärmepumpe im Einsatz. Eine zweite Wärmepumpe wurde in diesem Jahr bei der Müllverbrennungsanlage Spittelau in Betrieb genommen. In diesem Artikel erfährst du, wie die Wärmepumpen der Stadt Wien funktionieren.
Wie funktioniert eine Wärmepumpe?
Wärmepumpen entziehen der Umgebung Wärme, beispielsweise aus Luft, Wasser oder Erde, und wandeln sie in nutzbare Heizwärme um. Dabei benötigen sie vergleichsweise wenig Strom. Neu erbaute, große Wärmepumpen bilden somit eine neue Quelle für Fernwärme in Wien. Fernwärme bedeutet, dass die Wärme deiner Heizung nicht im eigenen Wohnhaus produziert wird, sondern in einem großen Kraftwerk. Dieses funktioniert dann sozusagen als große Heizung für den Bezirk oder die Stadt. Über isolierte Rohre gelangt die Wärme dann zu dir in die Wohnung. In Verbindung mit Fernwärme bieten Wärmepumpen eine nachhaltige Alternative zum Heizen mit Öl und Gas, da deutlich weniger CO2-Emissionen verbraucht werden. Die Stadt Wien geht noch einen Schritt weiter und erzeugt die Fernwärme der neuen Wärmepumpen vollständig klimaneutral: Die Wärmepumpe Simmering wird zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt und die Wärmepumpe Spittelau nutzt die Wärme, die die Müllverbrennungsanlage sowieso schon produziert.
Aus Müllverbrennung wird Heizwärme: Die Wärmepumpe Spittelau
Die Müllverbrennungsanlage Spittelau hat eine neue Funktion dazugewonnen und ist nun noch effizienter: Sie versorgt seit Anfang diesen Jahres tausende Wiener:innen mit Heizwärme.
Im Jahr 2023 hat Wien Energie den Bau der neuen Großwärmepumpe im 9. Bezirk gestartet. Schon zwei Jahre später versorgt die Wärmepumpe Spittelau rund 16.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Fernwärme. Das sind rund 38 % der Einwohner:innen des 9. Wiener Gemeindebezirks. Die Anlage nutzt die Wärme, die beim Verbrennen des Mülls entsteht, und wandelt sie mithilfe der Wärmepumpen in Heizwärme um. Diese wird dann mittels Fernwärme an die Wiener:innen verteilt. So werden jährlich rund 22.000 Tonnen CO2 eingespart. Die neue Wärmepumpe spart umgerechnet den CO2-Verbrauch von über 2.500 Österreicher:innen ein. Etwa 40 Millionen Euro hat der Bau dieser modernen und innovativen Anlage gekostet.
Größte Wärmepumpe Europas: Auch Simmering heizt klimafreundlich
Neben der Wärmepumpe Spittelau ist auch die Großwärmepumpe in Simmering ein wichtiger Bestandteil des „Raus aus Gas“-Programms der Stadt Wien. In Simmering entsteht Europas größte Wärmepumpen-Anlage. Sechs riesige Wärmepumpen sollen den Umstieg von Erdgas auf erneuerbare Energie bei der Erzeugung von Fernwärme ermöglichen. Ab 2027 wird sie rund 112.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Bisher sind drei der sechs Wärmepumpen einsatzbereit. Damit werden heuer über 56.000 Wohnungen und Häuser beheizt. Und das komplett klimaneutral. Die Wärmepumpen-Anlage wird mit Strom aus dem Wasserkraftwerk Freudenau an der Donau und der Abwärme des Abwassers der ebswien-Kläranlage betrieben. Wenn die Anlage final in Betrieb ist, können ab 2027 jährlich bis zu 300.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Das entspricht umgerechnet dem Pro-Kopf-Verbrauch von über 26.000 Österreicher:innen.

Wien bindet sich rechtlich an die Klimaziele
Wien will sich noch diesen Monat mit einem Klimagesetz rechtlich an seine Klimaziele binden. Das Gesetz schafft einen verbindlichen Rahmen für die Klimaneutralität bis 2040 und basiert auf den drei Säulen Klimaschutz, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft. Außerdem hat Wien 2022 den Wiener Klimafahrplan mit konkreten Maßnahmen für weniger CO2 beschlossen. Der Wärmepumpen-Bau ist Teil dieses Fahrplans. Langfristig macht sich Wien damit unabhängig von klimaschädlichen fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas.
Das Klimagesetz sieht vor: Bis zum Jahr 2040 sollen 56 % der Wiener Fernwärme aus erneuerbaren Quellen stammen und im selben Jahr soll Wien klimaneutral sein. Der Bau der neuen Wärmepumpen machen Wien klimaneutraler und sind Schlüsselprojekte, um diese Ziele zu erreichen.
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