Wirtschaftskammer fordert weniger Geld im Krankenstand
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Wirtschaftskammer-Präsident fordert: Kein Geld mehr für ersten Tag im Krankenstand – trotz Rekordhoch bei Krankenständen

Die Menschen in Österreich sind so häufig krank wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Fehlzeitenreport des WIFO hervor. Im Schnitt musste 2023 jeder berufstätige Mensch in Österreich 15,4 Tage in Krankenstand gehen. Das ist um ein Viertel mehr als noch 2021. Ausgerechnet jetzt fordert die Wirtschaftskammer, den ersten Krankenstands-Tag nicht mehr zu bezahlen.

In Österreich sind die Menschen häufiger krank als früher. Das zeigt der aktuelle Fehlzeitenreport des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO). Demnach ist die Zahl der Krankenstands-Tage in den Jahren 2022 und 2023 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen.

2021 verbrachten die Arbeitnehmer:innen im Schnitt 12,3 Tage im Krankenstand. Im Jahr darauf (2022) waren es mit 14,9 Tage fast um ein Viertel mehr. Und 2023 mussten die Menschen in Österreich bereits 15,4 Tage in Krankenstand gehen.

Corona & erhöhter Arbeitsdruck sorgen für mehr Krankenstände

Laut dem Report hängen die gestiegenen Krankenstands-Tage vor allem mit Corona zusammen: Während der Pandemie gab es weniger Krankenstände, weil Corona-Infektionen erst seit 2022 als Erkrankungen erfasst werden. Davor wurden sie als „Absonderung“ bezeichnet und nicht als Krankenstände gezählt. Man galt also offiziell nicht als krank, sondern musste nur in Absonderung – also in Quarantäne.

Doch auch der Arbeitsdruck ist in den letzten Jahren gestiegen. Immer mehr Beschäftigte erkranken an Burn-out oder anderen stressbedingten Krankheiten. Denn seit Corona ist die Arbeitsbelastung erwiesenermaßen gestiegen. Menschen müssen immer mehr Arbeit in derselben Zeit verrichten und haben weniger Pausen.

Wirtschaftskammer fordert: Kein Geld mehr für den ersten Tag im Krankenstand

Ausgerechnet in dieser Situation lässt die Wirtschaftskammer mit einer umstrittenen Forderung aufhorchen: Den Arbeitnehmer:innen soll der erste Tag im Krankenstand künftig nicht mehr bezahlt werden. Der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg – Peter Buchmüller – fordert generell mehr Strenge bei Abwesenheiten: Wenn es nach ihm geht, sollen Beschäftigte, die länger als zehn Wochen im Krankenstand verbringen, keinen Urlaubsanspruch mehr anhäufen dürfen. Die Wirtschaftskammer will also, dass der Urlaubsanspruch nach langen Krankenständen nicht mehr mitgenommen werden kann und im nächsten Jahr verfällt.

Die Arbeiterkammer und die Österreichische Gesundheitskasse kritisieren beide Vorschläge scharf. Das Bild von Menschen, die „krankfeiern“, entspreche nicht den Tatsachen, sagt Salzburgs AK-Präsident Peter Eder. Im Gegenteil: Laut Arbeitsklimaindex sei 2022 mehr als die Hälfte der Salzburger Beschäftigten trotz Krankheit arbeiten gegangen.

Zahl der chronischen Erkrankungen bei Jungen „alarmierend“

Wolfgang Panhölzl von der Arbeiterkammer Wien weist auch auf die „alarmierend“ hohe Zahl der chronischen Erkrankungen bei Jungen hin. Das zeige ein Muster, „dass viele Junge krank oder mit Risiko ins Erwerbsleben einsteigen“. Er geht außerdem davon aus, „dass Menschen immer häufiger von Zuhause aus arbeiten statt in Krankenstand zu gehen, wenn sie krank sind.“

In den vergangenen Jahren ist die Arbeitsbelastung generell gestiegen. Die Menschen verrichten immer mehr Arbeit in derselben Zeit. Mehr Lohn bekommen sie dafür aber nicht. Im Gegenteil: Die Reallöhne, also das, was sich die Menschen real von ihrem Geld leisten können, sind in den letzten Jahren immer weiter gesunken.

Beschäftigte leisten immer mehr in derselben Zeit – bekommen aber nicht mehr Geld

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Karl
Karl
4. Juli 2024 22:35

Wer den Großen schenkt, muss den Kleinen nehmen.

Peter
Peter
3. Juli 2024 10:45

Die Wirtschaftskammer macht hier billige Politik gegen ihre eigen Klientel.

Was dazu führt das aus Angst um Geldverlust Krankheiten verschleppt werden, und später um so teuer und langwieriger werden.

Für die Wirtschaft würde ein derartiges vorgehen zwar kurzfristig etwas bringen, langfristig allerdings das vielfache kosten, von dem was man sich kurzfristig einspart.

Diese komischen Milchmädchenrechnungen der Wirtschaftskammer passen zur Politik der ÖVP, die ja auch den Zugang zum Gesundheitswesen massiv erschwert. Was dann ebenso für die Wirtschaft massive Ausfälle bedeutet, die enorm viel kosten.

So dämlich war man nicht mal vor 130 Jahren am Beispiel von Le Bon Marché in Paris, wo man für die Mitarbeiter*Innen eigene Ärzte beschäftigt. Wenn es das ist was die ÖVP will, dann wird das sehr, sehr teuer für die Wirtschaft.

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