Vom herablassenden Ton über Belästigung bis hin zu tätlichen Angriffen – für Mitarbeiter:innen im Handel ist das in ihrem Berufsalltag allgegenwärtig. Eine aktuelle Umfrage der Gewerkschaft GPA zeigt: Fast jeder zweite Handelsangestellte hat bereits Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Laut der Vorsitzenden der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber, sind Kund:innen das Hauptproblem. Dem zugrunde liegen laut den Arbeitnehmer:innen vor allem strukturelle Mängel in den Betrieben.
Besonders im Handel, wo täglicher Kund:innenkontakt, hoher Arbeitsdruck und ständige Präsenz gefragt sind, berichten viele Beschäftigte von alltäglichen Grenzüberschreitungen. Die Gewerkschaft GPA hat 1.513 Handelsangestellte befragt und kam dabei zu dem Ergebnis: Gewalt am Arbeitsplatz ist keine Randerscheinung – sie ist für viele Menschen Teil ihres beruflichen Alltags.

Beschimpfungen, Bedrohungen und Verspottungen: Damit haben Handelskräfte zu kämpfen
Fast jeder zweite Handelsangestellte (46,7 %) hat bereits Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Die häufigste Form davon ist psychische Gewalt: 58,6 Prozent der Befragten berichteten, schon einmal angeschrien oder eingeschüchtert worden zu sein. Dahinter folgen Beschimpfungen (57,8 %) sowie Bedrohungen und Einschüchterungen (37,6 %). Zudem gaben 34,6 Prozent an, am Arbeitsplatz bereits Hänseleien oder Verspottungen erlebt zu haben. Die Ergebnisse sind alarmierend und sind ein deutliches Signal für den gestiegenen psychischen Druck im Berufsalltag.
„Wer im Handel arbeitet, hält unsere Gesellschaft am Laufen – auch dann, wenn der Ton rauer, die Schlangen länger und der Druck größer wird. Doch dass dabei fast jede:r zweite Beschäftigte Gewalt erlebt, ist nicht hinnehmbar. Es braucht ernsthafte Prävention, klare Abläufe im Betrieb – und vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft“, betont Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA.
„Wer einkaufen geht, hat keine Lizenz, Beschäftigte respektlos zu behandeln. Wer Menschen im Handel anschreit, beleidigt oder bedroht, überschreitet eine Grenze – nicht nur rechtlich, sondern menschlich. Respekt ist das Mindeste, das jene verdienen, die täglich für andere da sind“, so Teiber.

Besonders Frauen sind davon betroffen
Frauen sind trotz all dieser belastenden Erfahrungen am Arbeitsplatz häufig noch mit weiteren Herausforderungen konfrontiert: Sexistische Witze, verbale sexuelle Belästigung und Übergriffe betreffen vor allem weibliche Beschäftigte. 40 Prozent der weiblichen Beschäftigten sind mit anzüglichen oder diskriminierenden Witzen konfrontiert. Jede Fünfte wurde am Arbeitsplatz schon einmal verbal sexuell belästigt. Von sexuellen Übergriffen sind rund 4 von 100 weiblichen Beschäftigten betroffen.
Arbeitsdruck und Personalmangel verstärken die Konflikte
Die Ursachen von Gewalt am Arbeitsplatz sind laut den Beschäftigten nicht das Verhalten Einzelner, sondern grundlegend dafür sind strukturelle Mängel im Betrieb. Steigender Arbeitsdruck, schlechter Führungsstil und zu wenig Personal geben sie bei der Umfrage als Hauptursachen an.
“Viele Unternehmen setzen bereits Schritte, aber es braucht ein strukturiertes, dauerhaftes Engagement für Sicherheit und Respekt. Gewaltprävention darf kein Einmaleffekt sein”, betonen die Vorsitzende der GPA Barbara Teiber und Sabine Grossensteiner, Betriebsrätin bei BILLA.
Es gehe vor allem darum, Beschäftigte zu stärken, ihnen zuzuhören und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sie schützt. Die Gewerkschaft fordert unter anderem ein Recht auf psychologische Unterstützung und Supervision, Gewaltschutzbeauftragte in Betrieben ab 20 Personen sowie eine verpflichtende Mindestbesetzung bei hoher Kundenfrequenz.
Hilfe bei Gewalt am Arbeitsplatz |
Wenn Sie von Gewalt am Arbeitsplatz betroffen sind, finden Sie auf der Internetseite www.gpa.at/sicher-ohne-gewalt rechtliche und individuelle Ratschläge. |