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„Zur Warnung“ Metaller blockieren Triesterstraße und bestreiken 300 Betriebe

„Zur Warnung“ Metaller blockieren Triesterstraße und bestreiken 300 Betriebe

Patricia Huber Patricia Huber
in Arbeit & Freizeit
Lesezeit:3 Minuten
3. November 2021
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Die vierte Verhandlungsrunde der Metaller ist am Dienstag ohne Ergebnis geblieben, die Gewerkschaft brach die Gespräche nach 14 Stunden ab. Die Arbeitnehmer fordern ein Plus von 4,5% und höhere Schichtzulagen. Die Arbeitgeber boten am Ende 2,75 Prozent – eine Erhöhung unter der Inflationsrate. Die Beschäftigten empfinden das als Provokation und beginnen in 300 Betrieben mit Warnstreiks. 

Aktuell liegen die Preissteigerungen im Warenkorb deutlich über drei Prozent, dennoch wollen die Arbeitgeber nach vier Verhandlungsrunden nicht mehr als 2,75 Prozent geben. Diese Woche haben 300 Betriebe mit Warnstreiks begonnen. Die Firma Klinger in Gumpoldskirchen ist eine von ihnen. Drei Stunden legten die 50 Arbeiterinnen und 50 Angestellten beim Fertiger von Industrieamaturen in Gumpoldskirchen am Mittwoch ihre Arbeit nieder. Keinen Tag waren sie in Kurzarbeit oder im Homeoffice während der Corona-Pandemie. „Für uns gab es kein Corona“, sagt einer von ihnen. Umso mehr wünscht man sich eine Anerkennung für die Leistung und den Einsatz im letzten Jahr. Viele der Beschäftigten sind seit Jahrzehnten in der Firma, erzählen von Zeiten, als über 1.000 Menschen hier gearbeitet haben. „Schön war es, hier zu arbeiten“, sagt ein Angestellter, der seit 1976 in der Firma arbeitet.

Der Output sei zwar heute noch der gleiche, aber die Zahl der Mitarbeiter ist auf ein Zehntel geschrumpft – die große Firma zerteilt in einzelne Gesellschaften. Während eine der Gesellschaften einen Corona-Bonus auszahlt, wurde er den anderen nicht zugestanden – Eigentümer ist überall der gleiche, das ärgert die Leute zum Beispiel. Auch dass man letztes Jahr „selbstverständlich“ auf ein hohes Gehaltsplus und sonstige Forderungen verzichtet hat, jetzt aber wieder nichts zurückbekommen soll, will man nicht akzeptieren – vor allem angesichts der guten Wirtschaftslage. „Das Angebot der Arbeitgeber ist einfach zu niedrig“, sagt eigentlich jeder von ihnen.

In das Werk in Guntramsdorf kommt man nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln, alle kommen mit dem Auto. Die Sprit-Preise sind ein entsprechend großes Thema. „Wenn ich mir anschaue, wie der Benzinpreis gestiegen ist im Vergleich zu meinem Lohn, dann kann ich mir das Leben bald nicht mehr leisten“, sagt ein Arbeiter.

4 Stunden lang streikten die Aufzugtechniker auf der Triesterstraße für eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent.

Donnerstag morgen blockieren einige hundert Aufzugtechniker die Triesterstraße. Auch sie haben keinen Tag aufgehört zu arbeiten, als das ganze Land im Lockdown war. Jetzt wollen sie dafür entschädigt werden, dass die Geschäfte gut laufen – durch ihre Arbeit. Das Arbeitstempo hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt – heute muss ein Monteur nicht mehr acht, sondern 16 Aufzüge am Tag warten. Der Lohn hat sich aber nicht verdoppelt, wie der Oswald Rosenits von TK Elevator (früher Thyssen Aufzüge) erzählt.

„Die 2,75 Prozent sind eine Frechheit. Wir haben voriges Jahr die Hosen runtergelassen mit 1,45 Prozent, weil die Pandemie war, und die Arbeitgeber brauchen nicht glauben, das geht jetzt jedes Jahr so weiter“,

sagt ein Aufzugstechniker von Otis.

Protest auf der Triesterstraße: „Letztes Jahr haben wir die Hosen runtergelassen. Das geht jetzt nicht jedes Jahr so weiter“

HÖHERE ZUSCHLÄGE FÜR SCHICHTDIENST

Neben 4,5 Prozent Lohnerhöhung fordert die Gewerkschaft auch deutlich höhere Zuschläge für Schichtdienste. 1,50 pro Stunde soll die Zulage für die zweite Schicht betragen, 5 Euro pro Stunde für die Nachtschicht. Bei Klinger in Gumpoldskirchen stehen die Maschinen nie still, die Frühschicht beginnt um 6 Uhr morgens, die Nachmittagsschicht um 14.00 und die Nachtschicht endet um 6 Uhr früh. „Ich stehe auch am Sonntag um 4 Uhr früh auf, weil ich das so gewohnt bin“, sagt ein Arbeiter. Aber am Sonntag wolle er trotzdem nicht regelmäßig arbeiten, den mag er mit einer Familie verbringen oder mit „basteln“.

Bei der Arbeitszeit fordern die Arbeitgeber nämlich Verschlechterungen. „Was wir 2018 bei der Einführung des 12-Stunden-Tages in den Kollektivvertrags-Verhandlungen entschärft haben, steht jetzt wieder in Frage“, warnt Metaller-Chefverhandler Rainer Wimmer (von der ProGe). Eine Wochenarbeitszeit von 60 Stunden soll es bis zu 20 Mal pro Jahr geben können, dazu soll Sonntagsarbeit  jede Woche möglich sein. „Bei uns geht es nicht nur um Löhne, es geht auch um schleichende Verschlechterungen bei der Arbeitszeit“, sagt Roman Zagler vom Angestelltenbetriebsrat von Klinger.

Verbessern die Arbeitgeber übers Wochenende ihr Angebot nicht, kommt es nächste Woche in ganz Österreich zu ersten Streiks. Vier Stunden pro Schicht sollen dann die Maschinen etwa bei Klinger in Gumpoldskirchen still stehen.

[veröffentlicht am 3. November, aktualisiert am 4. November]

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rudi
rudi
6. November 2021 09:36

Man lebt nur vom NETTO-LOHN und nicht vom BRUTTO! Nur eine NETTOLOHNERHÖHUNG bringt den AN etwas, um besser leben zu können! Denkt daran bei Eurem KAMPF!

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In keinem Land der Eurozone ist Vermögen so ungleich verteilt wie in Österreich. Die reichsten 1 Prozent besitzen 41 Prozent des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte Österreichs zusammen nur 3 Prozent des Vermögens besitzt. Der Großteil der Superreichen ist nicht durch harte Arbeit oder kluge Geschäftsideen zu Reichtum gekommen, sondern hat sein Vermögen geerbt. Auf diese gigantischen Erbschaften zahlen sie außerdem keinen Cent Steuern. Der Sozialökonom Stephan Pühringer argumentiert, dass diese Ungleichheit Gift für unsere Gesellschaft ist. Immer mehr Geld und Macht sind in der Hand von einigen wenigen konzentriert, während der Rest der Bevölkerung durch eigene Arbeit kaum mehr zu bescheidenem Wohlstand kommt. Zitat: Das Verhältnis zwischen Superreichen und dem Rest der Bevölkerung ist komplett aus dem Lot geraten. Gigantische Vermögen werden ohne jegliche Leistung oder Besteuerung vererbt. Das gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Stephan Pühringer

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